Burggrafen von Dohna

Burggrafen von Dohna
Wappen derer zu Dohna

Die Burggrafen von Dohna (auch Donin; Donyn) sind ein weitverzweigtes edelfreies Adelsgeschlecht. Seinen Ausgang nahm das Geschlecht von der südlich von Dresden bei Pirna gelegenen Burg Dohna, mit der einer seiner Vertreter im 12. Jahrhundert belehnt worden war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entstehung

Die Burg Dohna

Im Jahr 1152 kommt Dohna als Reichslehen von Kaiser Friedrich I. Barbarossa an den edelfreien Heinrich von Rothowa (Rötha), der erstmals im Jahr 1144 als Zeuge Henricus nobilis de Rotowe in einer Urkunde erwähnt wird.[1] Er gilt damit als Begründer des Adelsgeschlechts der Donins.

Die Burggrafschaft Dohna lag zwischen der Markgrafschaft Meißen und dem Königreich Böhmen. Das Herrschaftsgebiet wurde in etwa eingegrenzt von den Flüssen Müglitz und Gottleuba im Osten, der Elbe im Norden und der Weißeritz im Westen. Damit reichte es von Gottleuba im Südosten über Lockwitz, Kaitz und der Burg Thorun bei Pesterwitz im Norden bis Rabenau, Dippoldiswalde bzw. Ruppendorf im Westen. Die Wilde Weißeritz markierte die Westgrenze des burggräflich-dohnaisch beherrschten und aufgesiedelten Gebietes. Die Burg Dohna war bis zur Niederlage der Donins in der Dohnaischen Fehde 1402 Mittelpunkt der reichsunmittelbaren Burggrafschaft.

Bei den Streitigkeiten mit dem Bischof von Meißen um die Burg Thorun musste der Markgraf von Meißen, Dietrich der Bedrängte 1206 schlichten.

Als reichsunmittelbare Burggrafen hatten die Donins großen Einfluss auf die Besiedlung des Osterzgebirges. Mit der Anlage einer Vielzahl von Dörfern gelangten sie zu großem Besitz und dadurch auch zu Macht und Einfluss. So wurden sie durch Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ beauftragt, Dresden und die erste Dresdner Brücke zu planen. Wegen der Schwäche der Meißner Markgrafen im 13. Jahrhundert, gelang es ihnen, als königliche Statthalter und Inhabern der Obergerichte auch die Befestigungshoheit in Dresden zu erlangen. Dies bedeutete, dass ihnen der 3. Pfennig und 1/3 des Zolls der Dresdner Elbbrücke zustand. Der erstmals 1390 bezeugte Dohnaer Schöppenstuhl war als adliges Lehnsgericht von großer Bedeutung. Seine Funktion übernahm in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts der Leipziger Schöppenstuhl.

Dohnaische Fehde und Niedergang

Dieses Erstarken der Burggrafen von Dohna und der Kampf um die Vorherrschaft im Gau Nisan führte zu ständigen Machtkämpfen mit dem Markgrafen Wilhelm I. von Meißen und gipfelte in der Dohnaischen Fehde von 1385 bis 1402, in der die Donins (Burggraf Otto Heide II. und seine Söhne Jeschke, Otto Heide III. und Otto Mul) vollständig unterlagen und ihren gesamten Besitz an die Wettiner verloren.

Die Auseinandersetzung begann zunächst als persönlicher Streit zwischen Hans von Körbitz und dem jungen Burggrafen Jeschke. Ein Nickel von Köckeritz verfasste 1482 folgenden Bericht: „Es war einer von Korbs, der schlug dem jungen her Jeschken ein beyn under uff dem tantzhawse zu Dresden, so slugk her Jeschko Korbs uffs mawl.“ Diese auf einem Adelstanz in Dresden begonnene Fehde führte dazu, dass Hans von Körbitz Dohna belagerte und die Donins gefangen nahm, was die Wettiner nutzten und schließlich zum bereits beschriebenen Ende führte.

Burggraf Otto Heide II. starb wahrscheinlich in Gefangenschaft, zumindest verschwindet er aus der Überlieferung. Sein Sohn Jeschke konnte zunächst fliehen, wurde aber eingefangen und 1403 in Ofen (Budapest) enthauptet. Der wahrscheinlich einzig Überlebende aus dieser Fehde war Jeschkes Bruder Otto Heide III., der 1415 in Prag starb. Ihre Verwandten versuchten noch lange den alten Familienbesitz zurückzugewinnen.

