- Schloss Kaiserslautern
-
Kaiserpfalz Kaiserslautern Modell der Kaiserpfalz
Alternativname(n): Burg Kaiserslautern Entstehungszeit: 1152–1158 Erhaltungszustand: Ruine Ständische Stellung: Kaiser Bauweise: Buckelquader Ort: Kaiserslautern Geographische Lage 49° 26′ 45″ N, 7° 46′ 6″ O49.4458333333337.7683333333333240Koordinaten: 49° 26′ 45″ N, 7° 46′ 6″ O Höhe: 240 m ü. NN Die denkmalgeschützte[1] Kaiserpfalz von Kaiserslautern, im Volksmund auch Barbarossaburg genannt, ist eine durch Kaiser Friedrich Barbarossa im 12. Jahrhundert erbaute Pfalz in Kaiserslautern (heute Rheinland-Pfalz). Heute ist die Anlage sehr verändert und zum Teil Ruine.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Kaiserpfalz liegt im Stadtzentrum von Kaiserslautern direkt an der Burgstraße unterhalb des Ortes, wo sich heute das neue Rathaus befindet. Im 12. Jahrhundert war diese Stelle noch ein von der Lauter umflossenes Felsplateau.
Geschichte
6. bis 11. Jahrhundert
Ausgrabungen auf dem Hügel, die 1991/1992 stattfanden, förderten ein Gräberfeld mit bandkeramischen Funden aus dem 6. Jahrhundert vor Christus zutage, der früheste Nachweis von Besiedlung auf dem Gelände der Burg. Im Jahre 830 ist der Ort als Villa Luhtra bezeugt und man vermutet dass dieser im 9. Jahrhundert urkundlich erwähnte karoliningische Königshof bereits im 7. Jahrhundert an derselben Stelle stand. Ursprünglich noch eine Nekropole mit 188 nachgewiesenen Gräbern auf einer Fläche von 1400 m². [2] Dieser Hof kam 985 an die Salier und wurde 1114 noch als curtis (lat. Hof) bezeichnet [3]. Eine im 10. Jahrhundert in spätsalischer Zeit errichtete 1,40 m starke Wehrmauer entlang der östlichen und südlichen Begrenzung konnte nachgewiesen werden.[4] Man vermutet, dass sich niederadelige Ministeriale in der burgähnlichen Ansiedlung aufhielten, der heute noch gebräuchliche Name Rittersberg wurde überliefert.
12. bis 14. Jahrhundert
Die mächtige Pfalz war ein vollkommener Neubau, keine Erneuerung der bestehenden Befestigung, und wurde von 1152 bis 1158 von Kaiser Friedrich Barbarossa als sein so bezeichnetes domum regalem (lat. Heim des Königs) errichtet. Ab 1162 hatte er Gotfried von Lutra, der später zum Stammvater der Ritter von Hohenecken wurde, als Burgverwalter eingesetzt. In den folgenden Jahren wurde die Burg regelmäßig von Herrschern besucht, so z. B. von Barbarossa mit seinem Sohn Heinrich VI. im Jahr 1184. In den Jahren 1214, 1215 und 1217 weilte hier Kaiser Friedrich II., der zudem 1234 auf der Burg einen Hoftag abhielt[5]. Unter Friedrich II. fand 1215 eine Umgestaltung der Anlage statt.
König Richard heiratete 1269 in der dem heiligen Nikolaus geweihten Doppelkapelle der Burg seine Braut Beatrix von Valkenburg[6]. Im Jahr 1305 wurden als Burgmannen des Königs zu Lautern 13 Adelige eingesetzt, darunter auch die Grafen von Zweibrücken-Bitsch. Die Anlage kam 1322 an Johann den Blinden von Böhmen, 1332 an dessen Sohn, den Erzbischof Balduin von Trier, und wurde zuletzt 1357 an die Kurpfalz verpfändet. Daraufhin waren kurpfälzische Oberamtsleute auf der Burg eingesetzt[7]. Weitere Baumaßnahmen wurden wohl im Jahre 1367 durchgeführt, als Kurfürst Ruprecht I. Zolleinnahmen zum Ausbau der Burg verwenden durfte.
16. bis 19. Jahrhundert
Pfalzgraf Johann Casimir ließ zwischen 1570 und 1580 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kaiserpfalz ein prächtiges Renaissanceschloss errichten. Kaiserpfalz und Schloss wurden sowohl 1635 als kaiserliche Truppen des Generalfeldzugmeisters Melchior von Hatzfeld die Stadt stürmten und teilweise einäscherten, als auch 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen stark beschädigt. 1703 setzten die Franzosen das Schloss in Brand und sprengten es schließlich.
1714 ließ Kurfürst Johann Wilhelm die Überreste der Kaiserpfalz vereinfacht zu einem Jagdschloss ausbauen. Es diente als Verwaltungssitz, bis Truppen der Französischen Revolution es 1792 niederbrannten[8]. In dem notdürftig wieder aufgebauten Schloss erhielt 1804 der Landschreiber Horn seinen Sitz, 1813 wurde die Ruine von der französischen Verwaltung versteigert, was später teilweise den Abbruch und massive Umgestaltung nach sich zogen. 1820 wurde die Nordwestecke komplett abgerissen und das pfälzischen Zentralgefängnis der königlich-bayerischen Regierung dort erbaut. Im Jahre 1842 wurde der südöstliche Abschnitt mit dem Schloss zur Privatbrauerei B. C. Waechter zur Kaiserburg ausgebaut.
