Schloss Wiepersdorf

Schloss Wiepersdorf
Schloss Wiepersdorf
Schloss und Orangerie

Schloss Wiepersdorf liegt in Wiepersdorf, Gemeinde Niederer Fläming, südöstlich von Jüterbog (Land Brandenburg).

Das Schloss Wiepersdorf nimmt in der Geschichte der Künste, insbesondere der Literatur, eine besondere Stellung in Deutschland ein.

Als ehemaliger Wohnsitz von Ludwig Achim und Bettina von Arnim, dem bedeutenden Dichterpaar der Romantik, hat es eine lange Tradition als Ort des geistigen Austausches. Nach einer wechselvollen Geschichte hat 2006 die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Aufgabe übernommen, das Haus mit Unterstützung des Landes Brandenburg und des Bundes dauerhaft als Künstlerhaus zu erhalten.

Dabei geht es vor allem um drei Aspekte: bewahren – fördern – vermitteln. Im Von-Arnim-Museum wird an das Dichterpaar Achim und Bettina von Arnim erinnert und die Geschichte des Hauses dokumentiert. In dem traditionsreichen, denkmalgeschützten Künstlerhaus werden weiterhin Arbeitsaufenthalte von Künstlerinnen und Künstlern aller Disziplinen aus dem In- und Ausland mit Stipendien gefördert. Öffentliche Veranstaltungen, Lesungen, Konzerte, Kolloquien und Ausstellungen im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf sind eine Einladung an das Publikum zum spannenden Dialog über aktuelle Fragen zur Kunst, Literatur und Geisteswissenschaft.

Inhaltsverzeichnis

Erbauung

Eine der Callot-Figuren

Anstelle des heutigen Schlosses stand zunächst ein Herrenhaus der Familie von Leipzig. 1734 erwarb der Königlich Preußische Major Gottfried Emanuel von Einsiedel (1690–1745) das Ländchen Bärwalde, wozu auch das Rittergut Wiepersdorf gehörte. Das Herrenhaus wurde ausgebaut, halb massiv, halb von Holz. 1736 kamen zwei schrägstehende Seitenhäuser hinzu, die aber noch nicht mit dem Haupthaus verbunden waren. Als General bei König Friedrich II. von Preußen in Ungnade gefallen, starb Einsiedel 1745 in Potsdam und wurde in der Gruft, die sich unter dem Westteil der Wiepersdorfer Kirche befindet, beigesetzt.

Familie von Arnim

Der Königlich Preußische Kammerherr Joachim Erdmann von Arnim auf Friedenfelde in der Uckermark (1741–1804), verheiratet mit Amalie Caroline geb. Labes (1761–1781), kauft 1780 das Ländchen Bärwalde, mit Wiepersdorf und weiteren Rittergütern. Das Geld für den Kauf lieh ihm seine Schwiegermutter, Caroline Labes, zu landesüblichen Zinsen. Joachim Erdmann von Arnim lässt am Herrenhaus bauliche Veränderungen vornehmen und verbindet es durch Turmgebäude mit den Seitenflügeln. Es entsteht dadurch eine geschwungene Baugruppe.

Am 26. Januar 1781 wird das zweite Kind, der spätere Dichter Ludwig Achim von Arnim, in Berlin geboren. Im Februar stirbt seine Mutter an den Folgen der Geburt. Achim und sein Bruder Carl Otto wachsen bei der Großmutter Labes in Berlin auf. Nach dem Tod des Vaters 1804 werden beide Brüder Erben des Ländchens.

Ludwig Achim von Arnim heiratet 1811 Bettina Brentano (1785–1859). 1814 ziehen beide auf das Gut Wiepersdorf. Achim verlagert den Wirtschaftshof, der sich vor dem Schloss befand, auf die Südseite und lässt ihn dort größer aufbauen.

Während es Bettina nach drei Jahren wieder nach Berlin zieht, blieb Ludwig Achim sein Leben lang als Gutsherr und Dichter in Wiepersdorf. Von gegenseitigen Besuchen abgesehen, leben beide getrennt voneinander. Dieser räumlichen Trennung verdanken wir einen umfangreichen Briefwechsel, der Einblicke in diese ungewöhnliche Ehe gewährt, der aber auch gleichzeitig kulturgeschichtliche Ereignisse und dörfliches Leben zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufzeichnet.

