Ernst Rietschel

Ernst Rietschel
Ernst Rietschel, gestochen von Julius Thaeter

Ernst Friedrich August Rietschel (* 15. Dezember 1804 in Pulsnitz; † 21. Februar 1861 in Dresden) ist einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer des Spätklassizismus. Die von ihm geschaffenen Skulpturen, wie das Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar oder das Lessing-Denkmal in Braunschweig haben das Bild Deutschlands als Land der Dichter und Denker entscheidend mitgeprägt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rietschels Geburtshaus in Pulsnitz

Ernst Rietschel wurde als drittes Kind des Beutlers Friedrich Ehregott Rietschel und dessen Frau Caroline in Pulsnitz (Sachsen) geboren. Nach erstem Zeichenunterricht und abgebrochener Kaufmannslehre in seiner Heimatstadt begann er 1820 ein Studium an der Königlichen Sächsischen Kunstakademie zu Dresden. In den darauf folgenden Jahren hatte er erste kleinere Erfolge und Auszeichnungen mit Zeichnungen; man wurde auf den jungen Künstler, der unter anderem bei Franz Pettrich lernte, aufmerksam.

Er übersiedelte 1826 nach Berlin und wurde Schüler von Christian Daniel Rauch. Im Jahr 1828 nahm er als Vertreter seiner Werkstatt an der Grundsteinlegung des Dürer-Standbildes in Nürnberg teil. Auf seiner Rückreise besuchte er den alternden Goethe in Weimar. Ein zweiter Besuch gemeinsam mit Rauch folgte 1829.

Goethe- und Schiller-Denkmal in Weimar, enthüllt am 4. September 1857

Im Jahr 1832 heiratete er Albertine Trautscholdt, mit der er seit einem Jahr verlobt war. Im gleichen Jahr – noch nicht einmal 28-jährig – erhielt er die Professur für Bildhauerei an der Dresdner Kunstakademie. Im Jahr 1833 wurde seine erste Tochter Adelheid geboren. Nur drei Wochen alt wurde seine zweite Tochter Johanna: Sie starb schon im April 1835; im Juli desselben Jahres starb seine Frau Albertine. Dennoch blieb sein schöpferisches Schaffen ungebremst.

In Zusammenarbeit mit vielen bedeutenden Architekten, unter anderen Gottfried Semper, war er für den bauplastischen Schmuck vieler Gebäude verantwortlich, vor allem in Dresden. Anfang 1836 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Berliner Akademie der Künste ernannt, nur Wochen später zum Ehrenmitglied der Kunstakademie in Wien.

In den folgenden Jahren erhielt er viele bedeutende Aufträge, an denen er zum Teil jahrelang arbeitete.
Durch die Gestaltung von Werken wie dem Lessing-Denkmal in Braunschweig (1854) (und vielen weiteren) wurde Rietschel über die Grenzen des deutschen Bundes hinaus als bedeutendster Denkmal-Künstler seiner Zeit bekannt.

Im November 1836 heiratete er seine zweite Frau Charlotte Carus, eine Tochter von Carl Gustav Carus, die am 28. August 1837 Sohn Wolfgang gebar. Bereits im Mai 1838 musste er einen weiteren Schicksalsschlag hinnehmen: Auch seine zweite Frau starb. Wie auch nach dem Tod seiner ersten Frau modellierte er ihre Bildnisbüste.

Grab Ernst Rietschels auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden.

Am 2. Mai 1841 heiratete er Marie Hand. Am 10. Mai des darauf folgenden Jahres wurde sein zweiter Sohn Christian Georg geboren, dem 1845 die Tochter Margarethe Charlotte folgte. Margarethe sollte kein Jahr alt werden. Im Jahr 1847 wurde der Sohn Hermann Immanuel geboren. Maria Hand starb nach sechsjähriger Ehe wenige Monate nach der Geburt ihres Sohnes Hermann am 18. Juli 1847. Am 30. April 1851 heiratete Ernst Rietschel ein letztes Mal. Seine vierte Frau, Friederike Oppermann, hat ihn um knapp 40 Jahre überlebt. In den Wintermonaten 1851/1852 reiste Rietschel nach Italien und Sizilien, um sein Lungenleiden zu kurieren. Am 4. Juli 1853 brachte seine vierte Frau Friederike noch einmal eine Tochter zur Welt, die Gertrud Charlotte Marie genannt wurde.

