Sekundo genitur

Sekundo genitur
Die Sekundogenitur (Bildmitte) im Gebäudeensemble der Brühlschen Terrasse

Die Sekundogenitur ist ein historisches Gebäude in der Innenstadt von Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Sekundogenitur liegt an exponierter Stelle an der Brühlschen Terrasse in der Altstadt. Wenige Meter nördlich fließt die Elbe. Aus dem Gebäude bietet sich ein Überblick über das gegenüberliegende Neustädter Elbufer. Direkt benachbarte Gebäude sind das Ständehaus und die Kunstakademie. Auf der Rückseite der Sekundogenitur verläuft die Terrassengasse, östlich befindet sich im Zuge der Münzgasse ein Freitreppen-Aufgang zur Brühlschen Terrasse.

Bauweise

Die Sekundogenitur vom gegenüberliegenden Königsufer aus gesehen

Das im Jahre 1897 errichtete neobarocke Gebäude ist in einer süddeutschen Rokoko-Spielart ausgeführt. Im Gegensatz zu seinen Nachbargebäuden, von denen es sich durch seine Heiterkeit abhebt, wirkt es eher klein und zierlich. Verstärkt wird dies durch den hellen und blassen Fassadenanstrich. Ihre leichte und relativ zur Umgebung eher verspielte Architektur bewirkte, dass die Sekundogenitur heute als der gelungenste neobarocke Kleinbau Dresdens gilt. [1]

Das von der Terrasse aus gesehen zweigeschossige Bauwerk besitzt ein geschweiftes, kupfergedecktes Mansarddach und rankengeschmückte Fenster. Der terrassenseitige Eingangsbereich wird von einem geschwungenen Giebel bekrönt, das Portal ist von ionischen Säulen eingefasst. Betrachtet man die Sekundogenitur aus Richtung Osten, also vom Aufgang auf die Brühlsche Terrasse an der Münzgasse aus, fällt auf, dass sie sehr schmal ist, da sie in die wenige Meter breite Lücke zwischen der Terrasse und der dahinter liegenden Terrassengasse eingepasst wurde.

Nach der Zerstörung des Hauses im Zweiten Weltkrieg baute man es 1964 wieder auf. Dabei setzte man auf der Rückseite an der Terrassengasse ein altes Barockportal ein, das von der im Jahre 1954 endgültig geschlossenen Hellerschänke auf dem Dresdner Heller stammt und vermutlich ein Werk Balthasar Permosers ist. [2]

Geschichte

Vorgängerbauwerk

An Stelle des heutigen Gebäudes befand sich die Brühlsche Bibliothek. Sie gehörte zu den hier erbauten Repräsentationsbauten des sächsischen Staatsministers Heinrich von Brühl, der das Gelände im Jahre 1740 geschenkt bekam. Das Bauwerk wurde 1748 unter Leitung von Johann Christoph Knöffel errichtet. Bereits 1768 kaufte die Kurfürstlich-Sächsische Bibliothek den Bestand der Gräflich-Brühlschen Bibliothek, [3] der mit seinen nach dem Siebenjährigen Krieg etwa 62.000 Bänden [4] durchaus mit der Universitätsbibliothek Leipzig vergleichbar war.

Zwischen 1789 und 1791 wurde das Gebäude zur Alten Kunstakademie umgebaut. [5] Hier wirkten die Maler Anton Graff, Caspar David Friedrich, Julius Schnorr von Carolsfeld, die Bildhauer Franz Pettrich, Ernst Hähnel, Johannes Schilling, Robert Henze und die Architekten Gottfried Semper, Hermann Nicolai und Constantin Lipsius. Die Kunstakademie zog 1895 in ihren monumentalen Neubau um, der in direkter Nachbarschaft liegt. [6] Das alte Brühlsche Bibliotheksgebäude wurde daraufhin abgebrochen.

