Serpulit

Serpulit
Grabstein von Ludwig Droste auf dem Friedhof Engesohde in Hannover aus Thüster Kalkstein

Thüster Kalkstein, der auch Serpulit oder Serpelkalkstein genannt wird, kommt in einem kleinen Vorkommen im Hils, Deister, Osterwald und bei Bielefeld vor. Es ist ein Naturstein, der eine einzigartige lokale Sonderentwicklung des Oberen Jura im Mündener Mergel darstellt. Das Vorkommen liegt im Hils, einem Höhenzug. Dieser Kalkstein entstand in einem Meeresbecken bei Thüste im südlichen Niedersachsen. Im Jahre 2008 wird das Gestein, das im Thüster Berg in der Nähe von Salzhemmendorf liegt noch gebrochen.

Inhaltsverzeichnis

Gesteinsbeschreibung und -namen

Der Thüster Kalkstein ist hellgrau, blaugrau bis bräunlich. Er zeigt teilweise oolithische Strukturen, beinhaltet Trümmerkalke (biomikritisch) eines kalkbildenden Röhrenwurmes. Er ist meist porös und löcherig. Das Gestein ist nicht immer kalkig, sondern auch tonig gebunden. Aufbau und Schichtfolge wechseln sehr stark und die Bankhöhe beträgt bis zu 16 Metern.

Der weniger bekannte Name Serpelit und Serpelkalkstein stammt von dem Geologen Friedrich Adolph Roemer. Der Serpula coacervata ist ein fossiler Wurm, der zur Gattung der Serpel (Serpula), den Röhrenwürmern gerechnet wird. Es handelt sich um Würmer mit einem gestrecktem Körper und mit Borsten, die sich an Steinen oder Muscheln festsaugen. Diese Meeresbewohner bilden als Fossilien kalkige Röhren. Es gibt zahlreiche Arten.

Der weitaus bekanntere Sortennamen Thüster Kalkstein geht auf den Ort des Vorkommens zurück. Im Randbereich eines urgeschichtlichen Meeres baute ein Wurm Röhren aus Kalk, die sich umlagerter, zerbrachen und verfestigten. Dieser Fossilschutt bildete eine Gesteinschicht. Thüster Kalkstein ist offenporig; er ist mittelkörnig, homogen und parallelgeschichtet sowie verwitterungsbeständig wie alle porösen Kalksteine. Sein Gesamteindruck ist nach längerer Exposition außen hellgrau. Dieser Kalkstein ist offenporig und nicht polierfähig.

Mineralbestand

Die Komponenten in des heute gebrochenen Thüster Kalksteins betragen 45 Prozent, das karbonatische Bindemittel liegt bei 39 Prozent und die Korngröße 0,5-1 mm bei 9 Prozent. Der Anteil der Ooide beläuft sich auf 8 Prozent, die enthaltenen Quarzkörner mit einer Größe 0,4-0,8 mm liegen bei etwa 1 Prozent.

Steinbrüche, Verwendung und Bauwerke

Über dem Kalksteinbänken befindet sich Abraum, der bis zu 4 Metern hoch ist. Das Vorkommen erreicht eine Mächtigkeit von bis zu 11 Metern und die Rohblöcke, die gewonnen werden, sich aufgrund der Klüfte dieses Vorkommens länglich. Von den ursprünglich zahlreichen Steinbrüchen sind im Jahre 2008 lediglich zwei im Abbau.

Früher wurde dieser Kalkstein in kleinen Kalköfen zu Kalk gebrannt. Verwendet wird dieser Kalkstein für Bausteine und Werksteine im Massivbau; selten für Bodenplatten, Treppen, Fensterbänke und Wandplatten außen, ferner für Denkmale. Aufgrund seiner leichten Bearbeitbarkeit wird er von Steinbildhauern bevorzugt. Verbaut wurde er für den Kirchenbau in Wallensen einem Ortsteil von Salzhemmendorf, Volksbank in Münster, im Landtag in Kiel und für den Erker des Marktamtes in Hannover in der Leinstraße. Zahlreiche Grabsteine auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover zeigen die bildhauerischen Möglichkeiten, die der Thüster Kalkstein bietet.

Literatur

  • Jochen Lepper: Naturstein 3/98, S. 77ff.
  • Otto Sickenberg: Steine und Erden. Die Lagerstätten und ihre Bewirtschaftung. Geologie und Lagerstätten Niedersachsens, 5. Bd.. Dorn-Verlag, Bremen, Horn 1951, S. 269ff.

Weblinks

52.008789.6601157Koordinaten: 52° 0′ 32″ N, 9° 39′ 36″ O


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