- Wiener Operation
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Wiener Operation Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum 3. April 1945–23. April 1945 Ort Wien, Wienerwald, Bezirk Wien-Umgebung Ausgang sowjetischer Sieg Konfliktparteien Befehlshaber Marschall Fyodor Tolbuchin General der Infanterie Rudolf von Bünau Truppenstärke 400.000 28.000 Verluste 18.000 tote Soldaten 19.000 tote Soldaten.[1] Bedeutende Militäroperationen während des Deutsch-Sowjetischen Krieges 1941: Białystok-Minsk – Dubno-Luzk-Riwne – Smolensk – Uman – Kiew – Odessa – Leningrader Blockade – Wjasma-Brjansk – Rostow – Moskau
1942: Rschew – Charkow – Operation Blau – Operation Braunschweig – Operation Edelweiß – Stalingrad – Operation Mars
1943: Woronesch-Charkow – Operation Iskra – Nordkaukasus – Charkow – Unternehmen Zitadelle – Smolensk – Dnepr
1944: Dnepr-Karpaten-Operation – Leningrad-Nowgorod – Krim – Wyborg–Petrosawodsk – Weißrussland – Lwiw-Sandomierz – Iaşi–Chişinău – Belgrad – Petsamo-Kirkenes – Baltikum – Karpaten – Budapest
1945: Weichsel-Oder – Ostpreußen – Westkarpaten – Niederschlesien – Ostpommern – Plattensee – Oberschlesien – Wien – Berlin – PragAls Wiener Operation 1945 oder Schlacht um Wien werden die Kämpfe zwischen der Roten Armee und der deutschen Wehrmacht in Wien und dem Wienerwald vom 3. bis 23. April 1945 bezeichnet. Der Kampf im Stadtgebiet dauerte vom 6. bis 13. April.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte, Truppenteile
Nach dem Fall Budapests und dem Scheitern der deutschen Plattenseeoffensive überschritten sowjetische Truppen der 3. Ukrainischen Front am 29. März 1945 um 11:05 die damalige deutsche Grenze bei Klostermarienberg im Bezirk Oberpullendorf im Burgenland und drehten nach Norden. Die in diesen Grenzabschnitt liegenden deutschen Verteidigungsstellungen des Südostwalls, die Verteidigungslinie A und B wurden relativ schnell durchbrochen.
Die 4. Gardearmee zog über Eisenstadt und die 9. und 6. Gardepanzerarmee über Wiener Neustadt und Baden nach Wien. Allein diese Armeen verfügten über etwa 400.000 Mann, 400 Panzer und 7.000 Sturmgeschütze, Granatwerfer und Raketenwerfer. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Stalin den Oberbefehlshaber Tolbuchin als absehbaren Sieger von Wien gegenüber Malinowski, dem fähigeren Kommandeur der 2. Ukrainischen Front, bevorzugte, da ihm dieser als potentieller politischer Konkurrent zu mächtig erschien. Zwischen dem 6. und 11. April überschritten die Sowjets dann auch mit der 46. Armee der 2. Ukrainischen Front, in gebremstem Tempo, aus der Slowakei kommend, die March und stießen gegen das Marchfeld vor. Diese Truppen stießen auf Befehl Stalins langsam weiter gegen Westen, und erreichten die Region östlich von Korneuburg erst am 13. April. Die Wiener Gemeindebezirke links der Donau (Transdanubien) erlebten also „nur“ den Rückzugskampf der SS-Truppen aus Wien.
Wehrmacht und Waffen-SS kämpften mit den Resten der von Budapest zurückgezogenen 6. SS-Panzerarmee der Heeresgruppe Süd, deren materielle Ausstattung auf 52 intakte Panzer und Sturmgeschütze geschrumpft war, wovon 28 in Wien und der Rest im Wienerwald stationiert waren. Trotz Verstärkung um den 6. April durch die besonders fanatisierte und kampfstarke Führer-Grenadier-Division kämpften nur etwa 20.000 deutsche Soldaten in Wien und ca. 8.000 im Wienerwald.
