6. Sinfonie (Mozart)

6. Sinfonie (Mozart)

Die Sinfonie KV 43 in F-Dur komponierte Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1767. Nach der Alten Mozart-Ausgabe führt die Sinfonie die Nummer 6.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Das Autograph von KV 43 trägt den Titel: Sinfonia di Wolfgango Mozart à Vienne 1767. Über der Jahreszahl steht die später wieder ausgestrichene Bemerkung à olmutz. In Olmütz (Nordmähren) hielten sich die Mozarts nur einmal zwischen dem 26. Oktober und dem 23. Dezember 1767 auf, als sie abrupt aus dem pockenverseuchten Wien fliehen mussten, die Erkrankung beider Kinder aber doch nicht verhindern konnten. Auf der Flucht aus Wien machten sie in Brünn Station, und Leopold Mozart verschob wegen der Krankheit ein geplantes Konzert auf den Zeitpunkt der Rückreise. Am 10. Januar 1768 kehrten die Mozarts nach Wien zurück. Vermutlich wurde KV 43 zwischen dem 15. September und dem 23. Oktober 1767 in Wien komponiert, in Olmütz während Wolfgangs Genesung von den Pocken abgeschrieben und (möglicherweise) am 30. Dezember in Brünn aufgeführt.[1]

Zur Musik

Besetzung: zwei Flöten (diese nur im 2. Satz), zwei Oboen, zwei Hörner in F, zwei Violinen, zwei Violen, Cello, Kontrabass. In zeitgenössischen Orchestern war es zudem üblich, auch ohne gesonderte Notierung Fagott und Cembalo (sofern im Orchester vorhanden) zur Verstärkung der Bass-Stimme bzw. als Continuo einzusetzen.[1] Als Besonderheit sind bei KV 43 die geteilten Violen hervorzuheben.
Aufführungszeit: ca. 16 Minuten.

Bei den hier benutzten Begriffen in Anlehnung an die Sonatensatzform ist zu berücksichtigen, dass dieses Schema in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entworfen wurde (siehe dort) und von daher nur mit Einschränkungen auf KV 43 übertragen werden kann. Die Sätze 1, 2 und 4 entsprechen noch mehr der zweiteiligen Form, bei der der zweite Satzteil als modifizierter Durchlauf des ersten („Exposition“) angesehen wird. – Die hier vorgenommene Gliederung der Sätze ist als Vorschlag zu verstehen. Je nach Standpunkt sind auch andere Abgrenzungen und Deutungen möglich.

1. Satz: Allegro

F-Dur, 4/4-Takt, 101 Takte
Der Satz beginnt mit einer zweitaktigen Fanfare im Forte-Unisono, die auf einem gebrochenen F-Dur - Dreiklang basiert und im marschartig-punktiertem Rhythmus vorgetragen wird. Anschließend folgt ein Crescendo-Abschnitt mit aufsteigender Melodielinie in den Violinen, der zur Dominante C-Dur führt und diese in Takt 13 mit drei kräftigen Akkordschlägen erreicht. Vermutlich hat sich Mozart bei dieser Satzeröffnung an Johann Christian Bachs Sinfonie G-Dur op. 6 Nr. 1 von 1764 orientiert.[2]

In Takt 13 setzt ein Überleitungsabschnitt ein, der das Fanfarenmotiv im Bass über Tremolo der Streicher und gehaltenen Bläserakkorden von C-Dur zur Doppeldominante G-Dur moduliert, wobei auch kurz a-Moll, c-Moll und D-Dur gestreift werden. Das zweite Thema (Takt 23-31) steht erwartungsgemäß in der Dominanttonart C-Dur und wird von den Violinen und den Violen im Piano vorgetragen (d. h. ohne Bass). Kennzeichnend für die sanft-wiegende Melodie ist im Vordersatz ein ausgehaltener Ton der stimmführenden 1. Violine, auf den die übrigen Streicher nach einer Achtelpause versetzt antworten, im Nachsatz die chromatische Bewegung.

In der folgenden Passage (Takt 32 ff.) werden mehrere kleine Motive hintereinander gesetzt: Zunächst spielen beide Violinen versetzt jeweils eine eigene, eintaktige Floskel. Die dabei aufgebaute Spannung löst sich in einer kadenzartigen Figur, an die sich zwei weitere Motive mit Akkordmelodik anschließen. Charakteristisch ist insbesondere das letzte, das aus im Staccato-Unisono vorgetragenen gebrochenen Dreiklängen besteht. Der erste Satzteil „Exposition“ endet in Takt 49 und wird einmal wiederholt.

Der zweite Satzteil beginnt mit einem blockartigen Gegenübertreten von Forte-Tuttipassagen mit dem Fanfarenmotiv im Bass und darübergelegtem Tremolo analog Takt 13 ff. einerseits sowie einer Legato-Viertelbewegung der Streicher im Piano andererseits („Durchführung“). Überraschenderweise beginnt der Abschnitt im tonartlich entfernten A-Dur und moduliert dann im Quintenzirkel abwärts über d-Moll und G-Dur nach C-Dur. Die Überleitung zur „Reprise“ in Takt 69 ff. ist mit der Trillerfloskel analog Takt 10/11 gestaltet. Daran schließt sich jedoch nicht wie in der Exposition die Passage mit dem Fanfarenmotiv im Bass an, sondern das zweite Thema (Takt 73 ff.). Die Reprise ist im weiteren Verlauf entsprechend der „Exposition“ strukturiert. Auch der zweite Satzteil wird einmal wiederholt.