Zweige in Böhmen, Meißen und Schlesien

Nachdem 1402 die Burg von Wilhelm, Markgraf von Meißen, zerstört und deren Lehen eingezogen worden waren, hielten sich Burggrafen von Dohna am böhmischen Hof auf (dort auch als Herren von Donín, tschechisch z Donína, bezeichnet, z. B. Friedrich von Donin). Andere Dohnas erwarben Güter in Schlesien. 1423 erneuerte Kaiser Siegmund die Belehnung mit der Reichsburggrafschaft Dohna. Ein dritter Zweig, der in der Lausitz die Herrschaften Staupitz, Königsbrück, Muskau etc. erworben hatte, erlosch zu Anfang des 17. Jahrhunderts.

Im 15. Jahrhundert zerfiel das Geschlecht in eine schlesische und eine preußische Linie. Die schlesische Linie erlosch 1711, die preußische Linie spaltete sich wieder in zwei. Die ältere Linie teilte sich in die Linien Dohna-Lauck und Dohna-Reichertswalde, die jüngere, Vianische Linie in die Linien Dohna-Schlobitten, Dohna-Schlodien mit Carwinden, die sich wieder in das Haus Schlodien mit Carwinden und das Haus Kotzenau (in Schlesien) scheidet, und Dohna-Carwinden (schwedische Linie), die 1820 im Mannesstamm ausstarb. Kaiser Ferdinand III. anerkannte 1648 die Burggrafschaft der Familie.

König Friedrich Wilhelm IV. erhob am 10. September 1840 die Majorate zu Schlobitten, Lauck, Reichertswalde und Schlodien mit Carwinden zu einer Grafschaft Dohna und verlieh den Inhabern dieser Majorate 1854 die erbliche Mitgliedschaft im preußischen Herrenhaus.

Siebmacher 1605

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Blau zwei schräg-gekreuzte fünfendige silberne Hirschstangen. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken steht eine gold-gekrönte Jungfrau mit langem goldenen Haar in von Silber und Blau gevierteltem Gewande zwischen den Hirschstangen, welche sie mit den Händen hält.

Bekannte Vertreter

Stammliste

Preußische Linie

  • Stanislaus von Dohna (1433–1504), Burggraf und Herr von Donen, Begründer der preußischen Linie
    • Peter von Dohna (1483–1553), Hauptmann zu Braunsberg und Mohrungen, erwarb die Herrschaft Carwinden (9 Söhne)
      • Achatius von Dohna (1533–1619), herzoglich-preußischer Rat und Amtshauptmann (11 Söhne)
        • Fabian II. von Dohna (1577–1631), Direktor des preußischen Landrats (Begründer der Reichertswalder Linie, 2 Söhne)
          • Friedrich von Dohna (1619–1688), erwarb Herrschaftshäuser in Coppet und Prangins (Schweiz) und wird Bernburger
          • Fabian III. von Dohna (1617–1668), kurbrandenburgischer Staatsmann
        • Christoph von Dohna (1583–1637), kurpfälzischer Diplomat und Gouverneur des Fürstentums Oranien, Begründer der Vianischen Linie
      • Fabian I. von Dohna (1550–1622), Rat, Hofmarschall und Abgesandter des Pfalzgrafen Johann Casimir (kinderlos)

Schlesische Linie

  • Abraham von Dohna († 1612), Herr auf Wartenberg in Schlesien, Rat Kaiser Rudolfs II., Landvogt der Oberlausitz und Präsident der Böhmischen Kammer (1611).

Lausitzische Linie

Literatur

  • Siegmar Friedrich von Dohna: Aufzeichnungen über die erloschenen Linien der Familie Dohna. Berlin 1876.
  • Christine Klecker: Wie Dohna verlorenging. Museum Schloß Weesenstein, 1991.
  • Susanne Baudisch: Lokaler Adel in Nordwestsachsen. Köln/Weimar/Wien 1999 (zur Herkunft).
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band II, 1974, C.A. Starke Verlag
  • Fabian Burggraf von Dohna, in: Hallesche Abhandlungen zur Neueren Geschichte, hrg. von G. Droysen, Heft 34, von Dr. Hans Georg Schmidt, Verlag Max Niemeyer 1897
  • Kat. Nr. 596: Die Grabplatte der Burggräfin Adelheid von Dohna († 1342/52), im Dom zu Meißen. In: Helga Wäß: Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedächtnisskulptur im 14. Jahrhundert, Band 2: Katalog ausgewählter Objekte vom Hohen Mittelalter bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts. Bristol u.a. 2006, S. 414 f. ISBN 3-86504-159-0

Einzelnachweise

  1. Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg I, S. 80

Weblinks


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