Ludwig Achim von Arnim stirbt am 21. Januar 1831 in Wiepersdorf. Er hinterlässt sieben Kinder, von denen der Älteste, Freimund, die Bewirtschaftung der Güter übernimmt. 1848 wird der erste Enkel des Dichterpaares, der spätere Maler Achim von Arnim-Bärwalde, geboren, der später die Güter übernimmt und umfangreiche Veränderungen an Haus und Garten vornehmen lässt. So entsteht 1877 am nördlichen Teil des Hauses auf den Resten des abgerissenen Nordflügels sein geräumiges Atelier. Es ist der größte Raum des Hauses, mit hoher Decke, die er nebst Türen kunstvoll ausgemalt hat. Später ließ er den Balkon und die halbrund ausschwingende Terrasse anbauen. Die breite Freitreppe mit massiver Balustrade und Vasen endet in einem abgesenkten Gartenparterre mit Mittelbeet. Südlich des Gartenparterres entstand 1888/89 die Orangerie. Sandsteinfiguren, Statuen aus der griechisch-römischen Sagenwelt und große Vasen, die der Maler von seinen Italienreisen mitbrachte, verleihen dem Park ein heiteres südliches Flair. Vor dem großen Atelierfenster stehen im Halbkreis aufgestellt fünf groteske Zwergenfiguren, deren Herkunft nicht überliefert ist. Am westlichen Teil des Gartenparterres schließt sich ein Landschaftsgarten an. Haus und Park stehen heute unter Denkmalschutz.

Die ehemals kleine Kirche, die sich im nördlichen Teil des vorderen Schlossparks befindet, wurde 1894/95 ebenfalls nach den Plänen des Malers Achim von Arnim-Bärwalde umgebaut und erhielt ihr heutiges Aussehen. Auch die Gestaltung des Familienfriedhofs an der Kirche wurde nach seinen Plänen ausgeführt. Dort ruhen das Dichterehepaar und einige ihrer Nachfahren. Heute ist die Kirche eine Gemeindekirche und kann nur während der Gottesdienste oder bei Führungen besichtigt werden.

Die Zeit des Nationalsozialismus

Bis 1945 blieben Schloss und Gut im Besitz der Familie von Arnim. Friedmund von Arnim, der sich um eine große Familie und die tief verschuldeten Gutsbetriebe von Zernikow und Wiepersdorf zu kümmern hatte, und seine Frau Clara, als Mutter von sechs Kindern mit der Führung des großen Gutshaushalts voll ausgelastet, konnten sich allerdings kaum um die Pflege des literarischen Nachlasses kümmern.

Viel war damals ohnehin nicht zu erreichen, da die offizielle Germanistik vollständig von den Nationalsozialisten beherrscht wurde. Friedmund von Arnim sorgte jedoch dafür, dass sein Schwager Walther Encke, der wegen seines Widerstands gegen den umstrittenen Regierungsantritt von Papens in Preußen am 20. Juli 1932 seinen Posten als Polizeimajor in Berlin verloren hatte und nach der Machtergreifung der Nazis zusätzlich gefährdet war, eine erste Bestandsaufnahme vornahm.

In Schloss Wiepersdorf, wo Friedmunds Mutter Agnes von Arnim wohnte, fanden u. a. der von den Nazis als „entarteter Künstler“ verfemte Maler Fritz Kuhr und der als „Halbjude“ eingestufte Germanist Werner Milch ein Refugium. Werner Milch konnte dort die Arbeit an seinem Buch „Die junge Bettine“ beginnen, das nach seinem Tod von Peter Küpper vollendet wurde.

Teich und Callot-Figuren am Schloss

Friedmund von Arnim und seine ältere Schwester Bettina Encke von Arnim trugen mit ihrer Handlungsweise, die mit dem literarischen Nachlass nicht unmittelbar zu tun hatte, aber ganz dem Denken ihrer Urgroßmutter Bettina entsprach, dazu bei, dass nach dem Kriege Schloss Wiepersdorf und die darin enthaltenen Schätze vor völliger Zerstörung und Vernichtung bewahrt werden konnten: Sie gewährten jemandem Unterschlupf, der in den Augen der Nazis in seiner Person die größten aller denkbaren Übel vereinigte, nämlich Kommunist und Jude zugleich zu sein. Es handelte sich um Dr. Iwan Katz, einen ehemaligen Reichstagsabgeordneten der KPD und Freund Walther Enckes. Friedmund von Arnim hielt ihn zunächst auf seinen Gütern versteckt, während des Krieges verbarg ihn Bettina Encke von Arnim in ihrer Wohnung in Berlin. Iwan Katz überlebte so die Naziherrschaft und kam nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in eine einflussreiche Position, indem er Mitglied des Berliner Magistrats wurde.

