Scheiblersches Wappenbuch

Scheiblersches Wappenbuch

Das Scheiblersche Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c) ist ein handschriftliches Wappenbuch im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek in München, das im 15. bis 17. Jahrhundert entstanden ist. Benannt ist es nach privaten Vorbesitzern, der Familie der Freiherren von Scheibler auf Hülhoven im Rheinland.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau des Wappenbuches

Der in den Wappenzeichnungen des älteren Teils bevorzugte Helm ist der Stechhelm.

Das Wappenbuch kann grob in zwei Teile unterschieden werden. Der älteste Teil mit 476 Darstellungen von Adelswappen jeweils mit Stechhelm, Helmdecke und Helmzier lässt sich in seiner Entstehung auf den Zeitraum 1450–1480 datieren. Ein jüngerer Teil mit 148 Wappendarstellungen in Seitengröße jeweils mit Bügelhelm, Helmdecke und Helmzier stammt aus dem 16. bis 17. Jahrhundert und ergänzt die Wappensammlung auf insgesamt 624 ausgearbeitete Wappen. Dazu treten 62 leere Wappenschablonen als Vorzeichnungen.

Das Wappenbuch enthält im älteren Teil Wappen vor allem aus den folgenden Regionen:

Im jüngeren Teil treten dazu vermehrt Wappen aus der Schweiz.

Ikonographische Analyse

Die Detailgenauigkeit und der künstlerische Gestaltungswert besonders der älteren spätgotischen Wappendarstellungen zeichnet dieses Wappenbuch aus. Die Helmdecken sind in ausgearbeiteten Draperien dargestellt. Bemerkenswert sind außerdem die realistischen bis überzeichneten figürlichen Darstellungen. Man spricht hier von Drolerien, die auch aus der Geschichte von Spielkarten bekannt sind. Die Wappen der Spätzeit sind teils nur skizzenhaft oder als grobe Vorzeichnungen vorhanden und weichen so den Eindruck einer in sich geschlossenen Darstellung auf. Aufgrund einer zwischenzeitlichen Erneuerung der Bindung wurde die ursprüngliche Abfolge der Wappen gestört.

Paläographische Analyse

Die spätgotischen Bildbeischriften des älteren Teils sind nur noch in Resten vorhanden, da die Blätter später oben und unten beschnitten wurden. Die Wappenbeschriftungen des 15. Jahrhunderts sind auf den Seiten 452 bis 475 oben teilweise erhalten und lauteten ursprünglich das wapen furen die (Familienname), bzw. dis wapen furent die (Familienname). Die alten Bezeichnungen der Regionen am unteren Rand sind noch auf vielen Blättern erhalten. Im frühen 17. Jahrhundert wurden – offenbar im Zusammenhang mit der Beschneidung der Blätter – neue Beschriftungen im oberen Teil der Bildkartuschen angebracht, die sich auch über den jüngeren Teil des Bandes fortsetzen. Im 17. Jahrhundert wurden die Seiten mit arabischen Ziffern durchgezählt und schließlich ein alphabetisches Register beigebunden, dessen Papier durch Wasserzeichenanalyse auf die Zeit um 1693 datierbar ist.[1] Der Codex präsentiert sich heute bis auf kleinere handschriftliche Nachträge im Wesentlichen in dem um das Jahr 1700 erreichten Zustand.

Literatur

  • Marianne Reuter: Beschreibung der Handschrift Cod.icon. 312 c Tresorhandschrift. In: BSB-CodIcon Online, Bayerische Staatsbibliothek München 2006

Weblinks

 Commons: Scheibler'sches Wappenbuch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Das Wappenbuch als sortierbare Liste, Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Reuter 2006, S. 2

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wappenbuch — Zürcher Wappenrolle: Linien der Tübinger Pfalzgrafen Wappe …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bayrischer Adelsgeschlechter — Die Liste bayerischer Adelsgeschlechter enthält alle 1605 bei Siebmacher genannten 338 bayerischen Adelsfamilien Die Liste ist eine alphabetische Übersicht über bayerische Adelsfamilien. Sie enthält Hinweise über Namensvarianten, Herkunft,… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste fränkischer Rittergeschlechter — Das heutige Franken mit Sprachregionen …   Deutsch Wikipedia

  • Herren von Berlichingen — Wappen der von Berlichingen Die Herren von Berlichingen sind ein altes reichsunmittelbares Rittergeschlecht fränkischen Ursprungs, deren mittelalterlicher Herrschaftsbereich im schwäbisch fränkischen Grenzbereich lag und deren bekanntester… …   Deutsch Wikipedia

  • Burggrafen von Dohna — Wappen derer zu Dohna Die Burggrafen von Dohna (auch Donin; Donyn) sind ein weitverzweigtes edelfreies Adelsgeschlecht. Seinen Ausgang nahm das Geschlecht von der südlich von Dresden bei Pirna gelegenen Burg Dohna, mit der einer seiner Vertreter… …   Deutsch Wikipedia

  • Burggrafschaft Dohna — Wappen derer zu Dohna Die Burggrafen von Dohna (auch Donin; Donyn) sind ein weitverzweigtes edelfreies Adelsgeschlecht. Seinen Ausgang nahm das Geschlecht von der südlich von Dresden bei Pirna gelegenen Burg Dohna, mit der einer seiner Vertreter… …   Deutsch Wikipedia

  • Dohna (Adelsfamilie) — Wappen derer zu Dohna Die Burggrafen von Dohna (auch Donin; Donyn) sind ein weitverzweigtes edelfreies Adelsgeschlecht. Seinen Ausgang nahm das Geschlecht von der südlich von Dresden bei Pirna gelegenen Burg Dohna, mit der einer seiner Vertreter… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bayerischer Adelsgeschlechter — Die Liste bayerischer Adelsgeschlechter enthält alle 1605 bei Johann Siebmacher genannten 338 bayerischen Adelsfamilien mit weiteren Ergänzungen. Die Liste ist eine alphabetische Übersicht über bayerische Adelsfamilien. Sie enthält Hinweise über… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste hochadeliger Familien in Franken — Die Liste des Hochadels in Franken bietet eine Übersicht über vormals hochadelige Familien, insbesondere Grafen und Fürstenhäuser, die im fränkischen Raum vor 1806 mit Besitzungen vertreten waren. Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzungskriterien der… …   Deutsch Wikipedia

  • Freiherren von Seckendorff — Wappen derer von Seckendorff Ausschnitt aus einem Epitaph im Eichstätter Dom Seckendorff (auch: Seckendorf) ist der Name eines altes fränkisches Adelsgeschlecht …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”