Zentrum für Zeithistorische Forschung

Zentrum für Zeithistorische Forschung
Logo des ZZF Potsdam

Das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) ist ein interdisziplinär ausgerichtetes Institut zur Erforschung der deutschen und europäischen Zeitgeschichte mit Sitz in Potsdam. Es zählt – gemeinsam mit dem Institut für Zeitgeschichte in München – zu den größten und bedeutendsten Forschungsinstituten auf dem Gebiet der Zeitgeschichte in Deutschland.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das ZZF ist Anfang 1996 auf der Grundlage der Empfehlungen des Wissenschaftsrates[2] aus dem Forschungsschwerpunkt Zeithistorische Studien hervorgegangen, der 1992 nach der Vereinigung Deutschlands von der Förderungsgesellschaft Wissenschaftliche Neuvorhaben, einer Tochter der Max-Planck-Gesellschaft, gegründet wurde. Der Wissenschaftsrat empfahl 2006 die Aufnahme des Zentrums in die Leibniz-Gemeinschaft,[3] die zum 1. Januar 2009 erfolgt ist.[4] Bis zur Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft 2009 wurde die Grundausstattung des ZZF vom Land Brandenburg getragen, während die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und zahlreiche weitere Stiftungen die Durchführung der Projekte finanzierten.

Bis 1996 wurde das ZZF bzw. der Forschungsschwerpunkt Zeithistorische Studien von Jürgen Kocka geleitet, danach übernahm Christoph Kleßmann die Direktion des Hauses, ab 1998 gemeinsam mit Konrad H. Jarausch. Im Dezember 2004 trat Martin Sabrow die Nachfolge Kleßmanns an. Nach der Verabschiedung des Co-Direktors Konrad H. Jarausch wurde das ZZF von 2006–2011 allein von Martin Sabrow geleitet. Im Oktober 2011 nahm Frank Bösch seine Arbeit als Direktor auf. Seitdem wird das Institut wieder von einer Doppelspitze geleitet.

Forschungsprofil

Die wissenschaftliche Arbeit des Instituts gliedert sich gegenwärtig in fünf Abteilungen, die sich mit folgenden Themenbereichen befassen:

  • Gesellschaftsgeschichte des Kommunismus
  • Wirtschaftliche und soziale Umbrüche im 20. Jahrhundert
  • Der Wandel des Politischen: Rechte, Normen und Semantik
  • Regime des Sozialen im 20. Jahrhundert. Mobilisierung, Wohlfahrtsstaatlichkeit und Rationalisierung
  • Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft.

Das ZZF verfügt über ein international ausgerichtetes Gastwissenschaftler-Programm[5] und arbeitet mit zahlreichen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im In- und Ausland zusammen. Es ist über gemeinsame Berufungen mit der Universität Potsdam und der Humboldt-Universität zu Berlin verbunden. Zudem kooperiert es mit den Hochschulen in Berlin und Brandenburg in der akademischen Lehre und Doktorandenausbildung. Darüber hinaus nimmt das Zentrum beratende Aufgaben im Bereich der Gedenkstätten- und Museumsarbeit wahr.

Einen hohen Stellenwert räumt das ZZF der Vermittlung seiner Aufgaben und Arbeitsergebnisse in die Fachöffentlichkeit ein. Seine Forschungsergebnisse publiziert es in zahlreichen Wissenschaftsverlagen. 2010 veröffentlichten Wissenschaftler des Instituts insgesamt 21 Fachbücher über zeithistorische Themen. Mit öffentlichen Vortragsreihen, Konferenzen, Workshops und multimedialen Websites trägt es zur historisch-politischen Aufklärung und zur öffentlichen Diskussion über zeithistorische Themen bei. Seit Ende 2010 erscheint zudem, im Abstand von zwei Monaten, der ZZF-Newsletter, mit dem das Zentrum über seine aktuellen Forschungsprojekte, Publikationen, Tagungen und personelle Änderungen informiert.

Publikationen

Seit 1994 gibt das ZZF die Schriftenreihe „Zeithistorische Studien“ heraus, die im Böhlau Verlag erscheint. Bis Ende 2010 publizierte es insgesamt 47 Bände der Reihe.

Seit 2010 erscheint im Wallstein Verlag die Reihe „Geschichte der Gegenwart“.