Die Zeit der DDR

1945 wurde das Schloss für kurze Zeit sowjetische Kommandantur und Unterkunft für Kriegsflüchtlinge. Dabei gingen durch Plünderung bereits zahlreiche Einrichtungsgegenstände und Bücher der wertvollen Bibliothek verloren. Als sich abzeichnete, dass im Zuge der Bodenreform Umsiedler in Schloss Wiepersdorf einziehen würden, drohte diesem weitere Plünderung und Verwahrlosung. Doch Bettina Encke von Arnim gelang es mit der Unterstützung von Iwan Katz, zu dieser Zeit als Dezernent und Leiter der Abteilung Planungen beim Magistrat der Stadt Berlin tätig, sowie Vertretern der Provinzialverwaltung Brandenburg und der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung, das verwahrloste und vom Abriss bedrohte Schloss zu retten und als einen Ort des kultur- und literaturgeschichtlichen Wertes zu bewahren.

Die Provinzialverwaltung Brandenburg, die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung, der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands und der Schutzverband Deutscher Autoren errichteten 1946 die Deutsche Dichterstiftung e. V. mit dem Zweck »Dichtern und Schriftstellern, deren künstlerische Leistung eine Förderung verdient, auf vorübergehende Zeit eine Stätte zu ungestörter und sorgenfreier Arbeit zu bieten sowie verdienten Dichtern und Schriftstellern sowie deren Hinterbliebenen im Sinne der früheren Schillerstiftung und der Notgemeinschaft des Deutschen Schrifttums durch laufende oder einmalige Unterstützungen zu helfen, insbesondere dem jungen und werdenden, um Aufstieg ringenden Nachwuchs Beistand zu leisten.« Nun galt es nur noch einen passenden Ort dafür zu finden. Dieser war nun mit Wiepersdorf gefunden. Nach der Überholung der Räume und Veränderungen für die neue Bestimmung, dazu gehörten auch der Einbau notwendiger Sanitäreinrichtungen, wurden im Herbst 1947 die ersten Gäste eingeladen.

Dies alles erlebt Bettina Encke von Arnim nicht mehr in Wiepersdorf. Nachdem sie zwischenzeitlich in Luckenwalde vom NKWD inhaftiert war, hat sie mit ihrer Mutter und ihren Schwestern im September 1947 endgültig Wiepersdorf verlassen und zog zu ihren Verwandten in den Westen. Sie kam damit dem Befehl Nr. 60/80 der Sowjetischen Militär-Administration (SMAD) zuvor, alle enteigneten Gutsbesitzer aus den Gemeinden auszuweisen, da diese versuchten, die Bodenreform zu unterwandern, um damit eine Aufteilung der Güter und landwirtschaftlichen Flächen zu verhindern. Sie lebte als Malerin bis zu ihrem Tode (1971) in Überlingen am Bodensee.

Nach der politisch motivierten Verhaftung des geschäftsführenden Werner Schendells 1950 wurde Edith Rost, Frau des holländischen Schriftsteller Nico Rost, als Treuhänderin in Wiepersdorf eingesetzt. Ihr Mann bekam den Auftrag, sich um die doch sehr in Mitleidenschaft gezogene Arnim-Bibliothek und die Handschriften zu kümmern. Diese Bibliothek wurde dann 1951 an die Akademie der Künste Berlin übergeben und befindet sich heute in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, die Handschriften im Goethe-Schiller-Archiv, beides in Weimar. In Wiepersdorf wurde eine neue kleine Handbibliothek eingerichtet, auf der die heutige Bibliothek aufgebaut ist. Schloss Wiepersdorf wurde 1948 als Eigentum des Volkes ins Grundbuch eingetragen. Haus und Bibliothek wurden unter Denkmalschutz gestellt.

Immer wieder wurden Baumaßnahmen durchgeführt, um die Arbeits- und Lebenssituationen im Schriftstellerheim zu verbessern. Die längste und umfangreichste Baumaßnahme jedoch, die unter Leitung des Institutes für Denkmalpflege der DDR erfolgte, war von 1974-80. Die Grundlage hierfür bildeten die Beschlüsse der VIII. und IX. Parteitage der SED, die eine Verbesserung des »materiellen und kulturellen Lebensniveaus aller Werktätigen« zur Folge haben sollten. Am 10. Mai 1980, dem Tag des Buches in der DDR, eröffnete der damalige Minister für Kultur, Hans-Joachim Hoffmann, das Haus. Es stand nun als Arbeits- und Erholungsstätte den Mitgliedern der fünf Künstlerverbände zur Verfügung und trug den Namen „Arbeits- und Erholungsstätte für Schriftsteller und Künstler Bettina von Arnim“, nachdem es zuvor bereits „Schloß Wiepersdorf, Arbeitsstätte für Geistesschaffende“, dann „Erholungsstätte der Intelligenz – Wiepersdorf“ und ab dem 180. Geburtstag Bettina von Arnims 1965 den Namen „Bettina-von-Arnim-Heim, Arbeits- und Erholungsstätte für Kulturschaffende“ hieß. Es befand sich in der Rechtsträgerschaft des Ministeriums für Kultur der DDR und ab 1979 des Kulturfonds der DDR.

