Schenkladen

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Umsonstladen in Freiburg

In einem Umsonstladen können neue oder gebrauchte Gegenstände zur kostenlosen Mitnahme bereitgestellt sowie tauschfrei mitgenommen werden.

Inhaltsverzeichnis

Wie funktionieren Umsonstläden?

Den Laden können alle Menschen nutzen, die ihn betreten. Eine Prüfung ihrer „Bedürftigkeit“, wie dies oft bei Tafeln und Kleiderkammern der Fall ist, gibt es nicht. Im Gegensatz zu karitativen Einrichtungen sehen sich viele Umsonstläden und Gratisringe als sozialrevolutionär-politische Projekte. Die Umsonstläden kritisieren auf eine praktische Weise, dass in dieser Gesellschaft fast alles einen Warenwert hat und nur mit Geld zu haben ist und andererseits nützliche Gebrauchsgegenstände massenhaft weggeworfen werden ("Zu schade zum Wegwerfen"). Diese Wertlogik soll durch selbstorganisierte Solidarität im täglichen Leben allmählich überwunden werden. Allerdings gibt es auch einige Umsonstläden, die sich nicht als politische Initiativen betrachten, und deren Mitarbeiter mehr Augenmerk auf ökologische oder wohltätige Aspekte legen. Grundsätzlich sind alle Handlungen der Nutzer im Umsonstladen tauschfrei.

In die Läden sollten nur gut erhaltene gebrauchsfähige Gegenstände mitgebracht werden. Defekte Geräte könnten vorher in gegenseitiger Hilfe repariert werden. In eine Fähigkeitenliste sind dann die Nutzer eingetragen, die solche Reparaturen kostenfrei ausführen können und wollen. Immer stark gefragt sind Kleinutensilien wie Geschirr, Besteck, Romane und Sachbücher (zum Beispiel Lexika oder Wörterbücher), Werkzeug, Lampen, verwendbare Farben, Kosmetika, bequeme Kleidung, Schuhe, Elektrogeräte, Computer, Software, CDs, und noch vieles mehr. Unverderbliche Lebensmittel, zum Beispiel Marmeladen, Honig und haltbare Konserven, können ebenfalls angeboten werden.

Größere und schwer transportable Gegenstände (wie Möbel, Zweiräder, Maschinen, Kühlschränke oder Autos) können sich die Nutzer mittels an einer Such- und Findwand angebrachten Zetteln selbst vermitteln – in Einzelfällen auch gegenseitige Hilfsleistungen. Falls die Nutzer mitgebrachte Gegenstände endgültig aus dem monetären Kreislauf herausziehen wollen, bietet es sich an, die Dinge mit einem entsprechenden Stempel zu versehen (bei Büchern erschwert dies den Weiterverkauf in Antiquariaten).

Einige Läden erbitten von den Nutzern Spenden für Betriebskosten, es muss jedoch im Gegensatz zu Recyclingkaufhäusern nicht für einzelne Gegenstände gezahlt werden. Anders als bei Tauschringen findet auch keine Verrechnung statt. In einigen Läden gibt es allerdings Einschränkungen dieses Prinzips. Es wird zum Beispiel häufig ein Limit von Gegenständen gesetzt, die eine Person an einem Öffnungstag mitnehmen darf.

Durch die Organisationsweise ist der Zeitaufwand für die Betreiber verhältnismäßig gering. Das Annehmen und Einräumen der Dinge kann auf einige Umsonstladen-Aktive verteilt werden. Häufig werden die Nutzer daran beteiligt. Ein Zahlungsvorgang entfällt und man kann – so lange es keine Mitnahmebegrenzung gibt – gar nichts „klauen“. Zudem lassen sich die Gegenstände gratis ausleihen bzw. testen – da sie jederzeit wieder zurückgebracht werden können. Diese Möglichkeit wird insbesondere bei Kleidung und Büchern oft genutzt.