2. Satz: Andante

C-Dur, 2/4-Takt, 67 Takte
Die Klangfarbe wechselt: In der neuen Tonart C-Dur treten nun Flöten an die Stelle der Oboen, die stimmführende 1. Violine spielt gedämpft, die 2. Violine und die Bässe pizzicato, in Sechzehnteln „nuscheln“ die geteilt notierten Violen. Der ganze Satz hat einen pastoralen Charakter und ist durch eine sangliche Melodielinie gekennzeichnet. Er besteht aus einer Abfolge von meist zweitaktigen Motiven, die einmal wiederholt werden.

Die Motive in Takt 1-8 bzw. 13-20 sind dabei als erstes und zweites Thema interpretierbar (mit jeweils periodischem Aufbau. Für beide Themen sind Vorhalte charakteristisch, für den Überleitungsabschnitt (Takt 9-11) eine chromatische Melodielinie. Auf das zweite Thema folgt ein kadenzierender Abschnitt mit Trillerfloskel, der in die Schlussgruppe (Takt 27-30) mit abgesetzter Bewegung übergeht.

In Takt 31 ff. setzt zunächst eine Variante des Vordersatzes vom ersten Thema ein, die jedoch in Takt 35 in eine Fortspinnung von Material des zweiten Themas umschwenkt. Die „Reprise“ setzt in Takt 54 mit dem Nachsatz vom zweiten Thema ein. Beide Satzteile werden einmal wiederholt.

Das Andante ist eine Bearbeitung eines Duettes aus der Komödie Apollo et Hyacinthus, KV 38. Es tritt in der Oper erst am Schluss nach dem Ende der eigentlichen Handlung auf: Zwei Nebenrollen philosophieren abstrakt über göttlichen Zorn und Gnadenverlust. Zaslaw[1] meint hierzu: „Das elfjährige Wunderkind hat vielleicht wenig Inspiration aus dem Text geschöpft und scheint mehr die Situation vertont zu haben, wodurch ein Satz von fast sublimer Gelassenheit entstand.“

3. Satz: Minuetto e Trio

F-Dur, 3/4-Takt, mit Trio 36 Takte
Das galante Menuett ist durch seine auftaktigen Triolen gekennzeichnet, die im ersten Teil abwärts, im zweiten Teil aufwärts geführt werden. Auch das Trio für Streicher in B-Dur ist durch aufsteigende, auftaktige Triolen charakterisiert. Dabei sind im ersten Teil die Violinen, zu Beginn des zweiten Teils der Bass stimführend. Als Auflockerung dieses Schemas tritt zum Ende des Trios eine chromatische Unisono-Passage mit Synkopen auf.

Erste und zweite Hälfte des Menuetts sind mit jeweils acht Takten gleich lang, beim Trio ist die zweite Hälfte mit zwölf Takten etwas länger als die erste mit acht Takten.

4. Satz: Allegro

F-Dur, 6/8-Takt, 110 Takte
Der Satz ist durch eine weitgehend durchlaufende, teilweise fast hämmernde Achtelbewegung gekennzeichnet und im Charakter einer Gigue bzw. mit Elementen von Jagd-Motivik gehalten. Das erste Thema (Takt 1-8) weist eine Frage-Antwort – Struktur auf. Nach einer kurzen Überleitung setzt in Takt 17 das zweite Thema in C-Dur im Piano ein. Es besteht aus gebrochenen, z. T. verminderten Dreiklängen der Violinen, unterlegt von Drei- bzw. Mehrklängen der Viola. Daraufhin (Takt 25 ff.) folgt eine Abfolge mehrerer kleinerer (zwei- bis viertaktiger) Motive; die Exposition endet in Takt 47 mit Akkordmelodik auf C-Dur.

Der zweite Satzteil beginnt entsprechend in C-Dur mit dem ersten Thema, bringt dann aber in einer Fortspinnung neues Material mit betonten Vorhalten und die hämmernde Achtelbewegung im Forte-Unisono. Zudem hat das zweite Thema einen Auftritt (Takt 68-75) in d-Moll. Anschließend folgt das Material entsprechend Takt 25 vom ersten Satzteil. Beide Satzteile werden je einmal wiederholt.

Einzelnachweise

  1. a b c Neal Zaslaw: Sinfonie in F-dur KV 43. Textbeitrag zu: Wolfgang Amadeus Mozart: The Symphonies Vol. VII, deutsche Übersetzung durch Decca 1988. Einspielung der Academy of Ancient Music; Konzertmeister Jaap Schröder, Continuo: Christopher Hogwood. Decca Record, London 1988.
  2. Volker Scherliess: Die Sinfonien. In: Silke Leopold (Hrsg.): Mozart-Handbuch. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2005, ISBN 3-7618-2021-6

Siehe auch

Weblinks, Noten


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