Jetziges Bauwerk

Die Sekundogenitur mit Ständehaus (rechts) und Frauenkirche

In den Jahren 1896 und 1897 errichtete man nach Plänen des damaligen Hofbaumeisters Gustav Fröhlich (1859-1933) an Stelle der vormaligen Brühlschen Bibliothek das bis heute existierende Gebäude. Es erinnert stilistisch an den Vorgängerbau [7] und gilt deshalb mitunter als einziges Zeugnis aus der Zeit der Brühlschen Neugestaltung des Geländes um 1750. [8] In Wirklichkeit handelt es sich aber um einen Neubau, der jedoch in gewisser Weise die große Zeit der Brühlschen Terrasse im 18. Jahrhundert widerzuspiegeln scheint.

Zunächst beherbergte er die Bibliothek und Kupferstichsammlung des zweitgeborenen Prinzen Johann Georg und befand sich auch als Gebäude in dessen Eigentum, weshalb sich der lateinische Name Sekundogenitur ergab. Das Gebäude ist allerdings nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Wohnsitz des zweitgeborenen Prinzen, der sich im heutigen Blüherpark befand. In der Sekundogenitur-Bibliothek arbeitete der Literaturwissenschaftler und spätere Politiker Herman Anders Krüger in jungen Jahren ab 1901 als Unterbibliothekar. Ab 1918 nutzte erneut die Kunstakademie die Räume für Sonderausstellungen. [9] Nachdem die Sammlungen der zweitgeborenen Prinzen 1931 ausgelagert wurden, fungierte die Sekundogenitur bis 1945 als Ausstellungsgebäude der Galerie Neue Meister. Am 13. Februar 1945, während der Luftangriffe auf Dresden, brannte sie vollkommen aus.

Nach langen Jahren eines Ruinendaseins baute man das Haus in den Jahren 1963 und 1964 wieder auf. [10] Unter dem Namen Sekundogenitur beherbergt es seither verschiedene gastronomische Einrichtungen. Als das südliche Nachbargrundstück 1989, noch in den letzten Monaten der DDR-Zeit, bebaut wurde, bezog man die Sekundogenitur in den neu entstehenden Hotelkomplex ein und verband beide durch einen Brückenbau über die Terrassengasse. Zwischen 1945 und 1989 war sie ein relativ freistehendes Gebäude mit einem großen südlichen Vorplatz, der in den Neumarkt überging. [11] Heute wird die Sekundogenitur als Café und Weinrestaurant des Dresdner Hilton-Hotels betrieben.

Rietscheldenkmal

Direkt vor der Sekundogenitur stellte man auf der Brühlschen Terrasse eine Büste des Bildhauers Ernst Rietschel auf, der hier lange Zeit wirkte. Diese Bronzebüste wurde im Jahre 1876 von dessen Schüler Johannes Schilling geschaffen und in Lauchhammer in doppelter Lebensgröße gegossen.[12] Sie befindet sich auf einer Säule mit drei Reliefs, die für Geschichte, Poesie und Religion stehen. Die drei lebensgroßen, auf einem Piedestal um die Säule herum sitzenden, vollplastisch ausgeführten Knaben symbolisieren das Zeichnen, Meißeln und Modellieren, also die Hauptformen bildhauerischer Tätigkeit. [13]

Einzelnachweise

  1. wissen.de: [1]
  2. dresdner-stadtteile.de: [2]
  3. slub-dresden.de: [3]
  4. tu-dresden.de: [4]
  5. besuchen-sie-dresden.de: [5]
  6. dresden-und-sachsen.de: [6]
  7. neumarkt-dresden.de: [7]
  8. schloesser-dresden.de: [8]
  9. kleistkarreedresden.de: [9]
  10. dresden-lexikon.de: [10]
  11. fotothek.slub-dresden.de: [11]
  12. dresden-und-sachsen.de: [12]
  13. members.fortunecity.de: [13]

Weblinks

51.05332777777813.7406805555567Koordinaten: 51° 3′ 12″ N, 13° 44′ 26″ O


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