Babylonische Schöpfungs-Mythos

Babylonische Schöpfungs-Mythos

Enûma elîsch wird der babylonische Schöpfungs-Mythos genannt, der ca. im 8. Jahrhundert v. Chr. in Keilschrift auf sieben Tontafeln niedergeschrieben wurde. Übersetzt bedeutet Enûma elîsch „Als oben [der Himmel noch nicht genannt war]“. Es ist nicht nur der Name, sondern auch der Beginn des babylonischen Weltschöpfungsmythos und Lehrgedichts.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Als Babylon innerhalb der Städte des Zweistromlandes eine Vormachtstellung einnahm, gewann die Stadtgottheit Marduk innerhalb des sumerisch-akkadischen Pantheons ebenfalls an Bedeutung. Dies wurde verdeutlicht, indem Marduk in den Weltschöpfungsmythos mit eingebunden wurde. Das Werk diente fortan zur ideologischen Untermauerung des babylonischen Herrschaftsanspruches.

Während der Feierlichkeiten beim babylonischen Akitu-Fest wurden Verse aus Enûma elîsch rezitiert, die teilweise schon in älteren Werken der sumerischen und akkadischen Literatur enthalten sind. Die Tafeln wurden Mitte des 19. Jahrhunderts unter anderem in den Ruinen des Palastes von Assurbanipal in Ninive gefunden. Inzwischen fanden sich Tafeln auch aus Sultantepe und Sippar.

Inhalt

Im Mythos wird die embryonale Welt geschildert, wie die Erde geschaffen wurde. Hier sind Abzu („der Uranfängliche“) und Tiamat („die sie alle gebar“; dargestellt als ein Seeungeheuer) die ersten Daseinsformen, lange vor der Schöpfung. Es entstehen mehrere Götter, unter anderem Lachmu und Lachamu, über die außer den Namen jedoch nichts bekannt ist. Später jedoch werden Abzu und Tiamat von den jungen Göttern der neuen Generationen gestürzt.

1.Tafel

1 bis 20Abzu und Tiamat schaffen die Götter. Ea übertrifft seinen Vater. 21 bis 54Die Götter stören ihre Eltern. Abzu will sie töten, Tiamat nicht. Der Berater Mummu gibt Abzu Recht. 55 bis 75Ea schläfert Abzu durch Beschwörung ein, tötet ihn. Nimmt den Berater Mummu fest und übernimmt die Wohnstatt des Abzu. 76 bis 109Ea und seine Gattin Damkina zeugen Marduk in Abzu. Seine Jugend, Pracht und Stärke. Ea übergibt ihm die vier Winde, um Tiamat zu schrecken. 110 bis 124Die Götter fühlen sich von Marduks vier Winden gestört und stiften Tiamat zur Rache an. 125 bis 162„Lasst uns Dämonen machen“. Kingu wird der Anführer der elf von Tiamat geschaffenen Dämonen. Er bekommt die „Anuwürde“ und die Schicksalstafel.

2. Tafel

1 bis 48Ea hört von den Kriegsvorbereitungen Tiamats und berichtet es seinem Vater Anschar. 49 bis 70Anschars Wut: „Ea, wie konntest du Krieg auslösen ?“ Eas Verteidigung seiner Tat. 71 bis 94Anschar beauftragt Ea, Tiamat durch Beschwörung zu besiegen, kommt nicht gegen Tiamat an. 95 bis 118Anschar beauftragt seinen Sohn Anu, aber auch er scheitert. 120 bis 152Anschar ist ratlos. Ea schickt Marduk zu ihm. Anschar beauftragt Marduk, Tiamat durch Beschwörung zu besänftigen. Marduk verlangt, nach einem Sieg, Anschars Platz (Schicksal bestimmen, unabänderliche Gesetze erlassen) einzunehmen.