Neuzeit
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden 1934 die neueren Gebäude abgerissen. Die letzte wesentliche Veränderung am Johann-Casimir-Schloss erfolgte 1935.
Seit 1960 laufen mit Unterstützung eines Förderkreises[9] umfangreiche Ausgrabungs- und Restaurierungsarbeiten. Beim Bau des Kaiserslauterer Rathauses 1968 wurde angeblich wegen nachlässiger Planung ein Teil der Kaiserpfalz unwiederbringlich zerstört. Die Grabungen, welche im Zusammenhang mit dem Rathausbau durchgeführt wurden, seien bis heute nicht wissenschaftlich analysiert[10].
Anlage
Heute sind nur noch einige Buckelquader aus Rotsandstein vom Fundament des Kaisersaals und spärliche Mauerwerksreste der um etwa zwischen 1160 und 1215 erbauten Doppelkapelle der Burg erhalten. Die heute noch sichtbaren Mauerreihen befinden sich in der Südwestecke des Geländes. Eine Aufplasterung im unteren Bereich des Rathausvorplatzes, die dem Grundriss des Saalbaus (28 x 19 Meter) entspricht, ist zu sehen. Bei Baumaßnahmen im Umfeld der Kaiserpfalz wurden weitere Mauerwerksreste und unterirdische Gänge freigelegt. Östlich neben dem (neueren) Casimirsaal sind sehr deutliche Wegespuren zum vermuteten alten Eingang der Burg zu erkennen. Im Keller des Schlosses sind Mauerwerksreste sichtbar, welche spätsalischer Zeit zugeordnet und mit Barbarossas Vater, dem Herzog Friedrich dem Einäugigen, in Verbindung gebracht werden.
Der Reste der Burgruine sind frei zugänglich, doch können der Casimirsaal und die unterirdischen Gänge nur nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden.
Sagen
Trauerzug durch die Stadt
Der Sage nach erscheint Sonntagskindern jedes Jahr am 10. Juni, dem Todestag von Kaiser Barbarossa, um Mitternacht im Glanz des Mondscheins die Silhouette der Burg in voller Schönheit, wie sie einst dagestanden haben soll. Aus ihren Gräbern erheben sich die Ritter und Knappen, welche unter Barbarossa dienten, und unternehmen auf alten Wegen durch die Stadt einen Trauerzug zu Ehren des großen Toten. Beim ersten Hahnenschrei würden die Kaiserburg und das Gefolge wieder verschwinden.
Schlafender Kaiser
Einer anderen Sage nach ist Barbarossa nicht ertrunken, sondern war nur spurlos verschwunden, weil er lange Zeit bei den Türken gefangen gehalten worden sei. Eines Tages habe sich der Kaiser durch eine List befreien können und soll sich unbemerkt in seine Burg in Lautern zurückgezogen haben. Doch dafür sei er von den Türken verflucht worden, dass er seine Burg erst wieder verlassen dürfe, wenn die Raben sie nicht mehr umkreisten. Eines Tages begab sich der Ritter von der nahegelegenen Burg Beilstein aus Neugierde in die Gewölbe der Kaiserpfalz. Tief unten fand er den in einen purpurroten Mantel gekleideten Kaiser schlafend an einem Tisch sitzend. Der Kaiser erwachte und fragte den Besucher: „Sind die Raben fort?“ Als der Beilsteiner verneinte, senkte der Kaiser seinen Kopf und schlief weiter[11].
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz: Kaiserslautern-Nord, ISBN 3-89637-280-7
- ↑ Elena Rey: Bürgenführer Pfalz, S. 31, ISBN 3-936216-15-0
- ↑ Walter Herrmann: Auf rotem Fels, S. 98, ISBN 3-7650-8286-4
- ↑ Jürgen Keddigkeit: Kaiserpfalz und Casimirschloß, Kaiserslautern 1995
- ↑ Günter Stein: Burgen und Schlösser in der Pfalz, S. 39, ISBN 3-426-04405-6
- ↑ Manfred Czerwinski: Burgen – stolze Zeugen einer großen Zeit, Pfalz und Umgebung, S. 40, ISBN 3-936216-07-X
- ↑ Alexander Thon: Wie Schwalben Nester an den Felsen geklebt..., S. 75, „Burg und Schloss Kaiserslautern (Lautern)“, ISBN 3-7954-1674-4
- ↑ Burgenwelt.de: Kaiserpfalz / Kaiserslautern – Rheinland-Pfalz: Historie
- ↑ Förderkreis zur Erhaltung der Kaiserpfalz Kaiserslautern e. V.
- ↑ Jürgen Keddigkeit, Ulrich Burkhart, Rolf Übel (Hrsg.): Pfälzisches Burgenlexikon, Band III, Kaiserslautern 2005, S. 102 ff., ISBN 3-927754-54-4
- ↑ Viktor Carl: Pfälzer Sagen und Legenden, SS. 441, 444, 449, ISBN 3-9804668-3-3
Wikimedia Foundation.