Gallische Sprache

Gallische Sprache
Gallisch

Gesprochen in

früheres Gallien
Sprecher ausgestorben
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

cel (sonstige keltische Sprachen)

ISO 639-3:
  • xcg (Cisalpine Gaulish)
  • xtg (Transalpine Gaulish)

Das Gallische ist eine keltische Sprache, die im Altertum in Gallien gesprochen wurde. Die gallische Sprache ist die am besten belegte der fünf festlandkeltischen Sprachen, die heute alle ausgestorben sind. Die Bezeichnung „gallische Sprache“ entstammt der neuzeitlichen Sprachwissenschaft.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung und Quellen

Die Sprache wurde von verschiedenen keltischen Volksstämmen auf dem Gebiet des heutigen Frankreichs, Norditaliens, der Schweiz, Österreich, Süddeutschlands sowie zum Teil in Mittel- und Westdeutschland gesprochen. Von den Römern wurden diese als Galli zusammengefasst. Die frühesten Belege der Sprache wurden auf das 4. Jahrhundert v. Chr. datiert, etwa im 3. Jahrhundert n. Chr. brechen die Belege ab. Die keltischen Stämme selbst kannten keine Schrift, erlernten das Schreiben jedoch von ihren Nachbarn. So sind gallische Inschriften in zwei Alphabeten erhalten: teilweise in griechischen und teilweise in lateinischen Schriftzeichen.

Erhalten sind in gallischer Sprache eine Anzahl steinerner Inschriften (oft Weihinschriften und zum Teil zweisprachig: Latein und Gallisch), eine Vielzahl kurzer Graffiti auf Tonscherben (häufiges Muster: „X hat dies gemacht“), eine Anzahl bleierner Fluchtäfelchen, der Kalender von Coligny und einige weitere. Diese machten eine relative gute Rekonstruktion des Gallischen möglich, wobei die Sprache wohl immer eine Trümmersprache bleiben wird, da u. a. nur sehr wenige Verbformen, Adjektive usw. erhalten sind.

Sprachliche Merkmale

Das Gallische ist sprachwissenschaftlich vor allem deshalb von großer Bedeutung, da es die aus dem Indogermanischen über das Gemeinkeltische ererbten Endungen fast vollständig erhält. Formal hat es daher eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Urgermanischen, Lateinischen und anderen alten Sprachen. In der (heute nicht mehr allgemein gängigen) Unterscheidung der keltischen Sprachen in q-keltische und p-keltische Sprachen zählt das Gallische zum P-Keltischen. Der Name einer Pferdegöttin lautet beispielsweise Epona (vgl. Latein equus „Pferd“, aber auch griechisch hippos „Pferd“). Das Gallische wie auch das Lepontische und das Galatische steht von den inselkeltischen Sprachen der britannischen Gruppe nahe. Sprachwissenschaftler wie Karl-Horst Schmidt gehen sogar von einer gallo-britannischen Untergruppe innerhalb der keltischen Sprachen aus. Von den inselkeltischen Sprachen unterscheidet sich das Festlandkeltische jedoch vor allem durch die Neigung zu Anlautmutationen und den frühen Wegfall der ererbten Endungen in der ersten Gruppe.

Sprachbeispiel

Gallisch Deutsch
Segomaros Villoneos toutius namausatis eioru Belesamin sosin nemeton. Segomaros, Sohn des Villonos (oder Villu), Bürger von Nîmes, hat der (Göttin) Belesama dieses Heiligtum gestiftet.[1]

Literatur

  • Xavier Delamarre: Dictionnaire de la langue gauloise. Une approche linguistique du vieux-celtique continental. Errance 2003.
  • G. Devoto: Criteri linguistici e criteri archeologici nella definizione del problema gallico. in: Celtica. 3.1956, 324-331.
  • G. Dottin: La langue gauloise. Paris 1920.
  • Pierre-Yves Lambert: La langue gauloise. Description linguistique, commentaire d'inscriptions choisies. Paris 1994.
  • Michel Lejeune (Hrsg.): Recueil des inscriptions galloises. vol. I. Textes gallo-grecs. Paris 1985.
  • Leo Weisgerber: "Die Sprache der Festlandkelten." in: Berichte der römisch-germanischen Kommission. 20.1931, 147-226.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. David Stifter: Sengoidelc: Old Irish for Beginners, Syracuse University Press, New York 2006, ISBN 978-0815630722, S. 4.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gallische — Gạl|lisch, das; [s], (nur mit best. Art.:) Gạl|li|sche, das; n: die keltische Sprache in Gallien. * * * Gạl|lisch, das; [s] u. <nur mit best. Art.:> Gạl|li|sche, das; n: eine keltische Sprache …   Universal-Lexikon

  • Keltische Sprache — Keltische Sprachen Verbreitung und Sprecherzahlen Die keltischen Sprachen bilden einen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie. Sie werden heute noch im Vereinigten Königreich, in der Republik Irland und in der französischen Bretagne gesprochen …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte und Sprache der Bretagne — Bretagne …   Deutsch Wikipedia

  • Ausgestorbene Sprache — Ausgestorbene Sprachen sind historische Sprachen, deren Sprecher ausgestorben sind bzw. deren Sprecher zu einer anderen Sprache übergegangen sind (sich an eine andere Sprachgemeinschaft assimiliert haben). Für das Aussterben von Sprachen gibt es… …   Deutsch Wikipedia

  • Altfranzösische Sprache — Altfranzösisch Zeitraum 842–ca. 1400 Ehemals gesprochen in Nord und Zentralfrankreich, Belgien Linguistische Klassifikation Indo Europäisch Italisch Romanische Sprachen Galloromanisch …   Deutsch Wikipedia

  • Französische Sprache — Französische Sprache. Die F. S. ist eine der sechs Romanischen Sprachen (s.d.), welche durch Entwickelung u. Fortbildung der römischen Volksdialekte u. der lateinischen Umgangssprache (Lingua romana rustica) hervorgegangen sind. Die letztere… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Deutsche Sprache — Deutsche Sprache, die Sprache, welche als der eine Zweig des Germanischen Sprachastes, im Gegensatz zu den skandinavischen Germanen, von den festländischen Germanen, insbesondere von den in Deutschland wohnenden gesprochen wurde u. noch… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Normannische Sprache — Normannisch Gesprochen in Frankreich, Guernsey, Jersey Sprecher Unbekannt Linguistische Klassifikation Indogermanisch Italisch Romanisch Gallo …   Deutsch Wikipedia

  • Lepontische Sprache — Lepontisch Gesprochen in Alpenvorland Oberitaliens Sprecher (ausgestorben) Linguistische Klassifikation Indogermanische Sprachen Keltische Sprachen Festlandkeltische Sprachen …   Deutsch Wikipedia

  • Gaelische Sprache u. Literatur — Gaelische Sprache u. Literatur. Die G. S. im engeren Sinne ist die Sprache der Hochschotten, im weiteren Sinne (wo mehrere neuere Sprachforscher die Schreibweise gadhelisch vorziehen), derjenige Zweig der Celtischen Sprachgruppe, welcher das… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”