- Babrujsk
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Babrujsk
Бабруйск
WappenStaat: Weißrussland Woblast: Mahiljou Koordinaten: 53° 9′ N, 29° 13′ O53.1529.216666666667Koordinaten: 53° 9′ N, 29° 13′ O Fläche: 66 km² Einwohner: 220.823 (2004) Bevölkerungsdichte: 3.346 Einwohner je km² Zeitzone: EET (UTC+2) Telefonvorwahl: (+375) 0225 Postleitzahl: BY - 213819 Kfz-Kennzeichen: 6 Webpräsenz: Babrujsk (weißrussisch Бабруйск, russisch Бобруйск/Bobruisk) ist eine Stadt in Weißrussland an der Bjaresina mit 220.823 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2004) in der Woblast Mahiljou.
Inhaltsverzeichnis
Wirtschaft und Verkehr
Die Stadt ist heute ein wichtiger Industriestandort Weißrusslands. Die ölverarbeitende Industrie (Reifenwerk Belshina) ist mit 49 % aller Produktionsstätten der Stadt der größte Arbeitgeber und liefert unter anderem weltweit Spezialreifen für Groß-LKW. Außerdem sind Maschinenbau (Traktorenwerk) und holzverarbeitende Betriebe (Möbelfabriken) ansässig. Eine Lederfabrik mit ca. 350 Mitarbeitern exportiert insbesondere auch nach Europa. Babrujsk liegt verkehrsgünstig an der Bjaresina-Querung der Hauptverbindungsstraße und Eisenbahn von Minsk zur zweitgrößten Stadt des Landes Gomel. Die Straßen sind zumeist sehr gut ausgebaut.
Geschichte
Der Name der Stadt, die bereits 1387 in den Kirchenchroniken erwähnt wurde, ist wahrscheinlich von dem slawischen Wort für Biber (weißrussisch Bobr) abgeleitet, da zu jener Zeit in dieser Region die Biberjagd sehr verbreitet war.
Seit Mitte des 14. Jahrhunderts zum Großfürstentum Litauen gehörend, kam die Stadt 1793 zum Russischen Reich. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die Stadt auf Befehl des Zaren eine starke Festungsanlage, von der heute nur noch Reste erhalten sind. Die Stadt wurde 1919 durch polnisches Militär besetzt, im selben Jahr von Truppen der Roten Armee zurückerobert. Seit 1919 gehört Babrujsk zu Weißrussland.
Die Stadt entwickelte sich bis zum Holocaust zu einem Zentrum jüdischer Kultur. Um 1900 betrug der jüdische Bevölkerungsanteil 60%.[1]
Im Zweiten Weltkrieg geriet die Stadt von 1941 bis 1944 unter deutsche Besatzung, von der Roten Armee wurde sie während der als Operation Bagration bezeichneten Sommeroffensive am 29. Juni 1944 zurückgewonnen. Später bestand in der Stadt das Kriegsgefangenenlager 56 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[2] Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 2043 versorgt.
Jüdische Bevölkerung und Judenmord durch die NS-Besatzer
Vor 1941 hatte der Anteil der jüdischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung von Babrujsk, ähnlich wie in anderen weißrussischen Städten, zwischen 25 und 30 % betragen. Mit über 30 Synagogen war Bobrujsk ein wichtiges Zentrum jüdischer Kultur, so dass es im Volksmund leicht ironisch auch Hauptstadt Israels (Staliza Jisrael) genannt wurde. Babrujsk (damals Bobrujsk) wurde am 21. Juli 1941 besetzt. Zu Beginn der Besatzung zählte die Stadt 62.000 Einwohner (ein Teil der Babrujsker war geflohen oder wurde evakuiert). In der ersten Septemberhälfte 1941 war Babrujsk einer der ersten Orte, an dem auf Befehl Himmlers eine Massenerschießung stattfand: 20.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden ermordet [3]. Verantwortlich für das Massaker war das Einsatzkommando 8 unter Otto Bradfisch. Am 29. Juni 1944 wurde die Stadt nach dreijähriger Besatzung zurückerobert und bei schweren Kämpfen zerstört. Nach der Rückeroberung lebten in der Stadt kaum mehr als 28.000 Menschen, die meisten waren obdachlos. Die Mehrzahl der geflohenen Einwohner kehrte erst 1945 zurück. Babrujsk wurde Ende der 1940er Jahre wieder aufgebaut.
Nach Vertreibung und Ermordung zahlreicher Babrujsker Juden durch die deutschen Besatzer gewann die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg wieder an Bedeutung für jüdisches Leben; nach 1991 wanderten allerdings Juden aus Babrujsk in signifikanter Zahl nach Israel, USA und Deutschland aus.
Demografische Entwicklung
- 1861 - 15.766
- 1897 - 34.336
- 1939 - 84.107
- 1945 - 28.000
- 1959 - 96.000
- 1965 - 116.000
- 1968 - 122.500
- 1970 - 136.000
- 1989 - 232.000
- 2004 - 226.900
Söhne und Töchter der Stadt
- Jechiel Michel Epstein (1829–1908), Rabbiner
- Pauline Wengeroff (1833–1916), Autorin
- David Shimoni (1886–1956), hebräischer Dichter
- Berl Katznelson (1887–1944), zionistischer Politiker
- Jitzchak Tabenkin (1888–1971), israelischer Parlamentarier
- Kadish Luz (1895–1972), israelischer Politiker
- Alexander Michailowitsch Orlow (1895–1973), Mitarbeiter des sowjetischen NKWD
- Efraim Sewela (1928–2010), russischer Schriftsteller
- Michael Zeitlin (* 1947), russisch-deutscher Schachspieler
- Alexander Jurjewitsch Kowalenko (*1963), russischer Dreispringer
- Arkadi Duchin (* 1963), israelischer Popsänger
- Andrej Michnewitsch (* 1976), weißrussischer Kugelstoßer
- Ruslan Aljachno (* 1984), weißrussischer Sänger
Quellen
- ↑ Magocsi, P. R. (2002): Historical Atlas of Central Europe. Seattle: University of Washington Press. S. 109
- ↑ Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.
- ↑ (aus englischer wiki)
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