Samenstau

Samenstau

Der Samenstau ist eine moderne Legende, die besagt, dass der männliche Hoden bei sexueller Enthaltsamkeit und fehlender Entleerung (durch Geschlechtsverkehr oder Masturbation) fortwährend Spermien produziere. Dies führe, so die Legende, zu verstärkter Libido und zu einer angeblichen Anschwellung des Hodensackes.

Tatsächlich werden im Hoden zwar andauernd neue Spermien produziert, jedoch werden ungebrauchte Spermien vom männlichen Körper entweder resorbiert oder in einer Pollution ausgestoßen. Somit kann ein „Rückstau“ der Samenflüssigkeit nicht entstehen.

Empfindungen des Samenstaus sind daher keineswegs physiologisch zu begründen, höchstens durch den mentalen Wunsch nach Sex.

Nach einem Sexualakt oder längerer, starker Erregung ohne Samenerguss kann es zu Schmerzen in den Nebenhoden und den Samenleitern kommen. In der Umgangssprache wird dies auch Samenstau genannt, tatsächlich handelt es sich aber um Kavaliersschmerzen (auch „Bräutigamsschmerz“), die durch Krämpfe der glatten Muskulatur ausgelöst werden.

Rezeption

In der Umgangssprache wird die „Samenstau“-Legende öfters von Männern, meist von Jugendlichen und jungen Erwachsenen und besonders in „reinen Männergesellschaften“ in Form von Zoten und Kalauern thematisiert. Die Legende wird gelegentlich auch in literarischen Werken verarbeitet, insbesondere in den Genres „Junger Roman“[1] und „Gesellschaftssatire“, wie zum Beispiel von dem österreichischen Schriftsteller Thomas Glavinic, der in seinem Roman Wie man leben soll[2] seine zeitgenössische und tragikkomische „Taugenichts“-Erzählerfigur, Karl Kolostrum, an einem „permanenten Samenstau“[3] leiden lässt.

Literatur

  • Stephan Dressler, Christoph Zink: Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. Gruyter, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-11-016965-7, S. 120, 453.

Einzelnachweise

  1. So berichtet zum Beispiel der junge deutsche Schriftsteller Manuel J. Hartung in seinem Erstlingswerk Der Uni-Roman über die Rezeption des „berühmt-berüchtigten“ Kalauers „Karohemd und Samenstau – ich studier’ Maschinenbau“ (In: Der Uni-Roman. Manuel J. Hartung liest in 1LIVE Klubbing aus seinem Erstlingswerk; Rezension von Jan Drees, TV-Sender 1Live, o.J.; Abruf: 11. Februar 2008, nicht mehr online)
  2. Thomas Glavinic: Wie man leben soll. Roman, dtv, München 2004, ISBN 3-423-24392-9.
  3. Unruhe des Herzens. Thomas Glavinic: „Wie man leben soll“, Rezension von Hajo Steinert, Deutschlandfunk, 7. Juli 2004

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