Schönkirch

Schönkirch

Das Dorf Schönkirch in der nördlichen Oberpfalz ist heute ein Ortsteil des Marktes Plößberg im Landkreis Tirschenreuth.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schönkirch war mindestens seit dem 12. Jahrhundert, dem Zeitraum des ersten Kirchenbaus, in nennenswertem Umfang besiedelt, trat jedoch als Edelsitz erst ab dem Jahr 1343 dokumentarisch in Erscheinung, anlässlich der urkundlichen Nennung eines Landsassen namens Gottfried der Gleißenthaler zu Schönkirch. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Sitz immer wieder verpfändet oder verkauft. So waren im Jahr 1397 die Kagrer Besitzer, ihnen folgten im 15. Jahrhundert die Redwitzer, Parsberger und Wildenfelser, im 16. Jahrhundert die Sparnecker (1546), die Petzensteiner (1577) und im 17. Jahrhundert die Reitzensteiner (1607). Vermutlich waren die Gebäude des ersten Herrensitzes zu dieser Zeit schon lange abgetragen, denn die älteste Abbildung von Schönkirch aus dem Jahr 1600 zeigt nichts davon. Im 18. Jahrhundert entstand unter den Reitzensteinern in einiger Distanz zur alten Kirche ein einfacher barocker Schlossbau mit zwei Geschossen, im 19. Jahrhundert ging dieser wie das Schloss Reuth bei Erbendorf durch Einheirat auf die Familie von Podewils über, kam jedoch langsam in Verfall und wurde im 20. Jahrhundert nach zwischenzeitlicher Nutzung als Knopffabrik in eine Pfarrkirche umgewandelt.

Evangelische Kirche St. Michael

Bausubstanz

Die ehemalige Simultankirche St. Michael, früher St. Jakobus, ist eine romanische Chorturmkirche. Ihr in Quaderwerk errichteter Unterbau stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Kirche ist heute innen und außen verputzt. Unter dem Putz des Untergeschosses von Langhaus und Turm zeigen sich glatt behauene Granitquader in einer Höhe von ca. 30 - 35 cm.

Es findet sich ein leicht eingezogener quadratischer Chor mit einem verschliffenen Kreuzgratgewölbe, durch einen Gurtbogen auf Wandpfeilern (mit Kämpfern aus Platte und Kehle zwischen Wulsten) vom doppelt kreuzgratgewölbten Langhaus (mit Mittelgurtbogen) getrennt. Zum Chor hin zeigt sich ein runder, tief gestufter Triumphbogen mit Kämpfern aus Platte und Wulst, als gekröpftes Gesims weitergeführt zu den Längswänden.

Das ursprüngliche Rundportal im Süden ist heute vermauert. Lediglich an der Ostwand ist ein kleines romanisches Rundbogenfenster erhalten geblieben, alle anderen Fenster wurden im Barock vergrößert. Der heutige Westeingang mit Vorbau stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Die hölzerne Empore wurde einst von einem heute vermauerten Außenzugang auf der Westseite erreicht, von innen wohl nur durch eine Holzstiege oder gar nicht. Eine Leiter führte von dort hinauf zum einem Obergeschoss mit schmalen Nischen, Fensterchen und einer Rundbogentür zum Turm.

Dieses profane Obergeschoss wurde wohl in einer zweiten Bauphase aus Bruchsteinen errichtet und verputzt, seine eigentliche Funktion ist unklar. Von ihm führen zwei rundbogig gefaste Eingänge in den oberen Turmanteil mit seiner zusätzlichen Eckquaderung, alles wohl erst zur Zeit der Spätgotik entstanden. Nach Grundrissplänen soll sogar ein zweites bewohnbares Obergeschoss und ein wesentlich höherer Turm existiert haben, welche jedoch wegen Baufälligkeit in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder abgetragen wurden.

Der Turm besitzt ein etwas gewölbtes Pyramidendach, welches erst jüngst erneuert wurde; um 1600 schloss er noch mit einem Satteldach und Treppengiebeln ab. Auf dem Langhaus befindet sich ein zur Westseite abgewalmtes Satteldach.

Innenausstattung

Den Hauptaltar ziert eine geschnitzte Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1720, mit einem üppigen Arkanthusrahmen, am Scheitel mit einer Figur des Heiligen Michael, über den seitlichen Durchgängen mit Figuren der Apostel Petrus und Paulus. Die Stuhlwangen mit Rahmen und Beschlagwerk stammen vom Ende des 17. Jhd. und ähneln denen der Peterskirche in Tirschenreuth. In der Kirche befindet sich auch ein altes Ziegelpflaster im Fischgrätverband.

Funktion

Er wird angenommen, dass sich einst unmittelbar beim Kirchenbau ein gemauerter Herrensitz befand, dessen Hauptgebäude über eine Holzbrückenkonstruktion mit dem Obereingang der Empore und dem profanen Obergeschoss verbunden war. Ähnliche Konstellationen finden sich auch bei einigen anderen romanischen Landkirchen mit profanem Obergeschoss in der Oberpfalz und in Niederbayern. Die Zweckbestimmung der profanen Oberräume ist nicht abschließend geklärt, möglicherweise handelt es sich auch um Asyl- oder Zufluchtsstätten, entstanden im Rahmen der Kreuzzüge.

Katholische Filialkirche St. Michael

Die neuzeitliche Kirche ist kunstgeschichtlich von geringerer Bedeutung, sie wurde erst zwischen 1929 und 1933 unter Einbeziehung des Schlossbaus aus dem 18. Jahrhundert errichtet. Ungewöhnlich ist, dass der Altarraum als Querbau zum Längsschiff gestaltet ist. Der Südturm zeigt ein aus groben Quaderblöcken errichtetes Obergeschoss und einen überdimensionierten Schweifhelm. In der Kirche befinden sich Glasfenster mit dem Heiligen Michael und Johannes Baptista, von 1932.

Quellen

  • G. Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern V, Regensburg und Oberpfalz, München 2008.

Weblinks

  • Luftaufnahmen von Schönkirch (online)
  • Innen- und Außenaufnahmen der ev. Kirche (online) und (online)

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