- Schrotkugel
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Schrotkugeln sind kleine Kugeln aus Metall, die in Form einer aus zahlreichen Einzelprojektilen bestehenden Garbe aus Flinten verschossen werden.
Inhaltsverzeichnis
Material
Traditionell bestehen Schrotkugeln aus mit Arsen und Antimon legiertem Blei[1], wobei aus Gründen des Umweltschutzes dieses giftige Schwermetall zunehmend durch andere Materialien abgelöst wird, nicht zuletzt, weil das Verschießen von Bleischroten mancherorts inzwischen verboten ist. Statt Bleikugeln kommen dabei oft preiswerte Weicheisenkugeln zum Einsatz. Es werden aber auch Kugeln aus anderen Metallen wie Wismut, Zinn, Wolfram oder Legierungen dieser Metalle hergestellt.
Die Toxidität von Wismut, Zinn, Wolfram sowie Eisen ist in letzter Konsequenz, insbesondere für gründelnde Wasservögel, noch nicht vollständig abgeklärt. Ein weiteres Problem ist die höhere Härte dieser Materialien gegenüber Blei.
Läufe, aus denen Schrote aus härterem Material als Blei verschossen werden sollen, müssen dafür ausgelegt sein, da im Choke an der Laufmündung beim Durchgang der Garbe höhere radiale Kraftspitzen auftreten, die den Lauf in diesem Bereich beschädigen können. Vor allem Schrote auf Eisen- und Wolframgrundlage sind härter als Blei. Einige Hersteller betten Wolframpartikel in eine Polymermatrix, wobei der Wolframanteil so eingestellt werden kann, dass die Dichte des Verbundwerkstoffs der von Blei entspricht. Kugeln aus diesem Material weisen annähernd die mechanischen und ballistischen Eigenschaften von Blei auf.
Als Vorform der Schrotkugeln kann das Hagelschrot gelten, das aus Vorderlader-Flinten verschossen wurde und aus gehacktem Blei bestand. Heutige Flinten verschießen Schrote mittels aus Pappe oder Kunststoff bestehender Schrotpatronen. Schrotmunition hat eine große Streuwirkung, woraus sich die Eignung zum Schießen auf kleine und bewegliche Ziele ergibt. Schrotkugeln werden darum vor allem zur Jagd kleineren Wildes und beim Sportschießen in der Disziplin „Wurfscheibenschießen“ eingesetzt.
Geschichte
Ursprünglich wurden Schrotkugeln in Kugelformen gegossen; dabei war nachherig die Entfernung der Gussgrate notwendig. Vorteilhafter ist das Turmgießverfahren: Schrotkugeln aus Blei werden unter Nutzung der Schwerkraft hergestellt. Dazu lässt man in einem Schrotturm flüssiges Blei durch ein Sieb tropfen. Im freien Fall ziehen sich die kleinen Tropfen aufgrund der Kohäsionskraft/Oberflächenspannung zu einer Kugel zusammen. Ist die Fallhöhe ausreichend hoch, ist das Blei erkaltet, wenn es unten in einem Wasserbad aufgefangen wird. Das obere Bild rechts zeigt beispielhaft, wie sich Bleitropfen während des Fallens zu Kugeln formen. Der Engländer William Watts patentierte 1772 ein auf den spezifischen Laufeigenschaften unterschiedlich geformter Schrotkugeln auf ebener Fläche beruhendes Sortierungsverfahren: Die gleichmäßig geformten Kugeln bewegen sich darauf schneller als unregelmäßig geformte Bleikörper. Die ballistischen Eigenschaften des so produzierten und sortierten Schrotes wurden damit erheblich verbessert.
Stillgelegte oder einer anderen Nutzung zugeführte Türme zur Herstellung von Schrotkugeln befinden sich zum Beispiel in Drochtersen, Karlsruhe-Wolfartsweier und Schweinfurt. Der in ein Wohnhaus integrierte und heute ebenfalls stillgelegte Schrotkugelturm in der Berliner Victoriastadt ist heute das Wahrzeichen des Kiezes.
Eine moderne Methode der Herstellung von Bleischrot in kleinen Mengen ist das 1961 von Louis W. Bliemeister patentierte Bliemeister-Verfahren.
Posten
Als Posten (engl. „buckshot“) werden Schrotkugeln ab 4,5 mm Durchmesser bezeichnet. Sie wurden unter anderem für die Jagd auf Schalenwild verwendet (z. B. Sauposten, Rehposten). Heute ist ihr Einsatz auf Schalenwild in Deutschland verboten.
Vogeldunst
Als Vogeldunst (engl. „birdshot“) bezeichnet man sehr feines Schrot mit einem Durchmesser von 1,5-1,75 mm. Vogeldunst wird hauptsächlich zur Jagd auf Kleintiere verwendet.
Bleischrot
Schrot unterschiedlicher Kugelgröße findet verschiedentlich Verwendung als Ballast in Flug- und Schiffsmodellen sowie in wasserdurchlässigen Säckchen in notfalls unten öffenbaren Taschen von Tauch-Jackets. Sehr weiche und geschlitzte Schrotkugeln werden mit einer Zange auf eine Angel-Nylonschnur verpresst, um das Vorfach mit dem Haken zu beschweren. Schonhämmer sind hingegen mit härteren Eisenteilchen gefüllt, die weniger rasch verschleißen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Thieme Chemistry (Hrsg.): RÖMPP Online – Version 3.18. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2011
Quellen
- Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. Dezember 2007, Technik und Motor, Seite T 2 (Online-Artikel bei FAZ-Net)
- Institut für den wissenschaftlichen Film, Göttingen, Herstellung von Schrot im Turmgießverfahren, 1985, (Begleitheft zum Film) (PDF-Datei; 1,42 MB)
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