In Schloss Wiepersdorf verbrachten in den Folgejahren zahlreiche Schriftsteller, so z. B. Anna Seghers, Alfred Kantorowicz Arnold Zweig, Max Zimmering, Ernst Busch, Maxi Wander, Steffi Spira, Eva-Maria Hagen, Klaus Gysi, Kurt Masur und Herbert Sandberg, Annerose Schmidt und Rolf Hoppe z. T. wiederholt einige Arbeitswochen.

Nach der Wende

Nach der Wende im Herbst 1989 war die Zukunft des Hauses vorerst unklar. Künstler kamen nur vereinzelt und das Haus wurde als Hotel geführt. Die 1990 gegründete Stiftung Kulturfonds, die hervorging aus dem Kulturfonds der DDR, wurde Rechtsträger des Hauses und nach kurzer Sanierung wurde dieses am 7. August 1992 als Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf neu eröffnet. Künstlerinnen und Künstler aus allen Kunstbereichen und aus den verschiedenen Ländern lebten und arbeiteten hier im Haus. Sie erhielten von verschiedenen Stipendiengebern, u. a. von der Stiftung Kulturfonds, mehrmonatige Aufenthaltsstipendien. 1998 kündigte der Freistaat Sachsen einseitig den bei Gründung der Stiftung Kulturfonds geschlossenen Staatsvertrag unter Mitnahme des in diesem Vertrag allen beteiligten Ländern zugeschriebenen Anteils am Stiftungsvermögen. Zum Ende des Jahres 2004 folgten diesem Beispiel die Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen. Infolge des damit verbundenen Kapitalverlustes musste die Stiftung Kulturfonds in die Liquidation gehen. Eine Rettung des Künstlerhauses durch eine Übernahme in die Zuständigkeit des Bundes gelang nicht, nachdem durch ein Veto Bayerns im Zuge der Debatte um die Föderalismusreform keine Fusion der Kulturstiftung der Länder mit der Kulturstiftung des Bundes zustande kam. Zum Ende des Jahres 2004 wurde allen Beschäftigten gekündigt, und die Stipendiaten mussten bis Mitte Dezember 2004 das Schloss verlassen. Die Zukunft der Immobilie Schloss Wiepersdorf war zu dieser Zeit ungeklärt.

Die jüngste Entwicklung

Familienfriedhof derer von Arnim an der Kirche

Am 1. Juli 2006 wurde die Arbeit im Künstlerhaus wieder aufgenommen. Neuer Träger ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (siehe Artikelanfang). Sie hat die Aufgabe übernommen, die Einrichtung mit Unterstützung des Landes Brandenburg und des Bundes dauerhaft als Künstlerhaus zu erhalten. Im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf werden Arbeitsaufenthalte von Schriftstellern, bildenden Künstlern, Komponisten, Geisteswissenschaftlern und Publizisten aus dem In- und Ausland mit Stipendien gefördert. Die Stipendienvergabe obliegt diversen Partnerorganisationen, an die auch die Bewerbungen zu richten sind: einige Bundesländer, die Königl. Dänische Botschaft, das Österreichische Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, die Finnish Cultural Foundation, das Bundesministerium für Bildung und Forschung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Studentenwerk, die Hörmann-Gruppe.

Öffentliche Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Kolloquien, Ausstellungen und andere Formate im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf sind eine Einladung an das Publikum zum spannenden Dialog über aktuelle Fragen zu Kunst, Musik, Literatur und Geisteswissenschaften. Das Programm stellt schwerpunktmäßig die Arbeiten der Stipendiatinnen und Stipendiaten vor, bietet aber auch externen Künstlern und Institutionen ein Forum, sich im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf zu präsentieren. Darüber hinaus wird unter der Fragestellung Achim und Bettina von Arnim- heute? dem Dichterpaar und der Epoche der Romantik transdisziplinär und mit neuer Lesart begegnet.