Produkte wie alte Romane, veraltete Elektronik, unmodische Frauenkleidung, die mehr gebracht als mitgenommen werden, sammeln sich oft im Laden an. Mit solchen „Ladenhütern“ wird unterschiedlich umgegangen. Teilweise wird dazu aufgefordert, bestimmte Dinge weniger abzuliefern, manchmal gibt es „Annahmestopps“, oder es werden solche Gegenstände auf andere Art weiterverwendet, etwa durch Übergabe an Kleiderkammern. Manche Umsonstläden veranstalten auch öffentliche Modenschauen mit solchen Ladenhütern (z.B. in der Innenstadt).

3-Teile-Regel

In Umsonstläden, die vor allem ein bürgerliches Publikum haben, entsteht öfter das Problem, dass beispielsweise Kleidung säckeweise mitgenommen wird, um sie auf dem nächsten Flohmarkt zu verkaufen. Da dieses Verhalten das Funktionieren von Umsonstläden erschwert oder sogar unmöglich macht, wird in solchen Fällen oft die 3-Teile-Regel eingeführt. Diese besagt, dass bei einem Besuch maximal drei Teile mitgenommen werden dürfen.

Verbreitung und Lage von Umsonstläden

Im Februar 2009 gab es im deutschsprachigen Raum mindestens 48 Umsonstläden, vorwiegend in größeren Städten, aber auch in einigen Orten unter 10.000 Einwohnern. Die Umsonstläden sind örtlich gebundene Projekte, darin unterscheiden sie sich von netzbasierten Gratisprojekten wie zum Beispiel freecycle, bei denen über das Internet Güter angeboten und dann versendet oder abgeholt werden.

Angestrebt wird wie bei vielen Einzelhandelsgeschäften eine zentrale, verkehrsgünstige Lage. In einigen Fällen werden von städtischen sozialen Zentren Räume zur Verfügung gestellt. Es werden aber auch einfach eine leerstehende Garage mit Regalen oder ein Partykeller genutzt. Vorteilhaft ist es erfahrungsgemäß, wenn ein Teil der Mitwirkenden in der Nähe des Ladens wohnt – etwa wenn eine Wohngemeinschaft Träger des Projektes ist.

Umsonstläden und Gratisökonomie

Viele Betreiber von Umsonstläden betonen, dass es ihnen nicht um Warentausch ginge, sondern um das freie Geben und Nehmen. Das Ziel bestehe darin, eine Möglichkeit für den Erwerb, die Nutzung und die Weitergabe von Gütern außerhalb des kapitalistischen Warensystems zu bieten. Von den Befürwortern der Projekte wird damit oft die Vision einer geldfreien Umsonstökonomie verbunden.

Eine konkrete Auswirkung von Umsonstläden kann die Abfallvermeidung darstellen. Die Umsonstläden wollen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten, indem Ressourcen geschont werden und Menschen ohne großes Einkommen die Chance erhalten, Güter ohne Geld zu erwerben. Für diesen Ansatz wurde der Umsonstladen des Arbeitskreises Lokale Ökonomie in Hamburg-Altona im Jahre 2004 mit dem Altonaer Nachhaltigkeitspreis durch die Bezirksversammlung Altona ausgezeichnet.

Umsonstläden als Teil von Projektgemeinschaften gegenseitiger Hilfe

Ausgehend vom im März 1999 gegründeten Hamburger Umsonstladen gibt es den Versuch, Umsonstläden als Teilprojekt einer Gemeinschaft gegenseitiger Hilfe weiterzuentwickeln. Wer in einem der Projekte aktiv ist und sich an den nötigen Absprachen (Kooperation) beteiligt, kann alle Ressourcen der Projektgemeinschaft nutzen. Der Umsonstladen soll Bestandteil einer gemeinschaftlich organisierten Struktur werden, mit deren Hilfe die Abhängigkeit von Erwerbsarbeit soweit wie möglich reduziert werden soll. Zum Hamburger Projekte-Verbund gehören bisher – neben dem Umsonstladen als Kernaktivität – ein Kleinmöbellager, ein Bildungsprojekt (die „Freie Uni Hamburg“), eine Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt, eine Theoriegruppe, eine Textilgruppe und ein paar Ein-Personen-Projekte. Für die Aktiven in den Projekten sind sämtliche Dienstleistungen und Dinge aus allen Projekten kostenlos. Anderen Nutzern werden sie gegen eine Aufwandsspende zur Deckung der Kosten, die deutlich unter den Marktpreisen liegt, zur Verfügung gestellt. Über die weitere Aneignung von Fähigkeiten soll allmählich eine Produktion für den Selbstbedarf der Projektgemeinschaft entwickelt werden. Eine praktische Verbindung mit Kommunen und Projekten nicht-kommerzieller Landwirtschaft wird angestrebt. Auch in anderen Umsonstläden wird über dieses und ähnliche Modelle diskutiert.

