Seduni

Seduni

Die Seduner (lat. Seduni) waren ein keltischer Stamm im Gebiet des heutigen Schweizer Kanton Wallis.

Keltische und Rätische Besiedlung der heutigen Schweiz im 1. Jahrhundert v. Chr.
Tropaeum Alpium, das römische Siegesdenkmal in La Turbie
Die römische Provinz Alpes Graiae et poeninae und ihre Hauptstadt Forum claudii vallensium (Martigny), im Norden die Provinz Germania Superior.
Die Schweiz in römischer Zeit

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsgebiet

Der Name Sedun ist gallischen Ursprungs und bedeutet Sesshafte. Archäologisch nachgewiesen sind die Seduner im 1. Jahrhundert v. Chr. Ihr Siedlungsschwerpunkt lag im mittleren Wallis; Funde sind aber im Osten bis zum Pfynwald und im Westen bis ins Tal der Morge belegt – Sedunum, das heutige Sitten, gilt als ihre Hauptstadt. Von benachbarten Stämmen sollen die Seduner sich durch Armreife, welche in Schlangenköpfe auslaufen, unterschieden haben.

Geschichte

Historisch in Erscheinung treten die Seduner im Gallischen Krieg, als der römische Heerführer Servius Galba im Jahr 57 v. Chr. mit der Legio XII Fulminata versucht hat, das Rhônetal und damit die direkte Verbindung zwischen Italien und Nordgallien (Grosser St.-Bernhard-Pass) unter römische Kontrolle zu bringen. Caesar beschreibt im De bello Gallico unter anderem die Eroberung des Wallis: Zusammen mit den benachbarten Veragrern wurde das römische Heer in der Schlacht bei Octodurus in der Nähe von Martigny vorerst zurückgedrängt.[1]

Um 15 v. Chr. haben Drusus und sein Bruder Tiberius (Kaiser Tiberius Claudius Nero von 14 bis 37 n. Chr.), beide Stiefsöhne des Augustus, im Alpenfeldzug das Gebiet der Seduner in das Römische Reich eingegliedert. Zusammen mit den Nantuaten, Veragrern und Uberern bildeten sie danach den Bund quattuor civitates vallis Poeninae im Gebiet der nun römischen Verwaltungseinheit Raeti Vindelici Vallis Poeninae.

Um 8 bis 6 v. Chr. erfolgten erste Loyalitätsbezeugungen der Walliser Stämme (pagi) der Seduner und Nantuaten gegenüber Rom. Auf dem Tropaeum Alpium in La Turbie zu Ehren von Augustus sind unter anderem die Uberi, Nantuates, Seduni und Veragri aufgeführt. Das Gebiet der Vallis Poenina wird danach in die römische Provinz Raetia et Vindelicum eingegliedert, und spätestens nach der Verwaltungsreform des Diokletian um 300 n. Chr. mit der Provinz Alpes Graiae als Alpes Graiae et Poeninae zusammengefasst. 23 n. Chr. errichten die vier Stammesgemeinschaften (civitates) der Vallis Poenina Steindenkmäler zu Ehren von Drusus dem Jüngeren, Sohn des Tiberius, und zu Ehren von Caligula. In den Jahren 41 bis 47 erhebt Kaiser Claudius das Wallis zur eigenen Provinz Vallis Poenina; die Bewohner erhalten als Foederaten das latinische Bürgerrecht.

Mit dem Rückzug der römischen Truppen um das Jahr 401 beziehungsweise nach 435 wurde das Siedlungsgebiet der Seduner ins Burgundenreich eingegliedert, und Sitten wurde im Jahr 580 zum Bischofssitz.

Literatur

  • Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter; Band 4: Eisenzeit. Archäologie Schweiz (Hrsg.), Basel 1999. ISBN 3-908006-53-8
  • Hubert Cancik (Hrsg.) [et al.]: Der Neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, Band 1. Metzler, Stuttgart 1996–2003. ISBN 3-476-01471-1

Einzelnachweise

  1. Bellum Gallicum, Buch 3 (Kap. 01-29)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • SEDUNI — populi Galliae Belgicae antiquissimi, Caesari l. 3. Bell. Gall. c. 7. Plinio, l. 3. c. 20 aliis memorati, quorum primus loc. cit. a Galba victos in Alpibus Sedunos, et Veragros plus tertiâ parte caesâ ex hominum milib. XXX. memorat, alter loc.… …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Sedūni — (a. Geogr.), Volk im Belgischen Gallien, an der Rhone, längs des j. Walliserthals um Sitten od. Sion …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Sedūni — Sedūni, s. Sion …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Seduni — The Seduni or Sedunii were an ancient people in the valley of the Upper Rhone at Roman contact, whom Julius Caesar ( B. G. iii. 1, 7) mentions: Nantuates Sedunos Veragrosque . These tribes were conquered by Rome are also mentioned in the Trophy… …   Wikipedia

  • СЕДУНЫ —    • Sedūni,          народ в верхней части Роны, к востоку от верагров, в нынешней Валлисе и местности Сион или Ситтан. Caes. b. g. 13, 1 …   Реальный словарь классических древностей

  • Nantuates — The Nantuates or Nantuatae were an ancient people of modern day Switzerland, whose territory extended into adjacent areas now in modern day France. At Roman contact, the Nantuates bordered on the Allobroges and in Julius Caesar s time were… …   Wikipedia

  • Sedunos — Los sedunos (en latín, Seduni) fueron un antiguo pueblo del valle del Ródano superior en contacto con los romanos, a quien menciona Julio César (Comentarios a la guerra de las Galias libro III. 1, 7): Nantuates Sedunos Veragrosque. Estas tribus… …   Wikipedia Español

  • VALLESTA — vel ex veter inscriptione ad urbem Genevam, Valinsa, regio Helvetiae, de cuius situ vide in voce Valesia. An a Valle, quod hinc atque hinc altissimis montibus vallata sit, an ab arce Valeria, quae Seduni est, an a Dea Valionia, quae ut alit… …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Helvetii — The Helvetii were a Celtic tribe and the main occupants of the Swiss plateau in the 1st century BC. They are prominently featured in Julius Caesar’s commentaries on the Gallic War. The Neolatin title of Switzerland, Confoederatio Helvetica… …   Wikipedia

  • Veragri — The Veragri (Greek: polytonic|Οὐάραγροι) were an ancient tribe located in present day Switzerland. The Veragri are placed by Julius Caesar ( B. G. iii. 1, 6) in the canton of Valais between the Nantuates and the Seduni. Their chief town was… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”