- Saugluftbremse
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Die Saugluftbremse ist eine im Eisenbahnbetrieb zur Bremsung der Züge eingesetzte Betriebsbremse für Triebfahrzeuge und Wagen. Im Gegensatz zur heute überwiegend eingesetzten Druckluftbremse funktioniert die Saugluftbremse nicht durch einen Überdruck, sondern durch einen Unterdruck gegenüber dem herrschenden Umgebungsluftdruck. Die Bremse erhielt ihren Namen nach dem zur Erzeugung des Unterdruckes eingesetzten Luftsauger. Die in der Schweiz gebräuchliche Bezeichnung Vakuumbremse wurde früher auch in Deutschland verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Funktionsprinzip
Bei der Saugluftbremse entsteht die Bremskraft dadurch, dass auf die beiden Seiten des Bremszylinderkolbens ein unterschiedlich hoher Unterdruck einwirkt.
Um die Saugluftbremse als Zugbremse (durchgehende Bremse) einzusetzen, werden alle Fahrzeuge des Zuges mit einer Saugluftleitung (Schweiz: Vakuum-Hauptleitung) verbunden. Nach der Wirkungsweise unterscheidet man selbsttätige und nicht selbsttätige Bremsen.
Bei der nicht selbsttätig wirkenden Saugluftbremse muss zum Bremsen ein Unterdruck im Bremszylinder und in der Saugluftleitung hergestellt werden. Um die Bremse zu lösen, öffnet man ein Ventil, das die Leitung mit dem atmosphärischen Luftdruck verbindet. Bei vollem Druckausgleich sind die Bremsklötze von den Radreifen wieder gelöst. Die nicht selbsttätige Saugluftbremse ist nicht als Betriebsbremse bei Eisenbahnen zugelassen.
Die selbsttätig wirkende Saugluftbremse arbeitet ähnlich einer Zweikammerdruckluftbremse. Zum Lösen der Bremse wird in der Saugluftleitung ein Unterdruck erzeugt, der sich auch in die beiden, über ein Saugventil miteinander verbundenen Kammern des Bremszylinders fortpflanzt. Betätigt der Lokführer das Führerbremsventil, um eine normale Betriebsbremsung zu erzielen, so wird eine Öffnung freigegeben, durch die Umgebungsluft in die Leitung einströmt und dort den Unterdruck teilweise abbaut. Weil aber das Saugventil den Druckausgleich nur in einer Richtung erlaubt, bleibt der Unterdruck in der Oberkammer des Bremszylinders erhalten, und es entsteht eine Druckdifferenz am Kolben. Bei einer Schnell- oder Notbremsung wird die Saugluftleitung unmittelbar mit der Außenluft verbunden. So wird der Unterdruck in kürzester Zeit zerstört und die maximale Bremswirkung erzielt. Erfolgt eine Zugtrennung, baut sich der Unterdruck an der Trennstelle ebenfalls sofort ab.
Der mechanische Teil der Saugluftbremsanlage mit Bremsgestänge, Bremsklötzen etc. entspricht weitestgehend den bei Druckluftbremsen angewandten Konstruktionen.
Vor- und Nachteile gegenüber der Druckluftbremse
- Die Saugluftbremse lässt sich gut regulieren und insbesondere stufenweise lösen. Sie ist unerschöpfbar. Diese Vorteile fielen nicht mehr ins Gewicht, als die mehrlösige Druckluftbremse eingeführt wurde.
- Wegen ihres einfachen Aufbaus ist die Saugluftbremse unempfindlich und leicht zu warten. Es können keine Funktionsstörungen durch in der Luftleitung gefrierendes Kondenswasser auftreten.
- Während die Druckluftbremse Bremszylinderdrücke von mehreren Bar ermöglicht - üblich sind bis zu 3,8 bar - ist die Druckdifferenz bei der Saugluftbremse von vornherein durch den atmosphärischen Luftdruck (etwa 1 bar) begrenzt; tatsächlich werden sogar nur etwa 0,7 bar erzielt. Um eine vergleichbare Bremskraft (gleich Druckdifferenz mal Kolbenfläche) zu erreichen, müssen die Bremszylinder entsprechend größer dimensioniert werden. Aus diesem Grund werden sie in der Regel senkrecht eingebaut. Für schnell fahrende Züge wäre die Ausrüstung so voluminös, dass sie nicht mehr unter den Wagenboden passt. Die bei der Rhätischen Bahn planmäßig gefahrenen 90 km/h dürften hier die Obergrenze darstellen.
- Die Saugluftbremse reagiert träger.
- Ein mechanischer Gleitschutz lässt sich bei der Saugluftbremse nicht realisieren.
- Bei Dampfbetrieb ist der hohe Dampfverbrauch des Luftsaugers von Nachteil.
Bauformen und Verbreitung
Über die Namen der Hersteller der jeweiligen Bremsausrüstungen werden die folgenden Bauformen unterschieden:
- Hardy-Saugluftbremse
- Körting-Saugluftbremse
Beide Bauformen sind noch auf einigen Strecken der sächsischen Schmalspurbahnen (z.B. Döllnitzbahn, Lößnitzgrundbahn, Weißeritztalbahn, Preßnitztalbahn) im Einsatz zu erleben. Siehe auch: Schmalspurbahnen in Sachsen
In der Schweiz waren um das Jahr 1900 Vakuum- und Druckluftbremse bei Schmalspurbahnen etwa gleich häufig verbreitet. Anlässlich von Modernisierungen des Rollmeterials wechselten seither die meisten Bahnen zur Druckluftbremse. Abgesehen von Museumsbahnen trifft man saugluftgebremste Züge bei folgenden Bahnen regelmäßig an:
- Rhätische Bahn
- Matterhorn-Gotthard-Bahn
- Montreux–Berner Oberland-Bahn
- Transports publics Fribourgeois
In Österreich ist die Saugluftbremse bei Schmalspurbahnen noch weit verbreitet, z. B. Mariazellerbahn, Waldviertler Schmalspurbahnen.
Weblinks
- Artikel Saugluftbremse im Dampflokomotiv-Lexikon (Archivversion) (Archivversion vom 27. November 2007)
Kategorie:- Schienenfahrzeugbremse
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