Schuhe am Donauufer

Schuhe am Donauufer
Schuhe am Donauufer, Budapest
Parlament, Blick von Norden

Die Schuhe am Donauufer (ungarisch: Cipők a Duna-parton) in Budapest wurden von Gyula Pauer und Can Togay als Mahnung an die Pogrome an Juden durch Pfeilkreuzler im Ungarn während des Zweiten Weltkriegs gestaltet.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Gestaltung

Die Schuhpaare stehen am Ostufer, auf der Pester Seite der Donau, am Ende der Széchenyistraße etwa 300 Meter südlich des Parlamentsgebäudes, nahe bei der Akademie der Wissenschaften direkt am Wasser. Auf einer Länge von 40 Metern wurden sechzig Paar Schuhe aus Metall zum Gedenken an die Erschießungen von 1944 und 1945, als Pfeilkreuzler jüdische Ungarn am Donauufer zusammentrieben und erschossen, am Boden angebracht. Die Schuhe stehen oder liegen „wie zufällig“ übrig geblieben. Das Holocaustmahnmal wurde 2005 so gestaltet, dass es auf den ersten Blick nicht verrät, welches Geschehen dahintersteckt.

Im Unterschied zum Mahnmal für die ermordeten Juden Ungarns bei der Großen Synagoge ist es am Donauufer ein eher stilles Gedenken.

Verhinderung eines Verbrechens am 8. Januar 1945

Das Mahnmal erinnert indirekt auch an die Rettungsaktionen anderer Ungarn wie Károly Szabó[1], eines Angestellten der Schwedischen Botschaft, und der 20 namentlich unbekannten Polizisten, die am 8. Januar 1945 mit ihm von Pfeilkreuzlern aus den schwedischen Botschaftsräumen zur Erschießung entführte jüdische Ungarn mit blankem Bajonett retteten und ihnen dann zur Flucht verhalfen. Bericht der Familie Jakobovits 1947: "Als die Rettung in letzter Minute kam, standen wir mit den Gesichtern zum Wasser am Donauufer."[2]

Unter den 154 Geretteten waren auch Lajos Stöckler und seine achtköpfige Familie[3], die Familie Jakobovits, Edith[4] und Lars Ernster, Jacob Steiner, Eva Löw und Anna Klaber. Der Vater Jacob Steiners wurde am 25. Dezember 1944 am Donauufer erschossen.[5]

Lars Ernster wurde später Chemiker, Professor an der Universität Stockholm und Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und des Nobelpreiskomitees, Jacob Steiner wurde Biologe und Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem, Eva Löw und Anna Klaber wurden Ärztinnen in Basel.

Zitat im Buch "Dreams and Tears: Chronicle of a Life" (2006) von Dr. Erwin K. Koranyi über die Rettung am Donauufer: "Die Polizisten haben ihre Waffen auf die Pfeilkreuzler gerichtet. Ein Polizeioffizier dabei war Pál Szalai, der mit Raoul Wallenberg kooperiert hat, ein anderer, im Ledermantel, war Károly Szabó. In unserer Gruppe unter den Geretteten habe ich auch Lajos Stöckler gesehen."[6] Raoul Wallenberg wurde 1963[7] der Ehrentitel Gerechter unter den Völkern zuerkannt, Pál Szalai erhielt diese Auszeichnung 2008[8] bzw am 7. April 2009[9][10].

Literatur

  • József Szekeres: A pesti gettók 1945 januári megmentése. Budapest Főváros Levéltára, Budapest 1997, ISBN 963-7323-14-7

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. en.wikipedia.org: Károly Szabó
  2. http://www.amazon.com/dp/B004UB36KG Who was the man in the leather coat?
  3. spacetime-sensor.de: Károly Szabós Rolle unter Raoul Wallenbergs Unterstützern 1944 - 1945, Dokumente über den 8. Januar 1945 in Budapester Archiven (ungarisch)
  4. raoulwallenberg.org: Edith Ernster erinnert sich
  5. Brief Jacob Steiners vom 12. Februar 2007 an Tamás Szabó
  6. Dreams and Tears: Chronicle of a Life, Erwin K. Koranyi, General Store Publishing House, 2006, ISBN 1-897113-47-1, ISBN 978-1-897113-47-9, Seiten 89 - 90
  7. yadvashem.org: Righteous Among the Nations Honored by Yad Vashem / Sweden
  8. yadvashem.org: Righteous Among the Nations Honored by Yad Vashem / Hungary
  9. cnbc.com: The Associated Press, 7. April 2009
  10. haaretz.com: Haaretz, 7. April 2009
47.50390319.044784

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