- Schwanenburg
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Die Schwanenburg ist das Wahrzeichen der Stadt Kleve in Nordrhein-Westfalen nahe der niederländischen Grenze. Sie wurde vermutlich im 11. Jahrhundert durch die Grafen und späteren Herzöge von Kleve auf einem spornartigen Ausläufer eines Höhenzuges erbaut und ist somit eine der wenigen Höhenburgen am Niederrhein. Ihr Burgberg war namensgebend für die später entstehende Siedlung: Aus Cleef (für Kliff, Klippe) wurde Kleve.
Der Name Schwanenburg entstand erst in der Romantik des 19. Jahrhunderts. Früher wurde die Anlage nur het slot von Cleef genannt, und auch wenn es der Name nahe legt, handelt es sich bei der Schwanenburg nicht um eine Burganlage, sondern durch Umbauten im 17. Jahrhundert um ein Schloss im schlichten Stil des Barock.
Inhaltsverzeichnis
Bewohner und Besitzer
Grafen und Herzöge von Kleve
Haus Kleve
Im Jahre 1092 wird erstmals ein Graf Dietrich I. von Kleve urkundlich erwähnt, der sich wahrscheinlich nach seiner dort befindlichen Stammburg nannte.
Um 1233 nahmen die Klever Grafen den Karfunkel in ihr Wappen auf und verwiesen somit auf den legendären Schwanenritter Helias als Stammvater (siehe Weblinks). Diese Legende vom Schwanenritter war es, die im Mittelalter dem so genannten Schwanenturm und im 19. Jahrhundert der gesamten Burganlage ihre heutigen Namen gab.
Westlich der Anlage gründete Graf Dietrich IV. die Siedlung Kleve und verlieh ihr am 25. April 1242 die Stadtrechte. Unter den Grafen Dietrich VII. und Johann löste die Klever Burg endgültig die bei Kalkar gelegene Burg Monterberg als festen Regierungssitz der Grafschaft ab.
Haus Kleve-Mark
Als die Grafenfamilie 1368 im Mannesstamm ausstarb, kam die Grafschaft Kleve mitsamt der Schwanenburg als Erbe an die Grafen von der Mark. Adolf II. von Kleve-Mark wurde 1417 von Kaiser Sigismund zum Herzog von Kleve ernannt.
Den Höhepunkt ihrer Macht erlebten die Herzöge jedoch erst im 16. Jahrhundert als Herrscher der Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg, die zudem im Besitz der Grafschaften Mark und Ravensberg und kurzzeitig (1538 bis 1543) auch des Herzogtums Geldern waren. Dies wirkte sich auch auf die Schwanenburg aus, denn nur noch selten weilte der herzogliche Hof in der Klever Residenz, meist hielt er sich in Düsseldorf, Jülich oder Hambach auf.
Markgrafen von Brandenburg und preußische Könige
Mit dem Tod des kinderlosen Herzogs Johann Wilhelm kam die Schwanenburg durch Erbteilung an die Markgrafschaft Brandenburg, namentlich Johann Sigismund. Neben Berlin und Königsberg wurde Kleve dritte brandenburgische Residenzstadt.
Unter dem brandenburgischen Statthalter Johann Moritz von Nassau-Siegen erlebte die Schwanenburg ihre letzte große Blütezeit. Im Namen von Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ er Kleve zu einer Garten- und Parkstadt von europäischem Rang ausbauen.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlor die Stadt und somit auch die Burg ihre Bedeutung, weil sich der Schwerpunkt der Residenzfunktion und der Regierungs- und Verwaltungstätigkeit nach Berlin und Potsdam verlagerte. Die Schwanenburg wurde nur noch zu Verwaltungs- und Justizzwecken genutzt.
Seit 1794
Während der französischen Zeit Kleves richteten sich dort französische „Besatzer“ ein, denen 1821, nachdem Kleve dem Regierungsbezirk Düsseldorf zugeschlagen worden war, deutsche Beamte folgten. Noch bis 1917 diente die Burganlage als Gefängnis.
Baugeschichte
Ausgrabungen in den Jahren 1999/2000 haben gezeigt, dass es am Ende des 11. Jahrhunderts bereits eine Burganlage gegeben hat, deren Ursprünge von den Archäologen jedoch im 10. Jahrhundert vermutet werden. Die Arbeiten zeigten jedoch, dass Vermutungen, die Anlage könne womöglich römische Wurzeln haben, nicht korrekt sind.
Erwähnung fand die Schwanenburg erstmals 1184 in einem Siegburger Mirakelbuch. Zu jener Zeit bestand sie bereits aus einem viereckigen, aus Tuffstein erbauten Wohnturm mit 2,5 Meter dicken Mauern (erbaut um 1100), der seit etwa 1150 von einer vieleckigen Ringmauer umgeben war. An der Ostseite des Areals stand ein etwa 12×30 Meter messender Palas, dessen Erdgeschoss mit Tonnengewölbe den Rittersaal beherbergte. Das Burgtor im Osten war durch den so genannten Johannisturm gesichert. Im Süden trennte ein künstlich angelegter Halsgraben die Anlage vom übrigen Bergrücken. Im Südwesten erhob sich schon damals der 28 Meter hohe Spiegelturm mit komfortabler Abortanlage samt Wasserspülung und Entlüftungsanlage.
Dieser sichelförmig angelegte Komplex gehörte im 12. und 13. Jahrhundert zu den größten und prunkvollsten Profanbauten der Romanik am Niederrhein.
Noch zu Beginn des 13. Jahrhunderts lag unterhalb der Anlage ein eigenständiger Burgflecken mit Unterkünften für Bedienstete und Ministeriale, der in der Folgezeit allmählich mit der nahe gelegenen Stadt Kleve zusammenwuchs.
