Ağca

Ağca

Mehmet Ali Ağca (* 9. Januar 1958 in Yesiltepe, Malatya) ist ein türkischer Ultranationalist. Er führte am 13. Mai 1981 in Rom ein Pistolenattentat auf den damaligen Papst Johannes Paul II. durch.

Ali Ağca stand den Grauen Wölfen nahe. 1979 ermordete er den Chef der türkischen Zeitung Milliyet, den Journalisten Abdi İpekçi. Zuvor organisierte er in Ankara und Istanbul zusammen mit seinem Weggefährten Abdullah Çatlı Schießereien und Straßenkämpfe gegen Linksradikale. Nach dem Mord an İpekçi verließ Ağca Istanbul, flüchtete mit Haluk Kırcı, einem anderen hochrangigen Mitglied der Grauen Wölfe, nach Erzurum und versteckte sich dort. Doch schon bald kehrte Ağca nach Istanbul zurück, wo er trotz gefälschtem Pass und Perücke von Polizisten erkannt und inhaftiert wurde. Er erhielt eine Gefängnisstrafe, konnte aber am 24. November 1979 aus dem Militärgefängnis Maltepe in Istanbul fliehen. Zeugen zufolge sollen ihm einige Soldaten, die den Grauen Wölfen nahestanden (Bünyamin Yilmaz), eine Waffe gegeben und bei der Flucht geholfen haben. Diese Aussage wurde jedoch bestritten: In jener Zeit herrschten Pressezensur und beschränkte Meinungsfreiheit; offizielle Untersuchungen waren nicht objektiv. Zwar versuchten unabhängige Quellen zu belegen, dass es unmöglich gewesen wäre, ohne Unterstützung des Militärs aus dem Militärgefängnis Maltepe zu fliehen, offizielle Anerkennung fand diese Theorie jedoch nicht.

Anfang der 1980er Jahre floh Ağca nach Bulgarien und verhandelte mit der dortigen Mafia über mögliche Waffen- und Drogenkäufe. Spekulationen zufolge soll er in dieser Zeit einen KGB-Befehl erhalten haben, den Papst zu erschießen. Ağca führte das Pistolenattentat auf Johannes Paul II. auf dem Petersplatz in Rom am 13. Mai 1981 durch. Drei Kugeln trafen den Papst, eine davon verletzte ihn schwer. Während zwei der Kugeln den linken Zeigefinger[1] zertrümmerten und einen Streifschuss am rechten Unterarm verursachten, zerstörte die dritte Kugel mehrere Dünndarmschlingen und trat schließlich knapp neben der Wirbelsäule wieder aus. Ali Agca versuchte nach den Schüssen zu fliehen, konnte aber vom päpstlichen Personenschützer Camillo Cibin gestellt werden und wurde festgenommen.

Über sein Tatmotiv äußerte Ağca im Lauf der Jahre Widersprüchliches. Die Drahtzieher des Attentats vermutete die CIA beim sowjetischen Geheimdienst KGB und beim bulgarischen Geheimdienst als ausführender Instanz. Ağca selbst gab bis heute keine Informationen über die Logistik des Anschlags preis. 2006 kam ein Untersuchungsausschuss des italienischen Parlaments zu dem Ergebnis, dass das Attentat auf Weisung Leonid Breschnews vom russischen Geheimdienst GRU in Auftrag gegeben wurde – in Zusammenarbeit mit dem bulgarischen Geheimdienst und dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR.

Nachdem er drei Tage nach dem Attentat zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, amnestierte ihn im Jahr 2000 (nach 19 Jahren Haft) der italienische Präsident auf Bitten des Papstes, und Ağca wurde der Türkei ausgeliefert. Dort war er bereits wegen des Mordes an İpekçi in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Dieses Urteil wurde vor seiner Auslieferung in lebenslange Haft umgewandelt und später verkürzt, sodass er samt Verurteilungen wegen zweier weiterer Verbrechen in den 1970er Jahren in der Türkei 36 Jahre Haft vor sich gehabt hätte. Strafminderungen und eine Amnestie führten zu seiner Freilassung auf Bewährung am 12. Januar 2006. Die Aussetzung der Haft auf Bewährung wurde jedoch vom Obersten Türkischen Gerichtshof am 20. Januar 2006 aufgehoben und Ağca erneut verhaftet.

Ağca wurde nicht zum türkischen Wehrdienst eingezogen, dem er sich in den 1970er Jahren entzogen hatte. Er wurde in einem Militärgefängnis in Istanbul untersucht und für untauglich befunden, ob aus psychischen oder physischen Gründen, ist nicht bekannt.

Heute bekennt sich Ağca zwar zu den Grauen Wölfen, bezeichnet die 1970er Jahre jedoch als „abgeschlossenes Kapitel“ und steht der MHP (politischer Arm der Grauen Wölfe) distanziert gegenüber. Ağca hat sich mittlerweile dem Islam zugewandt.

Im Mai 2008 stellte Ağca den Antrag auf die polnische Staatsbürgerschaft. Nach seiner Haftentlassung will er sich in Polen niederlassen, erklärte sein Anwalt.

Reaktion Johannes Pauls II.

Aufsehen erregte der Papst, als er dem Attentäter schon auf dem Krankenbett in der Gemelli-Klinik vergab und ihn zwei Jahre nach der Genesung im Gefängnis besuchte. Da das Attentat auf den Tag fiel, an dem sich im portugiesischen Fátima die erste Marienerscheinung ereignet haben soll, schrieb Johannes Paul II. seine Rettung Maria, der Mutter Jesu, zu und bedankte sich später mit einer Wallfahrt in den Wallfahrtsort Fátima. Ağca brachte bei einer Gerichtsverhandlung 1985 das Attentat mit Fátima in Verbindung und bezeichnete sich selbst als „wiedergeborenen Christus“.

Einzelnachweise

  1. http://www.n24.de/media/_fotos/bildergalerien/attentate/Papst_ap_2.jpg

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