- Salto di Quirra
-
Salto di Quirra ist die Bezeichnung eines militärischen Sperrgebietes (Poligono Interforze Salto di Quirra-PISQ) in der Nähe von Villaputzu auf Sardinien. Der Truppenübungsplatz (116 km²) mit seinen wehrtechnischen Dienststellen und einem Raketenstartplatz an der Küste (Geografische Lage: Capo San Lorenzo 39° 36′ 0″ N, 9° 26′ 0″ O39.69.4333333333333Koordinaten: 39° 36′ 0″ N, 9° 26′ 0″ O, 11 km²) wird von allen italienischen Teilstreitkräften und u. a. auch von NATO-Streitkräften genutzt. Daneben kann das Gelände und seine Einrichtungen auch von wehrtechnischen Unternehmen und anderen zivilen Stellen zu Forschungszwecken verwendet werden (z. B. Start von Skylark-Raketen zur Erforschung der Hochatmosphäre). Das Seegebiet und der Luftraum östlich von Salto di Quirra bzw. von Capo San Lorenzo wird regelmäßig weiträumig gesperrt (über 28.000 km²).
Die italienische Armee testet in Salto di Quirra u. a. komplexe Waffensysteme, insbesondere von Fahrzeugen, Flugzeugen und Schiffen abgefeuerte Raketen. Die wehrtechnischen Dienststellen verfügen neben eigenen Hubschraubern, Flugzeugen und Drohnen über ein aufwendiges Sensorensystem. Manchmal wird das Gelände auch als Truppenübungsplatz verwendet. Bis zum Jahr 2006 fand hier auch das jährliche Ausbildungsschießen mit dem Waffensystem Nike Hercules statt (Annual Service Pratice, bis 1966 mit dem Vorgänger Nike Ajax auf der McGregor-Range in New Mexico), mit anderen Waffensystemen (u. a. Spada) wird es noch immer durchgeführt.
Anfang der 80er Jahre nutzte auch die deutsche Bundeswehr das Gelände mit dem Flugabwehrpanzer „Gepard“ für Übungen mit scharfem Schuss.
Die Menschen in der Umgebung des Sperrgebiets haben wiederholt gegen militärische Übungen und Experimente protestiert. Ein von der italienischen Armee und der Regionalregierung Sardiniens paritätisch besetztes Gremium versucht seit einiger Zeit, die Nutzung der Truppenübungsplätze und der sonstigen militärischen Einrichtungen auf der Insel auf eine für alle Beteiligten akzeptable Weise zu regulieren.
Obwohl sich nördlich des Sperrgebietes bei Tortolì ein kleiner Flugplatz befindet und ansonsten die luftgestützten Übungen und Experimente u. a. auch von den Militärflugplätzen in Decimomannu, Elmas und Pratica di Mare abgewickelt werden, soll auf dem Gebiet von Salto di Quirra ein weiterer Flugplatz entstehen.
Seit Anfang des Jahres 2011 ermittelt die Staatsanwaltschaft von Lanusei, der nächsten größeren Stadt, gegen die Betreiber des Schießplatzes von Salto di Quirra wegen des Verdachts auf Umweltverseuchung und vielfacher fahrlässiger Tötung. Ermittelt wird zudem gegen Mitarbeiter des Prüfungsunternehmens Société Générale de Surveillance. Ihnen wird vorgeworfen, dem Schießplatz wider besseres Wissen eine hohe Umweltverträglichkeit bescheinigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft vermutet, daß das gesamte Sperrgebiet und die Äcker rund um das Militärgelände bei Waffentests mit umweltschädlichen und krebserregenden Substanzen verseucht worden sind, unter anderem mit Uranmunition aus abgereichertem Uran (depleted uranium).
Weitere militärische Sperrgebiete auf Sardinien
- Capo Teulada bei Carbonia: Truppenübungsplatz
- Capo Frasca bei Oristano: Luft-Boden-Schließplatz
- Luftraum südwestlich von Capo Frasca: Luftkampfübungsraum
- Cagliari: 2 große Treibstofflager, Marinestützpunkt
- Decimomannu bei Cagliari: Militärflugplatz
- La Maddalena: Ital. Marinestützpunkt, ehemalige Atom-U-Boot-Basis der US Navy
- Insel Tavolara bei Olbia: Fernmelde- und Abhörzentrum mit Längstwellensender
- Capo Marrargiu/Poglina bei Alghero: Übungsgelände für Spezialeinheiten und Geheimdienste (Gladio)
Siehe auch
Weblinks
- Salto di Quirra, Encyclopedia Astronautica
- Das "Quirra-Syndrom" – Ermittlungen über einen Nato-Schießplatz auf Sardinien, Dossier zu Uranmunition vom 19. August im Deutschlandfunk
Kategorien:- Raketenstartplatz
- Sardinien
- Geographie (Sardinien)
- Militärische Einrichtung (Italien)
Wikimedia Foundation.