Im 14. und 15. Jahrhundert erfolgten zahlreiche An- und Umbauten unter Verwendung von Backstein, um der gewachsenen politischen und kulturellen Stellung des Klever Herrscherhauses Rechnung zu tragen. Herzog Adolf I. ließ den Spiegelturm 1429 zu einem Archiv umbauen, wobei die beiden unteren Stockwerke mit Gewölbedecken versehen wurden.
Als am 7. Oktober 1439 der alte Wohnturm einstürzte, ließ Adolf I. an Stelle des Donjons durch den herzoglich klevischen Baumeister Johan Wyrenberg den schlankeren, dafür über 50 Meter hohen Schwanenturm errichten. 1440 mit dem Bau begonnen, konnten die Arbeiten daran 13 Jahre später beendet werden. Der Turmspitze wurde 1455 ein vergoldeter Schwan aufgesetzt, der dem Bau seinen Namen gab. Im Erdgeschoss besitzt der Turm eine Mauerstärke von 3,25 Meter und ist durch zwei Absätze mit vorkragendem Spitzbogenfriesen gegliedert, von denen der obere an den Mauerecken von kleinen Ecktürmen abgeschlossen wird.
Herzog Wilhelm der Reiche ließ im 16. Jahrhundert die Schwanenburg durch die Baumeisterfamilie Pasqualini (zum Beispiel Alessandro Pasqualini) modernisieren und erweitern. Zu jenen Erweiterungsbauten, die heutzutage allesamt nicht mehr erhalten sind, zählten unter anderem das 1560 errichtete, südlich der Burg vorgelagerte Herzog-Wilhelm-Tor und ein 1558 gebautes Kanzleigebäude, das 1569/70 durch einen niedrigeren Galerieflügel im Stil der Renaissance mit dem Johannisturm verbunden wurde.
Unter den Brandenburgern wurde die Schwanenburg dann durch den niederländischen Architekten Pieter Post in den Jahren 1663 bis 1666 gemäß dem Zeitgeschmack in ein schlichtes Schloss im Stil des Barock umgebaut. Im Zuge dieser Arbeiten wurden mit Ausnahme der Türme sämtliche bestehenden gotischen Bauelemente entfernt. In jener Zeit entstanden unter anderem ein Zwischenflügel mit einem monumentalen Tordurchgang mit darüber angebrachtem brandenburgischem Wappen, der heute als Haupteingang genutzt wird, sowie Arkadengänge in den beiden Innenhöfen. Die Baumaßnahmen gaben der Anlage somit ihr heutiges Erscheinungsbild.
Mangelnder Bauunterhalt führte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts dazu, dass viele Teile der großen Anlage abgerissen werden mussten; so z.B. die Kanzleibauten, der staufische Palas mit Rittersaal (1771) und der Johannisturm (1784) sowie das Herzog-Wilhelm-Tor. Reste eines Portals aus dem Palas mit Monolithsäulen aus schwarzem Stein und reich ornamentierten Spitzbögen wurden anschließend als Türeinfassung im Innenhof verwendet.
1828 erfolgte ein Umbau durch die in der Schwanenburg angesiedelte Justizverwaltung, um die Gebäude den damaligen Nutzungsbedürfnissen anzupassen. Dadurch wurden einige historische Baumerkmale gänzlich zerstört.
Erste Restaurierungsarbeiten an der erhaltenen Bausubstanz erfolgten 1893 bis 1897 und – in Folge erster archäologischer Untersuchungen an der Anlage – in der Zeit von 1909 bis 1914.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Schwanenburg am 7. Oktober 1944 bei einem alliierten Luftangriff schwer beschädigt: Ein Flugzeug prallte gegen den Schwanenturm und explodierte. Der daraufhin von Klever Bürgern getragene Verein „Bauhütte Schwanenburg“ sorgte in den Jahren 1948 bis 1953 für den teilweisen Wiederaufbau der Anlage. Der 1986 gegründete Verein „Freunde der Schwanenburg“ folgte ihm nach und sorgt seither kontinuierlich für die Wiederherstellung und Restaurierung der noch erhaltenen Bausubstanz, so zum Beispiel der gotischen Tonnen- und Kreuzgewölbe im Spiegelturm (1988).
Heutige Nutzung
Die Schwanenburg ist heute Sitz des Klever Amts- und Landgerichts.
Im Schwanenturm befindet sich auf mehreren Etagen eine geologische Sammlung des Klever Heimatmuseums.
Nach Vereinbarung kann im Rahmen einer Führung auch der Spiegelturm besichtigt werden.
Literatur
- Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Kleve. L. Schwann, Düsseldorf 1892 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 1, Abt. 4), S. 533–539.
- Ferdinand G. B. Fischer: Ausflugsziele am Niederrhein. Schöne Burgen, Schlösser und Motten. Peter Pomp, Bottrop 2000, ISBN 3-89355-152-2, S. 64–67.
- Gerard T. Lemmens (Bearb.): Die Schwanenburg zu Kleve. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1990, (Große Baudenkmäler. Heft 395).
- Gregor Spor: Wie schön, hier zu verträumen. Schlösser am Niederrhein. Peter Pomp, Bottrop, Essen 2001, ISBN 3-89355-228-6, S. 86–87.
- Andre Wemmers, Jens Wroblewski: Theiss-Burgenführer Niederrhein. Konrad Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1612-6, S. 126–129.
Weblinks
Commons: Schwanenburg – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien51.7867666666676.1390861111111Koordinaten: 51° 47′ 12″ N, 6° 8′ 21″ OKategorien:- Burg im Kreis Kleve
- Schloss in Nordrhein-Westfalen
- Bauwerk in Kleve
- Baudenkmal im Kreis Kleve
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