Zangenbewegung
Am 3. April wurde Baden bei Wien erreicht. Dort teilten sich die Truppen – um Wien nicht nur aus dem Süden und Nordosten, sondern auch aus dem Westen zu umfassen. Die 6. Gardepanzerarmee und das 9. Mechanisierte Garde-Korps stießen dazu am 4. April durch das Helenental in Richtung Heiligenkreuz und Alland, während der andere Keil, bestehend aus der 9. und 4. Gardearmee den Direktangriff auf Wien über Pfaffstätten und dann im idealen Panzergelände zwischen Inzersdorf und Schwechat fortsetzte.
Die vier Angriffskeile aus dem Süden erreichten die Wiener Stadtgrenze am 6. April. Der westliche Angriffskeil erreichte am 7. April die Stadtgrenze und stieß über Gersthof und nördlich der Westbahnlinie in die inneren Bezirke vor. Am gleichen Tag verstärkte die 2. SS-Panzerdivision aus dem Bereich Mauer kommend über die Mariahilfer Straße die Verteidiger der Innenbezirke. Erst am 9. April erreichte der nordwestliche Keil, aufgehalten durch die Hügel und Täler des Wienerwalds, über Klosterneuburg die Stadtteile Sievering, Grinzing und Nußdorf.
Schlacht um Wien
Die Lage der Verteidiger war bei einem Kräfteverhältnis von mindestens 1:10 und prekärer Versorgungslage von Beginn an aussichtslos. Der taktische Sinn bestand wohl darin, durch den Zeitgewinn eine Neuformation der Truppe im Westen bzw. den Rückzug in die Alpenfestung zu ermöglichen, oder auch in der letzten Hoffnung Hitlers, der bereits in der Luft liegende Kalte Krieg möge heiß werden und die Deutschen würden durch ein Arrangement mit den Westmächten an deren Seite gegen die Kommunisten ziehen.
Der Kampfwille sowohl der abgekämpften Soldaten und Offiziere als auch der Bevölkerung erreichte einen Tiefpunkt. Die stationären Flakbatterien des Luftkriegs (Wiener Flaktürme) wurden zu Panzerabwehrkanonen umfunktioniert, Volkssturm und Hitlerjugend mobilisiert und Barrikaden errichtet. Der blutige Häuserkampf begann am 6. April und in manchen Gegenden – besonders in Simmering, am Gürtel und am Donaukanal, und in der Folge um die beiden Donauübergänge Floridsdorfer Brücke und Reichsbrücke – wurde bis zum 13. April um jedes Haus gekämpft. Am 9. April 1945 wurden die Nordwestbahnbrücke und die Nordbahnbrücke von den Deutschen gesprengt, um die Einnahme der Stadt durch die sowjetische Armee von Norden und Westen her zu behindern. Die Reichsbrücke sollte ebenfalls gesprengt werden, vorerst aber als Rückzugsmöglichkeit erhalten bleiben. Insgesamt sechs Mal soll die Reichsbrücke vor der Zerstörung gerettet worden sein. In der Nacht von 11. auf 12. April gelang es der Roten Armee, den Donaukanal zu überqueren. Die Einnahme der Leopoldstadt und Brigittenau war in kurzer Zeit abgeschlossen.
Die Schlacht ging nördlich der Donau noch bis zum 18. April, bis die Sowjets auch den Raum bis Sankt Pölten erobert hatten. Der Kampf um Alland im Wienerwald tobte weit länger, bis sich am 23. April die Front ins Triestingtal nach Altenmarkt und Hainfeld verlagert hatte.
