- Schweizerisches Sozialarchiv
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Das Schweizerische Sozialarchiv (SAS) in Zürich ist ein seit 1906 bestehendes Archiv mit Fachbibliothek und Dokumentationsstelle für soziale Fragen und Bewegungen sowie des gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Wandels.
Inhaltsverzeichnis
Profil und Bestand
Das Schweizerische Sozialarchiv sammelt sämtliche Materialien zur Geschichte von Sozialismus, Kommunismus, Arbeit, Sozialpolitik, Fürsorge, sozialen Zuständen und Bewegungen seit den 1880er-Jahren bis zur Gegenwart. Dokumentiert werden ebenfalls die Sozialwissenschaften. Das Sozialarchiv ist national führend in der Sicherung überlieferungswürdiger sozialgeschichtlicher Unterlagen nichtstaatlicher Herkunft, also beispielsweise von Archiven zahlreicher Gewerkschaften, Parteien, Verbände und Vereine. Das Sozialarchiv bewahrt Nachlässe von rund 350 Körperschaften und 75 Persönlichkeiten.
Zum Bestand von gut 337.000 Einheiten (Ende 2007) gehören nicht nur Archivalien, sondern auch Druckschriften wie Bücher, Zeitschriften, Flugblätter, Plakate und Zeitungsausschnitte sowie Mikrofilme und audiovisuelle Medien (Fotografien, Filme, Tondokumente). Dank der frühen Spezialisierung verfügt das Sozialarchiv über wertvolle Quellenbestände, die international für Forschungen und Ausstellungen genutzt werden.
Organisation
Ein gemeinnütziger Verein ist Träger des Sozialarchivs. Präsident ist Jakob Tanner. Im Vorstand des Trägervereins sind die wichtigsten Geldgeber Schweizerische Eidgenossenschaft, Kanton Zürich und Stadt Zürich vertreten. Daneben besteht ein wissenschaftlicher Beirat. Das Sozialarchiv beschäftigt rund 20 Archivare und Bibliothekare. Leiterin ist seit 1988 Anita Ulrich.
Benutzung
Die Benutzung des Sozialarchivs ist öffentlich und unentgeltlich. Die Bestände werden vor allem von Studierenden, dem Lehrkörper aus Sozial- und Geisteswissenschaften, aber auch von Chronisten der Zeitgeschichte wie Journalisten und Verbandsfunktionären genutzt.
Literatur mit Erscheinungsjahr ab 1993 ist im Verbundkatalog NEBIS nachgewiesen; für ältere Literatur bestehen konventionelle Kataloge am Sitz des Archivs. Die Archivbestände werden nach und nach in elektronischer Form auf der Webseite des Archivs nachgewiesen.
Geschichte
Das Sozialarchiv wurde 1906 auf Initiative des Pfarrers und Sozialpolitikers Paul Pflüger als «Zentralstelle für soziale Literatur der Schweiz» gegründet. Der erste Lesesaal wurde 1907 am Seilergraben in Zürich eröffnet (an seiner Stelle steht heute der Verwaltungstrakt der Zentralbibliothek Zürich). Schon 1919 wurde ein Umzug in grössere Räumlichkeiten im Chor der Predigerkirche notwendig. Besonders starken Zuwachs erhielt die seit 1942 «Schweizerisches Sozialarchiv» genannte Institution am Ende des Zweiten Weltkrieges. 1957 wurde ein Neubau am Neumarkt bezogen. Seit 1984 ist das Sozialarchiv beim Bahnhof Zürich Stadelhofen domiziliert. Zusätzliche Magazine befinden sich seit 2005 im Verwaltungszentrum «Werd» der Stadt Zürich.
In den Anfängen des Sozialarchivs trafen sich im Lesesaal Emigranten aus Russland und Deutschland. In der Zwischenkriegszeit wurde das Archiv stark durch Intellektuelle genutzt, die vor den faschistischen Diktaturen in Deutschland und Italien geflüchtet waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren osteuropäische Flüchtlinge häufig im Sozialarchiv anzutreffen.
Nicht zu verwechseln ist das Sozialarchiv mit der thematisch ähnlich ausgerichteten Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung.
Literatur
- Arbeitsalltag und Betriebsleben: zur Geschichte industrieller Arbeits- und Lebensverhältnisse in der Schweiz. Hrsg. vom Schweizerischen Sozialarchiv zum Jubiläum seines 75-jährigen Bestehens. Rüegger, Diessenhofen 1981, ISBN 3-7253-0140-9. 2. Auflage 1982.
- Fritz N. Platten, Miroslav Tucek: Das Schweizerische Sozialarchiv. Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich 1971.
- Eugen Steinemann, Eduard Eichholzer: 50 Jahre Schweizerisches Sozialarchiv 1907–1957: Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen und zur Einweihung des neuen Sitzes des Schweizerischen Sozialarchivs in Zürich. Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich 1958.
Siehe auch
Weblinks
- Website des Schweizerischen Sozialarchivs
- Onlinekatalog (für nach 1993 erschienene Literatur)
47.3668278.54753Kategorien:- Archiv (Schweiz)
- Spezialbibliothek
- Bildung in Zürich
- Literatur (Zürich)
- Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut
- Geschichte der Arbeiterbewegung
- Kulturgut von nationaler Bedeutung im Kanton Zürich
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