Sehenswürdigkeiten

Museum im Schloss: Im Bettina und Achim von Arnim Museum, das 1992 in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Schloss Wiepersdorf und dem Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum eingerichtet wurde, wird das Leben und Werk des Dichterpaares dokumentiert. Gleichzeitig gibt es einen historischen Abriss der Geschichte des ehemaligen Herrenhauses wieder und Auskunft über den damaligen Freundes- und Gesprächskreis des Dichterpaares, zu dem u. a. Friedrich Carl von Savigny, Clemens Brentano und die Brüder Grimm gehörten. Darüber hinaus werden Bilder des Malers Achim von Arnim-Bärwalde gezeigt.

  • Familienfriedhof derer von Arnim an der Kirche
  • Park und Orangerie

Callot-Figuren: Nördlich des Schlosses stehen noch fünf der ursprünglich sechs sogenannten Callot-Figuren, benannt nach Jacques Callot, der 1616 am Hof Cosimos II. in den Stichen „Varie figure gobbi“ zwergenhafte Krüppel darstellte. Die Herkunft der Wiepersdorfer Zwerge ist nicht belegt.

Callot-Figuren

Literarische Verarbeitung

Im Wiepersdorf-Zyklus [1], der während einer Arbeitswoche im „[v]olkseigenen Schloß“ entstand, zeichnet Sarah Kirsch ein Miniaturbild ihres persönlichen Lebensgefühls und der politischen Situation in der DDR der 1970er Jahre [2]. Rahmensituation ist der Aufenthalt einer Schriftstellerin in dem „[e]hrwürdige[n] schöne[n] Haus [m]it dem zwiefachen Dach“. Sie schätzt „[d]as liebe freie Land“ als Gegensatz zur [E]nge im „Hochhaus in der verletzenden viereckigen Gegend“ und entwirft Impressionen der Wiepersdorfer Szenerie: „Die schönen Fenster im Malsaal“, „außen „[m]aifrischer Park“ mit den „lächeln [den]“ „Steinbilder[n]“ und reflektiert in Anspielung auf Bettina von Arnims Briefe an Friedrich Wilhelm IV: „Bettina! Hier [h]ast du mit sieben Kindern gesessen [...] ich sollte mal an den König schreiben“. Für die Dichterin ist ihr Rückzugsort umgeben von einer „Bannmeile schöne[n] frische[n] Wald[es]“, die sie „um [sich] gelegt“ hat. Aber im Lichtwechsel des Tages ändert sich die Atmosphäre (Abends mal ich den Teufel noch schwärzer), wird sie sich des begrenzten Spiels als „Herrin der Bilder und Meubeln“ im "Irrgarten" (Hier trink ich das Tränklein Vergessen) und ihrer Probleme in der Außenwelt bewusst: „Hab ich nur mich, einen winzigen Knaben und die sich mehrende Anzahl der Jahre und hin und wieder [s]chön schwimmendes Wolkengetier“. Ihre private und die politische Situation fasst sie in einem Vergleich zusammen: „Bettina, es ist alles beim alten. Immer sind wir allein, wenn wir den Königen schreiben [d]enen des Herzens und jenen des Staates“.

In seiner 1997 erstmals erschienenen Erzählung „Die Wiepersdorfer Ankunft“ schildert Alban Nikolai Herbst auf humoristische und teils derbe Weise den Aufenthalt eines Schriftstellers im Schloss. Herbst selbst hatte sich 1995 als Stipendiat in Wiepersdorf aufgehalten.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Matthias Barth: "Herrenhäuser und Landsitze in Brandenburg und Berlin - von der Renaissance bis zum Jugendstil", Bergstadtverlag Würzburg 2008, 2009
  • Verena Nolte (Hrsg.): Schloß Wiepersdorf: Künstlerhaus in der Mark Brandenburg, Wallstein-Verlag, Göttingen, 1997. ISBN 3-89244-251-7
  • Angelika Fischer (Fotos), Bernd Erhard Fischer (Text): Wiepersdorf: Bettina und Achim von Arnims Schloss und Park; eine Spurensuche, arani-Verlag, Berlin, 2. Aufl. 1996, ISBN 3-7605-8660-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kirsch, Sarah: Rückenwind. Ebenhausen, 1977, S. 18-29
  2. Kirsch, Sarah: Ein Gespräch mit Schülern. In: Erklärung einiger Dinge. Ebenhausen 1978, S. 5-6, 11-12, 16-22.
  3. Vgl. Alban Nikolai Herbst: Selzers Singen. Phantastische Geschichten und solche von fremder Moral. Berlin: Kulturmaschinen Verlag 2010. S. 7–23.
51.8825313.24052

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