Um einen Einblick in die vielfältigen Forschungsprojekte zu bieten, veröffentlicht das Institut seit 2006 zudem jährlich den Almanach „ZeitRäume“. Auskunft über die wissenschaftliche Arbeit und die strukturelle wie personelle Entwicklung des Instituts gibt der Jahresbericht.[6]

Von 1994 bis 2009 veröffentlichte das ZZF das „Potsdamer Bulletin für Zeithistorische Studien“. Neben wissenschaftlichen Beiträgen informierte es unmittelbar über die Arbeit des Zentrums.[7]

Multimediale Angebote

Eines der wichtigsten Projekte des ZZF im Internet ist das Portal „Zeitgeschichte-online“, das das ZZF gemeinsam mit der Staatsbibliothek zu Berlin betreibt. Mit dem Portal ist das ZZF in Deutschland zum wichtigsten Anbieter zeithistorischer Fachinformation im Internet geworden.

Daneben erscheint vier Mal jährlich die elektronische ZeitschriftZeithistorische Forschungen / Studies in Contemporary History“. Sie ist auch als Druckausgabe im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erhältlich, und versteht sich als Forum für die deutsche, europäische und globale Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Bei Clio-online, dem Fachportal für die Geschichtswissenschaften, ist das ZZF Mitglied im Trägerverein. Es beteiligt sich außerdem an der Web-Plattform H-Soz-u-Kult, einem Teilprojekt von Clio-online, das zugleich Fachforum und moderierte Informations- und Kommunikationsplattform für Historikerinnen und Historiker ist.

Mit Docupedia-Zeitgeschichte schuf das ZZF ein fachwissenschaftlich organisiertes Nachschlagewerk für Grundlagentexte zur Zeitgeschichtsschreibung. Das ZZF entwickelte und betreibt es gemeinsam mit dem Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin und Clio-online.

Gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung und Deutschlandradio gestaltet das ZZF außerdem Websites zum Aufstand des 17. Juni 1953 in der DDR („17Juni53.de“)[8] und zur Geschichte der Berliner Mauer („Chronik-der-Mauer.de“)[9].

Mit der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Collegium Hungaricum Berlin entstand die Website „Ungarn1956.de“[10], welche die Hintergründe und die Wirkungen der ungarischen Revolution des Jahres 1956 beleuchtet.

Damit ist es dem ZZF nicht nur gelungen, eine „Vorreiterrolle im Bereich der elektronischen Fachinformation“ und eine „Spitzenstellung bei der Vermittlung von Ergebnissen der zeitgeschichtlichen Grundlagenforschung in den gesellschaftlichen Diskurs“ einzunehmen, sondern auch in der Hauptstadtregion als „der maßgebliche Kristallisationspunkt der zeithistorischen Debatte“ wahrgenommen zu werden.[11]

Studiengänge

Seit dem Wintersemester 2008/09 bietet das ZZF in Kooperation mit dem Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin den Masterstudiengang „Public History“ an.[12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Pressemitteilung der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung vom 19. November 2007, http://www.blk-bonn.de/pressemitteilungen/pm2007-14.pdf (Abgerufen am 21. Februar 2008).
  2. Wissenschaftsrat: Empfehlung des Wissenschaftsrates zur Förderung Geisteswissenschaftlicher Zentren, in: Empfehlungen und Stellungnahmen 1994, Bd. II, Köln 1995, S. 35-72.
  3. Pressemitteilung des Wissenschaftsrats vom 10. Juli 2006.
  4. ZZF - News vom Dezember 2008
  5. Informationen zum Gastwissenschaftler-Programm auf der ZZF-Website
  6. Jahresberichte zum Download auf der ZZF-Website
  7. Die insgesamt 46 Ausgaben sind größtenteils als Volltext auf der ZZF-Website einzusehen.
  8. www.17Juni53.de
  9. www.Chronik-der-Mauer.de
  10. www.Ungarn1956.de
  11. Stellungnahme des Wissenschaftsrates zum Antrag auf Aufnahme des ZZF in die gemeinsame Förderung durch Bund und Länder vom 7. Juli 2006, http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7355-06.pdf, S. 10.
  12. Public History Master
52.39603913.058069

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