Schottenkloster Eichstätt

Schottenkloster Eichstätt

Das ehemalige Schottenkloster Eichstätt ist seit dem 17. Jahrhundert ein Kloster der Kapuziner in Eichstätt in Bayern in der Diözese Eichstätt. In der Klosterkirche befindet sich als bedeutendes archäologisches und kulturhistorisches Denkmal eine romanische Heilig-Grab-Kapelle.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Schottenkloster

Im Osten der Bischofsstadt Eichstätt, außerhalb der Stadtmauern, siedelten sich Benediktiner aus Irland, „Schottenmönche“ genannt, an, gründeten eine Propstei, betrieben ein Hospital und betreuten durchreisende Pilger vor allem aus ihrer Heimat. Erstmals wird dieses Kloster, ein Tochterkloster von St. Jakob in Regensburg, 1166 urkundlich erwähnt, als Dompropst Walbrun von Rieshofen eine Nachbildung des in Jerusalem verehrten „Heiligen Grabes“, des Grabes des Jesus von Nazareth, hier errichten und um dieses herum eine Rundkirche „Zum heiligen Kreuz“ erbauen ließ. 1194 wurde sie vom Eichstätter Bischof Otto konsekriert. Das Schottenstift fristete seit dem 14. Jahrhundert ein eher ärmliches Dasein und erlosch im 15. Jahrhundert wegen unzureichender Einkünfte und Nachwuchsmangels (die Schottenklöster nahmen nur Novizen aus der Heimat auf). 1441 entband der Eichstätter Bischof den Propst von der Residenzpflicht, und wenige Jahre später stand das Kloster leer. 1483 hob Papst Sixtus IV. das Schottenkloster per Bulle auf. Die Propstei ging an Weltpriester über. Urkunden von 1441 und 1541 berichten vom Verfall der Kirche. 1566 wurden die Einkünfte der Propstei mit päpstlicher Erlaubnis dem Bischöflichen Seminar zugewiesen.

Das Heilige Grab

Es handelt sich um einen Nachbau des Heiligen Grabes in Jerusalem in der Form, die es ab der Mitte des 12. Jahrhunderts hatte. So berichten Nürnberger Patrizier nach einem Jerusalembesuch 1479, dass das Eichstätter Hl. Grab dem Jerusalemer sehr ähnlich sei. Vielleicht war der Stifter Walbrun selbst Teilnehmer des Kreuzzuges von 1147 und brachte Abbildungen zur Nachbildung mit.

Der 4,10 Meter hohe Grabbau besteht aus einer nördlich orientierten, im Grundriss ovalen Grabkapelle mit Rundbogenfries und einem südlichen viereckigen Vorbau mit drei Eingängen. Im Ovalbau befindet sich die Grabkammer als lichtloser Raum von 2 × 1,45 Metern. Rechts vom Eingang befindet sich als eigentliche Grabesstätte eine 80 cm hohe Steinbank mit drei kreisrunden Frontlöchern, die einen Blick in die hohle leere Grabbank gestatten. Im Vorbau liegt als Steinwürfel ein sogenannter Engelstein. Die Galeriebrüstung auf beiden Bauteilen und die Laterne auf dem Ovalbau sind keine ursprünglichen Zutaten, entsprechen aber einer alten Tradition.

Das Eichstätter Heilige Grab ist das einzig guterhaltene aus der Zeit der Romanik.

Das Kapuzinerkloster

Bereits Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen plante einen Neubau der Kirche und ließ sich von Elias Holl hierzu einen Plan anfertigen, der nicht zur Ausführung kam. Sein Nachfolger, Fürstbischof Johann Christoph von Westerstetten, berief im Zuge der Gegenreformation die Kapuziner nach Eichstätt und erbaute ihnen 1623–1626 eine Kirche, in deren östlichen Seitenkapelle sich seitdem das Heilige Grab befindet.

Im Kloster wohnten in 26 Zellen und fünf weiteren Räumen 30 Kapuziner. Es gruppierte sich gemäß Ordensvorschriften in sehr einfachen Gebäuden um einen flachgedeckten Kreuzgang an der Nordseite der Kirche. Den Lebensunterhalt bestritten die Kapuziner durch Bettelaktionen und mittels einer monatlichen Unterstützung des Ortsbischofs.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster beim Stadtbrand von 1634 verschont. Es blieb bis zur Säkularisation bestehen. 1803 kam das Kloster an Erzherzog Ferdinand von Toskana, der den Fortbestand zusicherte. 1806 wurde es dennoch vom bayerischen Staat als neuen Eigentümer aufgehoben, konnte jedoch als Zentral- und Aussterbekloster der beiden Kapuzinerklöster Eichstätt und Berching weitergeführt werden. 1826 gestattete der bayerische König die Wiederaufnahme von Novizen und sicherte somit die personelle Weiterführung als Studienkloster des Ordens, d. h. die Novizen besuchten (mit Unterbrechung von 1970 bis 78) die Eichstätter Bischöfliche Hochschule. Die Zahl der Patres betrug lange Zeit im 19. Jahrhundert drei bis sechs. 1905 und 1925/26 wurden bauliche Erweiterungen vorgenommen. 1986-1988 erfolgte ein Neubau des Klosters.

Bedeutende Kapuziner in Eichstätt

  • Pater Viktrizius Weiß (1842–1924), viermaliger Provinzial
  • Pater Ingbert Naab (1885–1935), ein „Prophet wider den (nationalsozialistischen) Zeitgeist“ (Witetschek)

Literatur

  • Felix Mader (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken. I. Stadt Eichstätt, München 1924, Nachdruck München/Wien 1981, ISBN 3-486-50504-1, S. 353-357
  • Germania Benedictina, Bd. II, München 1970
  • Provinzialat der Bayerischen Kapuziner (Hg.): Kapuzinerkloster Eichstätt 1623-1988, Laufen/Altötting/Eichstätt (1988)
  • Helmut Witetschek: Pater Ingbert Naab O.F.M. Cap. (1885-1935). Ein Prophet wider den Zeitgeist, München und Zürich1985: Schnell & Steiner

Weblinks

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