3. Tafel

1 bis 65Anschar beauftragt seinen Minister Kaka, um die Götter nach Marduks Wunsch die Situation zu schildern und zu versammeln. 65 bis 124Kaka erzählt den Göttern die Situation und ruft sie zur Versammlung. 125 bis 138Die Götter versammeln sich, feiern und „bestimmen für Marduk ... das Schicksal.“

4. Tafel

1 bis 34Inthronisation Marduks und Test seiner Macht (Sternbild verschwindet und erscheint auf sein Wort). „Marduk ist König“. Beauftragung, Tiamat zu besiegen. 35 bis 58Marduks Kampfvorbereitung: Pfeil, Bogen, Keule, Blitze, die sieben Winde, Sturmflut und Vierergespann, Begleiter und Panzermantel. 59 bis 74Tiamat und ihr Gemahl Kingu erstarren vor dem Helden. 75 bis 146Marduk besiegt Tiamat. Marduk nimmt Kingu die Schicksalstafel ab, bindet ihn und die elf Dämonen. Er berichtet es den Göttern, die ihm daraufhin Geschenke bringen. Marduk erschafft aus Tiamats Leichnam den Himmel nach der Gestalt des Apzu, der Wohnung von Ea.

5. Tafel

1 bis 66Marduk setzt die Sternbilder fest, erschafft Nannar und gibt ihm Anweisungen. Setzt Šamaš ein. Erschaffung aus Tiamat der Atmosphäre, Berge, Euphrat und Tigris, und den Rest der Erde. Begutachtet alles. 67 bis 116Marduk gibt Satzungen, gibt Anu die Schicksalstafel des Kingu. Erstellt Abbilder der elf Dämonen zur Erinnerung. Jubel und Unterwerfung der Götter: „Früher war Marduk unser geliebter Sohn, jetzt ist er euer König, achtet auf seinen Befehl!“ 117 bis 157Marduks Plan, Babylon zu gründen und darin seine Wohnstatt sowie den Ruheplatz der Götter vor der Versammlung. Einsetzung eines Abendfestes. Götter stimmen zu.

6. Tafel

1 bis 16Marduk erzählt Ea seinen Plan: Er will Menschen aus Blut erschaffen, damit sie die Mühsahl der Götter tragen und die Götter dadurch ihre Ruhe haben; er will die Götter in zwei Gruppen einteilen. Ea rät: Der an Tiamats Gewalt Schuldige soll sterben, dass die Menschen aus seinem Blut geschaffen werden können. Götterversammlung vor Marduk: 17 bis 34Die Götter gegeben Kingu die Schuld. Nun erschafft Ea aus seinem Blut die Menschen und legt ihnen den Dienst für die Götter auf. 35 bis 69Einteilung von 600 Göttern im Himmel und in der Unterwelt; 300 von ihnen als Wachen unter Befehl Anus im Himmel. Die eingeteilten Götter bitten Marduk, sein Heiligtum bauen zu dürfen. Errichtung von Babylon und darin des Esagila für Marduk sowie Bau der Heiligtümer für die anderen Götter in mehreren Jahren. 70 bis 91Marduk bittet die Götter zum Festmahl. Danach Fürbitten im Esagila und Bestätigung der Einsetzung der Götter in ihre Positionen. Marduk bekommt seinen Bogen. Anu gibt dem Bogen drei Namen und setzt ihn an den Sternenhimmel. 92 bis 120Unterwerfungsritus der Götter (Anu gründet einen Thron für Marduk und setzt ihn als König in der Götterversammlung ein. Götter erkennen ihn unter Selbstverfluchungen als König an). Verpflichtung der “Schwarzköpfigen” (der Menschen), Marduk zu verehren. Die anderen Götter sollen auch verehrt und versorgt werden, aber Marduk ist “der Gott von einem jeden von uns !” 121 bis 166“Auf, lasst uns die 50 Namen nennen”. Acht der 50 Namen Marduks werden erklärt. Die Götter beschließen, ihn mit drei Namen zu verehren (heldenhafter Sohn, Rächer und Versorger).

7. Tafel

1 bis 162Erklärungen zu weiteren 42 Namen, mit denen die Götter Marduk verehren. Schlussmahnung: Die Namen Marduks sollen tradiert werden. Segensverheißung für seine Verehrer. Schlusspreisung Marduks, “der Tiamat vernichtete und die Königswürde annahm.”

Siehe auch

Literatur


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