Vorgänger der heutigen Umsonstläden

Die Diggers waren Ende der 1960er Jahre eine Aktionsgruppe mit politisch-künstlerischen Hintergrund im Haight Ashbury District in San Francisco. Ob ihrer anarchistischen Geldkritik betrieben sie von 1966 bis 1968 u.a. einige “Free Stores”. Einen in der 1762 Page Street, einen zweiten in der 520 Frederick Street sowie einen dritten in der Cole Street mit dem Namen „The Trip Without A Ticket“. Zusätzlich verteilten sie täglich “free food” im Berkeley's Civic Center Park. Dort veranstalteten sie ebenfalls kostenlose Konzerte und Theateraufführungen und betrieben eine “free bakery”, die “Haight-Ashbury Free Medical Clinic” in der 588 Clayton Street. Des Weiteren einen “Free Print Shop”. Auch in anderen Städten gab es Free Stores der Diggers. Beispielsweise in New York in der 264 East Tenth Street (Lower East Side). Diesen Vorbild folgend gab es in dem Ort Cotati in Kalifornien einen Freestore vom Ende der 60er Jahre bis 1983.

In Melbourne (Australien) gab es von 1971 bis 1972 in der 42 Smith Street, im Stadtteil Collingwood einen von Anarchisten betriebenen Free Store, den „Collingwood Freestore”.

Kritik

An den Umsonstladen-Projekten wird kritisiert, dass sie nur sehr eingeschränkt zur Bedürfnisdeckung geeignet seien. Kritik bezieht sich auch darauf, dass solche Projekte auf eine Überfluss produzierende Gesellschaft angewiesen seien und durch sie keine Alternative zum kapitalistischen System entwickelt werden könne. In diesem Zusammenhang wird die Auffassung vertreten, dass Umsonstläden als unentgeltliche „Sozialstationen“ dort einspringen würden, wo sich der Staat aus sozialer Verantwortung zurückgezogen habe. Die meisten Aktiven in den Umsonstläden lehnen eine solche Einschätzung der Projekte allerdings ab und sehen in diesen hingegen einen Beitrag zur Selbsthilfe und Solidarität im Alltag. Sie weisen darauf hin, dass viele Umsonstladen-Aktive anfangs Besucher gewesen wären. Als weiterer Kritikpunkt wird geäußert, Umsonstläden würden lediglich eine „Geiz ist geil“-Mentalität und den „Hamstertrieb“ vieler Besucher bedienen. Die aus diesem Grund von einigen Umsonstläden eingeführten Reglementierungen der Nutzung (z.B. durch die 3-Teile-Regel) werden allerdings von einigen als Verstoß gegen den Sinn der Umsonstläden gesehen.

Dagegen wird von anderen Umsonstläden-Aktiven (u.a. im ersten Umsonstladen in Hamburg-Altona, gegründet am 1. März 1999) betont, dass es diese schroffe Warenwert-Orientierung von Nutzerinnen und Nutzern zwar gebe, aber die Aktiven könnten in der Alltagspraxis in vielen Gesprächen immer wieder erklärend und mäßigend darauf einwirken. Durch Praxis und begleitendes Gespräch könne das Verständnis für ein frei verknüpftes Geben und Nehmen (also die Orientierung an der Nützlichkeit der Dinge) gefördert werden.

Auch sei die 3-Teile-Regel von vornherein von einigen Umsonstläden als praktische Mengenbegrenzung mit ausgedacht und praktiziert worden. Sie werde dort nicht als „Reglementierung“ begriffen.

Siehe auch

Weblinks


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