Sabrow

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Martin Sabrow (* 6. April 1954 in Kiel) ist ein deutscher Historiker, Politikwissenschaftler und Germanist. Er ist Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) und Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Potsdam.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sabrow studierte Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft in Kiel und Marburg. Er wurde 1993 an der Universität Freiburg mit einer Untersuchung zu politischen Attentaten in der frühen Weimarer Republik (Rathenau-Mord 1922) promoviert. Im Jahr 2000 habilitierte er sich mit einer Schrift über die DDR-Geschichtswissenschaft 1949–1969. Ab 1994 lehrte er an verschiedenen Universitäten – darunter an der Freien Universität Berlin, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Technischen Universität Braunschweig sowie als Gastprofessor an der University of London und der Universität Bologna. Von 1996 bis 2004 war Sabrow Projektbereichsleiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung. Im Dezember 2004 wurde er Direktor des ZZF und zum Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Potsdam berufen.

Er sieht den Nutzen der kulturgeschichtlichen Perspektive in der zeitgeschichtlichen Forschung unter anderem darin, dass sie den Blick schärfe für die „großen Pathosformeln, die die Gesellschaften im 20. Jahrhunderts bewegt haben“.[1]

Im Frühjahr 2005 wurde Sabrow zum Vorsitzenden der von der Bundesregierung eingesetzten Expertenkommission berufen, die den Auftrag hatte, ein Konzept für einen dezentral organisierten Geschichtsverbund zur Aufarbeitung der SED-Diktatur auszuarbeiten. Die am 15. Mai 2006 der Öffentlichkeit vorgestellten und am 6. Juni 2006 in einer öffentlichen Anhörung diskutierten Empfehlungen lösten eine intensive Debatte über den zukünftigen Umgang mit der DDR-Vergangenheit aus.[2]

Schriften (Auswahl)

  • (Hg. u.a.), Wohin treibt die DDR-Erinnerung? Dokumentation einer Debatte, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007 (ISBN 3525362994)
  • Skandal und Diktatur. Formen öffentlicher Empörung im NS-Staat und in der DDR, Wallstein Verlag, Göttingen 2004 (ISBN 3892447918)
  • Herr und Hanswurst. Das tragische Schicksal des Hofgelehrten Jacob Paul von Gundling, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2001 (ISBN 3421055122)
  • (mit Jörg Baberowski/Eckart Conze/Philipp Gassert), Geschichte ist immer Gegenwart. Vier Thesen zur Zeitgeschichte, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2001 (ISBN 3421055645)
  • Das Diktat des Konsenses. Geschichtswissenschaft in der DDR 1949-1969, Oldenbourg Verlag, München 2001 (ISBN 3486565591)
  • Die verdrängte Verschwörung. Der Rathenau-Mord und die deutsche Gegenrevolution, Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt a.M. 1999 (ISBN 3596143020)
  • Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar, Oldenbourg Verlag, München 1994 (ISBN 3486645692)

Anmerkungen

  1. Aus: Norbert Frei (Hg.): Was heißt und zu welchem Ende studiert man Geschichte des 20. Jahrhunderts? Göttingen 2006, S. 105.
  2. Vgl. dazu insbesondere Martin Sabrow u.a. (Hg.), Wohin treibt die DDR-Erinnerung? Dokumentation einer Debatte, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007 (Rezension auf H-Soz-u-Kult) sowie die Materialsammlung zum Thema auf Zeitgeschichte-online.

Weblinks


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