Im Jahr 1855 beteiligte er sich an der Pariser Kunstausstellung mit einer Lessing-Statue. Im selben Jahr wurde er mit der Großen Ehrenmedaille ausgezeichnet und zum Ritter der Französischen Ehrenlegion ernannt. Im Jahr 1856 ernannte ihn die Stockholmer Akademie zum Ehrenmitglied.

Im Jahr 1857 besuchte er noch einmal seinen Meister Christian Daniel Rauch in Berlin. Im gleichen Jahr, am 4. September, wurde sein Goethe- und Schiller-Denkmal in Weimar enthüllt.

Im Jahr 1858/1859 erhielt Rietschel den Auftrag für das Reformations-Denkmal in Worms. Er wurde Ehrenmitglied in weiteren Akademien und Instituten (Paris, Brüssel, Kopenhagen, Rom, Antwerpen).

Seinem langjährigen Lungenleiden erlag er schließlich am 21. Februar 1861. Drei Tage später wurde er auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden beigesetzt.

Sonstiges

Ein Großteil des umfangreichen Nachlasses Rietschels wurde zwischen 1861 und 1889 im Palais im Großen Garten im damaligen Rietschel-Museum präsentiert. Seit 1889 befindet er sich im Besitz der Dresdner Skulpturensammlung im Albertinum an der Brühlschen Terrasse und wird dort zum Teil auch ausgestellt. Teile des persönlichen Nachlasses befinden sich bei den Nachkommen (Zeichnungen,Skizzen,Tagebücher und Briefe im Rietschel-Archiv, Remscheid).

Die Ehrenbürgerwürde der Stadt Braunschweig wurde Rietschel im Jahr 1853 verliehen. Seine Erinnerungen aus meinem Leben gab sein Urenkel, der Schriftsteller und Grafiker Christian Rietschel, im Jahr 1963 neu heraus. Nach Ernst Rietschel wurde der 1991 entdeckte Asteroid (20016) Rietschel benannt.

Nachkommen

Die Nachkommen Ernst Rietschels sind heute sehr zahlreich. Vor allem die zwei Söhne aus der 3. Ehe Ernst Rietschels mit Maria Hand, Georg Rietschel und Hermann Rietschel, zeugten zahlreiche Nachkommen (dazu zählen u.a. Christian Rietschel, Hans Rietschel und Wigand von Salmuth). Heute treffen sich die Nachfahren Ernst Rietschels in unregelmäßigen Abständen zur Jährung von Geburts- und Sterbetagen des Künstlers und erinnern so an das Leben und Werk des Urahnen.

Kurioses

Die Firma E. C. Groschky aus Pulsnitz vertreibt eine nach Ernst Rietschel benannte Pfefferkuchensorte, den so genannten Rietschelkuchen. Die Firma E. C. Groschky geht auf einen Schwager Ernst Rietschels zurück und hat ihren Sitz in der Rietschelstraße in Pulsnitz.

Bedeutende Werke (Auswahl)

Lessing-Denkmal in Braunschweig, ausgeführt von Georg Ferdinand Howaldt.

Illustrationen (Auswahl)

Denkmäler

Denkmal zu Ehren von Ernst Rietschel auf der Brühlschen Terrasse in Dresden

Literatur

  • Ernst Rietschel, Christian Rietschel (Hrsg.): Erinnerungen aus meinem Leben. 2. Auflage. Evang. Verl.-Anst., Berlin 1963.
  • Gertraud Bartonietz: Ernst Rietschel. Stadt Pulsnitz, Pulsnitz 1987.
  • Martin O. Johannes: Ernst Rietschel, der Bildhauer. Heimatwerk Sachsen, Dresden 1938.
  • Monika Schulte-Arndt: Ernst Rietschel als Zeichner. Verlag Philipp von Zabern, München 1995.
  • R. Muther: Rietschel, Ernst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 596–602.

Weblinks

 Commons: Ernst Rietschel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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