- Schwedenplatz
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Schwedenplatz Platz in Wien Schwedenplatz, Dezember 2005 Basisdaten Ort Wien Ortsteil Innere Stadt Neugestaltet 1978 Einmündende Straßen Franz-Josefs-Kai Bauwerke Schwedenbrücke, Uniqa Hotel- und Geschäftsgebäude Nutzung Nutzergruppen Autos, U-Bahn (U1, U4), Straßenbahn, Schiffe, Fußgänger Platzgestaltung Straßen, Straßenbahnhaltestellen Der Schwedenplatz befindet sich im 1. Wiener Gemeindebezirk, Innere Stadt, am rechten Ufer des Donaukanals und ist einer der wichtigsten Knotenpunkte des öffentlichen Verkehrs in Wien. Er stellt eine Erweiterung des hier verlaufenden Franz-Josefs-Kais dar. Schwedenbrücke und Schwedenplatz erhielten ihre heutigen Namen im November 1919 durch Beschluss des Stadtsenats zum Dank für die Hilfe Schwedens nach dem Ersten Weltkrieg, die insbesondere den Kindern Wiens zugute kam.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Rotenturmtor, Brücke
Vom Mittelalter bis 1858 stand beim heutigen Schwedenplatz das Rotenturmtor der Stadtmauer Wiens, das direkten Zugang von Wien zum an die Stadt heranreichenden Donauarm (heute Donaukanal) ermöglichte. An der schmalsten Stelle des Donauarms, nahe der heutigen Schwedenbrücke, wurde die (schon Mitte des 15. Jh. genannte) Schlagbrücke über den Donauarm errichtet, lang die einzige Donaubrücke. Am anderen Ufer entwickelte sich auf der Donauinsel Unterer Werd die später Leopoldstadt genannte Vorstadt, seit 1850 der 2. Wiener Gemeindebezirk. Die Schlagbrücke wurde ab 1819 durch den nach dem damaligen Kronprinzen Ferdinandsbrücke benannten Neubau ersetzt.
Platz am Kai
Nach dem Abriss des Rotenturmtors wurde bis 1860 entlang des Donaukanals der Franz-Josefs-Kai angelegt. Er erhielt bei der Brücke eine platzartige Erweiterung, die 1897 Ferdinandsplatz benannt wurde. Der damalige Umfang des Platzes ist bis heute an den wenigen Hausnummern des Platzes zu ersehen: Nr. 1 war die Seitenfront des 1945 zerstörten Häuserblocks zwischen Adlergasse und Kai und ist heute nicht vorhanden, Nr. 2 ist das Eckhaus zum Laurenzerberg (in dem sich seit 1925 eine Apotheke befindet), auf Nr. 3 und 4 steht nach 1945 errichtete Hotel Capricorno, Nr. 5 ist die Seitenfront des Hauses Franz-Josefs-Kai 11 (Ecke Postgasse).
Am Donaukanal fand 1945 im Zuge der Schlacht um Wien ein Artillerieduell statt, dem speziell um den Schwedenplatz viele Gebäude zum Opfer fielen. Der der heutigen Häuserfront zwischen Laurenzerberg und Rotenturmstraße, damals Adlergasse, vorgelagerte Häuserblock wurde so stark zerstört, dass der Wiederaufbau unterblieb. Die Fläche wurde gestalterisch in den heutigen Schwedenplatz einbezogen. Die altstadtseitigen Häuser der 1954 aus dem Straßenverzeichnis gestrichenen Adlergasse erhielten aber nicht die Adresse Schwedenplatz, sondern die Hausnummern 13 bis 23 des Franz-Josefs-Kais.
Verkehrsgeschichte
Der Kai wurde seit 1869 von der Pferdetramway und wird seit 1898 von der elektrischen Straßenbahn befahren.[2] Details zum historischen Straßenbahnverkehr auf Kai und Ring sind hier angeführt.
1901 wurde beim Ferdinandsplatz eine Station der neuen, dampfbetriebenen Donaukanallinie der Stadtbahn eröffnet, die 1925 von der Gemeinde Wien als Wiener elektrische Stadtbahn in Betrieb genommen wurde. Das pavillonartige, von Otto Wagner entworfene Aufnahmegebäude (es besteht nicht mehr) befand sich oberirdisch neben der Brücke, die Bahnsteige befinden sich, eingehaust, auf dem Niveau des Vorkais zum Donaukanal. 1978 wurde die Platzoberfläche vollständig neu gestaltet. Seit damals verkehrt hier anstelle der Stadtbahn die U-Bahn-Linie U4, die zwei Abgänge vom Platz erhielt, einen weiteren vom Kai östlich der Schwedenbrücke. Sie wird seit 1979 von der den Donaukanal unterquerenden Linie U1 gekreuzt.
