Schlappenbier

Schlappenbier
Schlappentagsumzug vor dem Schießhäuschen

In Hof an der Saale findet traditionsgemäß alljährlich am Montag nach Trinitatis – also genau eine Woche nach Pfingstmontag – der Schlappentag statt. Speziell für diesen Tag wird ein eigenes Starkbier – das Schlappenbier – gebraut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Hofer Schlappentags

Im Jahre 1415 wurde der tschechische Vorreformator Johannes Hus, der ein Kämpfer gegen Missstände in der Kirche war, als Ketzer zum Tod durch den Scheiterhaufen verurteilt und verbrannt. Seine Gefolgschaft versuchte daraufhin gewaltsam, eine Reformation der Kirche durchzuführen. Im Zuge dessen eroberten die Hussiten am 25. Januar 1430 die Stadt Hof und zerstören sie vollständig. Nur das Schloss blieb weitgehend unversehrt. Nach dem Abmarsch der Truppen musste die Stadt wieder aufgebaut werden.

In dieser Notlage wandte sich die Hofer Bevölkerung an den Markgrafen von Brandenburg. Dieser gewährte den Bittstellern in einem Freiheitsbrief zehn Jahre Steuerfreiheit. Bedingung war jedoch, dass sich Hof mit Handfeuerwaffen ausstatten sollte, um sich bei späteren Angriffen besser verteidigen zu können. Folglich wurde um 1432 eine Schützengilde gegründet, die vorwiegend aus Handwerkern bestand. Diese Handwerker mussten sich alljährlich an Schießübungen und Wettbewerben beteiligen.

Um drohende Sanktionen zu vermeiden, hetzten die meisten Schützen noch am Morgen des Montag nach Trinitatis, dem letzten Tag der Schießübung, in ihrer Arbeitskleidung und den ortsüblichen Holzschuhen (= Schlappen) zum Schießhäuschen. Hier wurden sie unter Beobachtung eines Schützenmeisters im Umgang mit der Muskete geschult. Von Jahr zu Jahr stieg die Zahl der Schützen und somit das Interesse an diesen Schießübungen. Dadurch bildete sich an dem besagten Montag ein „Zug“ von Schlappenschützen, der zur Schießstätte marschierte.

Alljährlicher Festzug der Schützengilde

Für ihre Leistungen, die sie dem früheren Landesherren entgegenbrachten, dankte dieser den Schützen mit Privilegien wie dem Braurecht. Die Privilegierte Scheiben-Schützen-Gesellschaft von 1432 Hof führt als Nachfolgerin der Hofer Schützenkompanie den Schlappentag seit über 560 Jahren durch. Der Ablauf erfolgt jedes Mal nach dem gleichen Ritual:

  1. Morgendlicher Weckruf
  2. 8:00 Uhr: Versammlung der Handwerkszünfte und Schützen am Schießhäuschen
  3. Umzug zum Rathaus
  4. Empfang durch den Oberbürgermeister und Schützenkommissar
  5. 9:45 Uhr: Festumzug mit Vertretern aus Politik, Handwerk und Schützen
  6. Festzug durch die ganze Stadt (über die Ludwigstraße, Altstadt, Luitpoldstraße, Marienstraße und Konrad-Adenauer-Platz)
  7. Ankunft am Festplatz

Wenn der Umzug den Festplatz erreicht, wird das erste Fass Schlappenbier - ein süffiges Starkbier, das nur für diesen einen Tag gebraut wird - angestochen und im Festzelt ausgeschenkt. Zum süffigen Schlappenbier werden Hofer Bratwürste serviert.

Schlappenschießen

Am Tag vor dem eigentlichen Schlappentag, dem Sonntag, kann man seine Schießkünste unter Beweis stellen. Besonderes Augenmerk wird jedoch auf die Personen des öffentlichen Lebens, die Handwerker und die Schützen geworfen, welche öffentlich zur Teilnahme eingeladen werden. Tritt ein eingeladener Teilnehmer nicht an, wird ein „Bußgeld“ fällig. Allerdings kann sich dieser Teilnehmer einen anonymen Schützen „kaufen“.

Das Schlappenschießen unterliegt der Schießordnung des alten Handwerks. Es findet noch an der gleichen Stelle, im Schießgraben am Schießhäuschen, wie schon vor über 570 Jahren statt. Dieses Häuschen ist der Treffpunkt für den Morgen von Trinitatis. Damit jeder Beteiligte, einer mehr, der andere weniger begabt, die gleiche Chance hat, wird mit alten Zimmerstutzen, sitzend aufgelegt, geschossen, und jeder Schütze kann mit drei Schuss versuchen, mitten ins Schwarze treffen.

Früher wurden den Siegern als Prämie für einen gewissen Zeitraum die Steuern durch den Magistrat erlassen. In der heutigen Zeit erhalten die drei besten Schützen das Recht, innerhalb des Stadtgebietes auf allen öffentlichen Parkplätzen für ein oder ein halbes Jahr kostenlos ihr Auto parken zu dürfen. Der Schlappenkönig, also der Sieger des Schützenwettbewerbs, wird mit einer silbernen Kette ausgezeichnet, welche die Embleme der Handwerksinnungen und der zehn Hofer Schützenvereine trägt. Der Schlappenkönig übernimmt auch Repräsentationsaufgaben.

Goldener Schlappen

Der Goldene Schlappen ist der höchste Orden der Scheiben-Schützen-Gesellschaft, der an Personen verliehen wird, die sich um die Gesellschaft, das Handwerk oder die Stadt Hof verdient gemacht haben. Dieser besondere Schlappen ist die Miniatur eines Schlappens aus massivem Gold mit einem Brillanten, der nur für diese Verleihung von einem ansässigen Hofer Goldschmied angefertigt wird. Dieser Schlappen wird jedes Jahr neu und individuell hergestellt und ist somit einmalig.

Verliehen wurde dieser Schlappen unter anderen an den ehemaligen Ministerpräsidenten Max Streibl, den früheren Vorstandssprecher der Textilgruppe Hof, Ernst Häcker und den Präsident der Handwerkskammer, Senator Emil Preissinger. Der Name dessen, der die Auszeichnung erhalten soll, bleibt bis zur Verleihung im Rathaus im Rahmen des Schützenempfangs unbekannt.

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