Kollaboration mit den sowjetischen Streitkräften
Im Untergrund war es bereits vor der Einnahme Wiens durch die Rote Armee zu intensiven Kontakten der politischen Gruppierungen der Zwischenkriegszeit gekommen, deren Führer kaum aus den Gefängnissen und Konzentrationslagern entkommen waren. Die Widerstandsgruppen der Kommunisten, christlich-konservativer Gruppen und auch einiger Offiziere um Major Carl Szokoll innerhalb des Wehrkreiskommandos XVII, versuchten Schäden an der Stadt durch Kontakte und Kooperationen mit dem Hauptquartier General Tolbuchins in Hochwolkersdorf zu minimieren. Schon am 4. April bot Karl Renner, der erste Staatskanzler der Ersten Republik, der sich ebenfalls in Hochwolkersdorf eingefunden hatte, über einen Politgeneral Josef Stalin seine Dienste bei einer möglichen Neugründung Österreichs an, dessen „Zukunft unfraglich dem Sozialismus gehört“. Mehrere Anläufe von Offizieren, Wien zur „freien Stadt“ zu erklären, scheiterten aber am Widerstand des Reichsstatthalters und Gauleiters von Wien, Baldur von Schirach. Zwischen dem Kampfkommandanten Wiens, General Bünau und dem Kommandanten der 6. SS-Panzerarmee, Oberstgruppenführer Sepp Dietrich ergab sich eine Kontroverse über Art und Intensität der Kampfführung, obwohl sich beide aufgrund der unzureichenden Mittel über die Aussichtslosigkeit der bevorstehenden Kämpfe einig waren. Bünau wurde jedoch von niemandem von der Aufgabe als Kampfkommandant entbunden und blieb für alle Maßnahmen voll verantwortlich. Im Falle seines Versagens hatte er mit einem Kriegsgerichtsverfahren zu rechnen; außerdem würde Sippenhaftung geltend gemacht werden. Unter diesen Eindrücken bestellte er, ohne von dessen Tätigkeit im Widerstand zu wissen, ausgerechnet den Leiter der militärischen Widerstandsbewegung Major Carl Szokoll zum Verbindungsoffizier. Deren Aktion unter dem Decknamen „Operation Radetzky“, mit der eine kampflose Übergabe der Stadt an die sowjetischen Truppen erreicht und die Zerstörung durch Hitlers „Nerobefehl“ verhindert werden sollte, wurde aber letztlich verraten und drei beteiligte Offiziere – Oberleutnant Rudolf Raschke, Hauptmann Alfred Huth und Major Karl Biedermann – am 8. April am Floridsdorfer Spitz öffentlich an Straßenlaternen gehängt.
Bereits am 14. April wurde im Wiener Rathaus die SPÖ und am 17. April im Schottenstift die ÖVP gegründet. Kommunisten kehrten aus Titos Partisanenarmee oder dem Exil in Moskau zurück und reaktivierten am 23. April mit im Land Verbliebenen die seit 1934 verbotene KPÖ. Drei frühere Gewerkschaftsführer, der Christlichsoziale Weinberger, der Sozialdemokrat Böhm und der Kommunist Fiala gründeten am 15. April den nicht parteigebundenen ÖGB.
Opfer
Die Schlacht um Wien dürfte ungefähr 20.000 Todesopfer, im Wienerwald etwa 5.000, gefordert haben, davon etwa 20 % Zivilisten. Andere sprechen von insgesamt 37.000 toten Soldaten.[1] Unter den zivilen Opfern waren auch Persönlichkeiten wie etwa der Filmarchitekt der Rosenhügel-Filmstudios, Emil Stepanek, und die Schauspielerin Lizzi Waldmüller. Der Wiener Gemeinderat veröffentlichte im August 1945 die Zahl von nur 5000 offiziellen Soldatengräbern. Damit war Wien, im Vergleich zu den Straßenkämpfen um Budapest oder Warschau, wo es jeweils weit mehr als hunderttausend Opfer gab, verhältnismäßig glimpflich davongekommen.
Museale Rezeption
Die Schlacht um Wien ist im Heeresgeschichtlichen Museum ausführlich dokumentiert, so sind u. a. Uniformen der Waffen-SS und des Volkssturms sowie Bewaffnungen aus den letzten Kriegstagen, wie der Panzerschreck und das Sturmgewehr 44 ausgestellt.[2]
Einzelnachweise
- ↑ a b Karl Vocelka: Geschichte Österreichs (Kultur – Gesellschaft – Politik), (Styria, ISBN 3453216229) – 19.000 deutsche und 18.000 sowjetische Gefallene
- ↑ Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000 S. 82.
Literatur
- Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945 aus: Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien (Militärwissenschaftliches Institut), Österr. Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-01672-9.
Siehe auch
Weblinks
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