Neueste Zeit
Aufgrund der starken Frequenz auf dem Platz wurden in den letzten Jahren Probleme mit Kleinkriminalität evident, die nicht zuletzt mit Drogenhandel und Beschaffungskriminalität verbunden waren. Daher wurden 2005 auf dem Schwedenplatz als erstem Ort in Wien mobil einsetzbare Videokameras der Wiener Polizei installiert, ein Beispiel, das Schule machte. Die Videoüberwachung geriet im Dezember 2005 in negative Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass einige Polizisten mit den Kameras nicht nur den Schwedenplatz, sondern auch die Fenster angrenzender Wohnungen im Blick hatten.[3]
Verkehrsknotenpunkt
Der Schwedenplatz ist heute wichtiger Verkehrsknotenpunkt am Rand der Altstadt. Neben den beiden U-Bahn-Linien tragen die Straßenbahnlinien 1 und 2, die Citybuslinie 2A, eine Buslinie zum Flughafen Wien, eine Ein- und Aussteigstelle für Touristenautobusse, die vier- bis fünfspurige, als Einbahn Richtung Osten geführte Fahrbahn des Franz-Josefs-Kais und die 2010 eröffnete Schiffstation Wien City dazu bei. Von ihr aus verkehrt u.a. der so genannte Twin City Liner, ein Schnellkatamaran, dreimal pro Tag nach Bratislava. In den Schwedenplatz bzw. den Kai mündet die Rotenturmstraße, Ausfahrt aus der Altstadt vom Stadtmittelpunkt, dem Stephansplatz, her.
Sehenswürdigkeiten
Am Schwedenplatz befindet sich der beliebte und stark frequentierte Eissalon am Schwedenplatz. Unweit davon liegt die für ihre Ein-Mann-Stücke bekannte Kleinbühne Theater am Schwedenplatz, die in den 1960ern vom Schauspieler Herbert Lederer gegründet wurde und noch immer von diesem bespielt wird. Der Schwedenplatz ist auch ein Eckpunkt des Wiener Bermudadreiecks, einer in den frühen 1980er Jahren etablierten Zone mit zahlreichen Lokalen. In unmittelbarer Nähe befinden sich zudem die Ruprechtskirche, einer der ältesten Sakralbauten der Stadt, und die Urania, die eine Volkshochschule sowie ein Kino beherbergt, alljährlich Hauptveranstaltungsort des Filmfestivals Viennale. Direkt gegenüber dem Schwedenplatz, bereits im 2. Bezirk und über die Schwedenbrücke erreichbar, stehen auf den Eckgrundstücken an der Taborstraße links der vom Architekten Hans Hollein geplante und 2001 fertiggestellte Media-Tower und rechts der im Dezember 2010 eröffnete Hotelturm von Jean Nouvel, der als „Sofitel Vienna Stephansdom“ betrieben wird und auch ein Designkaufhaus der Kette „Stilwerk“ umfasst.
Einzelnachweise
- ↑ Protokoll der Stadtsenatssitzung vom 6. November 1919, zitiert nach Renate Schreiber: „Großmacht in Menschenliebe“ - schwedische Kinderhilfe nach dem Ersten Weltkrieg, in: Wiener Geschichtsblätter, Hrsg. Verein für Geschichte der Stadt Wien, Heft 3 / 2009, S. 76, Anm. 86
- ↑ Walter Krobot, Josef Otto Slezak, Walter Sternhart: Straßenbahn in Wien vorgestern und übermorgen, Verlag Josef Otto Slezak, Wien 1972, ISBN 3-900134-00-6, S. 299 f.
- ↑ Der Spiegel: Quintessenz Kamera Hack 29. Dezember. 2005
Literatur
- Florentine Bachmann: Bauliche Ergänzung entlang des Donaukanals im Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz. Diplom-Arbeit, Technische Universität Wien, 1987
Weblinks
- Schwedenplatz als interaktives 360°x180°-Panoramafoto (benötigt Flash)
48.21138888888916.378888888889Koordinaten: 48° 12′ 41″ N, 16° 22′ 44″ O
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