- Libido
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Der Begriff Libido (lat. libido: „Begehren, Begierde“, im engeren Sinne: „Wollust, Trieb, Maßlosigkeit“) stammt aus der Psychoanalyse und bezeichnet jene psychische Energie, die mit den Trieben der Sexualität verknüpft ist. Als Synonym zu sexueller Lust und Begehren ist der einstige Terminus mittlerweile auch in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
Psychoanalyse
Im Werk Sigmund Freuds nimmt der Begriff der Libido eine zentrale Stellung ein, auch wenn er über das freudsche Werk hindurch nicht einheitlich verwendet wird. In seinem frühen Werk stellt Freud die Libido den Selbsterhaltungstrieben gegenüber und versteht Libido als Sexualenergie im engen Sinne, als Phänomen des „Drängens“ bzw. Begehrens, des Wunsches und der Lust. In seinem Spätwerk begreift er auch die allgemeineren Selbsterhaltungstriebe als grundlegend libidinös geprägt und stellt die Libido nun den Todestrieben gegenüber. In seinen späten Schriften, vor allem in Jenseits des Lustprinzips (1920), verwendet er statt Libido auch synonym den Begriff Eros, mit dem er die Energie bezeichnet, die den Lebenstrieben zugrunde liegt. In Massenpsychologie und Ich-Analyse (1921) definiert er, die Libido sei „die Energie solcher Triebe, welche mit all dem zu tun haben, was man als Liebe zusammenfassen kann.“
Die Libido äußert sich für Freud jedoch nicht nur auf der Ebene des Sexuellen, sondern auch in anderen Lebensbereichen, etwa der kulturellen Tätigkeit, die Freud als Sublimierung von libidinöser Energie versteht. Auch das Nichtsexuelle ist also für Freud letztlich von sexuellen Triebkräften geprägt, was ihm – insbesondere von kirchlicher Seite – den Vorwurf des „Pansexualismus“ eingetragen hat.
Nach Freuds Triebtheorie durchlaufen die Triebe in der Kindheit folgende verschiedene charakteristische Entwicklungsphasen: eine orale, anale, phallische, ödipale und schließlich eine genitale Phase (siehe Hauptartikel: Triebtheorie). Störungen der Libidoentwicklung führen nach Freud zu psychischen Störungen.
Analytische Psychologie
Carl Gustav Jung versteht in seiner Lehre der Analytischen Psychologie unter der Libido allgemein jede psychische Energie eines Menschen. Anders als Freud sieht Jung diese Kraft ähnlich wie das fernöstliche Konzept des Chi oder Prana an, also als allgemeines Streben-nach-Etwas.
Unterschiede zwischen Mann und Frau
Viele verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Männer einen stärkeren sexuellen Trieb als Frauen haben, der anhand von Indikatoren wie spontane Gedanken über Sex, der Häufigkeit und Diversität sexueller Fantasien, bevorzugter Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs, bevorzugte Zahl der Sexualpartner, Masturbation, Vorlieben für verschiedene sexuelle Praktiken, Bereitschaft auf Sex zu verzichten und für Sex auf andere Dinge zu verzichten, Initiieren und Ablehnung von Sex, und weiteren Indikatoren gemessen wurde. Laut einem Review von 2001 gibt es keine widersprechenden wissenschaftlichen Ergebnisse.[1]
Die Libido des Mannes ist sehr stark abhängig von der Produktion des männlichen Sexualhormones Testosteron. Bei Testosteronspiegeln unter 15 nmol/l ist ein Libidoverlust wahrscheinlicher; bei Spiegeln unter 10 nimmt die Wahrscheinlichkeit für Depressionen und Schlafstörungen zu. Hitzewallungen und erektile Dysfunktion werden meist erst bei unter 8 beobachtet.[2] Auch die weibliche Libido ist hormonabhängig. Viele Frauen berichten von regelmäßigen Schwankungen der Libido im Rahmen des Menstruationszyklus.
Libidinöse Dysfunktionen
Mangelnde Libido wird als Frigidität bezeichnet. Bei der erektilen Dysfunktion des Mannes mangelt es oft nicht an der Libido, sondern an der Erektionsfähigkeit trotz vorhandener Libido („Man will, kann aber nicht“).
Viele Krankheiten, darunter auch psychische und psychosomatische Erkrankungen, führen zu einem Libidomangel oder Libidoverlust, zum Beispiel:
- Depression
- Anorexie
- Leberzirrhose
- Hämochromatose
- Hypogonadismus, Eunuchismus
- Testosteronmangel des Mannes, Verweiblichung
Auch verschiedene Medikamente können für einen Verlust des Libido verantwortlich sein, beispielsweise Trenbolon oder Finasterid.
Einige Krankheiten führen zu einer übermäßig gesteigerten Libido, zum Beispiel:
- Manie
- leichte Hyperthyreose
- Syphilis im 4. Stadium, selten, aber in der Belletristik häufig beschrieben
- manche Medikamente und viele Drogen, die die Libido in die eine oder andere Richtung verändern.
Eine krankhaft gesteigerte Libido bezeichnet man auch als Sexsucht oder veraltet Nymphomanie/Satyriasis.
Weblinks
Wiktionary: Libido – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Forscher finden ein Orgasmus-Hormon
- www.wissenschaft.de: Weibliche Libido hängt nicht von Geschlechtshormonen ab
- www.wissenschaft.de: Gene beeinflussen den Geschlechtstrieb beim Menschen
Einzelnachweise
- ↑ Roy F. Baumeister, Kathleen R. Catanese, Kathleen D. Vohs (2001): Is There a Gender Difference in Strength of Sex Drive? Theoretical Views, Conceptual Distinctions, and a Review of Relevant Evidence. Personality and Social Psychology Review 5: 242–273.
- ↑ Ärzte Zeitung, 28. April 2010, S. 15
Kategorien:- Psychoanalyse
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