Deister

Deister
Der Deister

Der Deister, auch Großer Deister genannt, ist ein bis zu 405 m ü. NN hoher Höhenzug im Calenberger Bergland an der nördlichen Grenze des Niedersächsischen Berglandes südwestlich von Hannover in den Landkreisen Schaumburg, Hameln-Pyrmont und der Region Hannover. Obwohl der Deister oftmals auch als Teil des Weserberglandes gesehen wird, gehört er im engeren Sinne nicht dazu.

Inhaltsverzeichnis

Ausdehnung

Der Deister erstreckt sich zwischen den Orten Bad Nenndorf im Nordwesten und Bennigsen bei Springe im Südosten auf einer Länge von ca. 21 km; seine durchschnittliche Breite liegt bei 4 km. In südöstlicher Verlängerung schließt sich der Höhenzug des Kleinen Deisters an.

Geologie

Der Deister hat eine hercynisch ausgeprägte Streichrichtung. Er bildet den Nordostflügel einer großen Sattelstruktur. Einem Riegel gleich trennt der dichtbewaldete Höhenzug mit dem südöstlich anschließenden Kleinen Deister und dem Osterwald die flache Calenberger Lößbörde von den Siedlungskammern des Ith, des Süntel und der Bückeberge ab.

Die nach Nordosten abdachende Hälfte des Deisters ist von ausstreichenden Sandsteinen, Schluffsteinen und Tonsteinen, zum Teil mit Einschaltungen von Steinkohle gekennzeichnet. Es sind die sogenannten Obernkirchen-Schichten (Wealden) der Unterkreide. Die nach Südwesten abdachende, morphologisch etwas steilere Hälfte ist von ausstreichenden Mergelsteinen, Tonsteinen und Kalksteinen gekennzeichnet. Es sind die sogenannten Münder Mergel des Oberen Juras. Weiter nach Südwesten schließen sich Kalksteine, der sogenannte „Eimbeckhäuser Plattenkalk“, an.

Flora und Fauna

Der Bergzug ist von einem Buchen-Fichten-, teilweise auch Buchen-Eichen-Forst bzw. -Mischwald bedeckt. An der Cecilienhöhe bei Bad Nenndorf, am Grillplatz Lauenau-Feggendorf und südwestlich vom ehem. Forsthaus Köllnischfeld stehen noch mehrere Exemplare der seltenen, hier heimischen Süntelbuchen.

Zu den seltenen Pflanzen des Deisters gehören auch die Hülse (Stechpalme), der Seidelbast, Knabenkräuter, Sonnentau, Trollblume, Gelappter Schildfarn, Großes Schneeglöckchen u. a.

Der Deister beherbergt eine für deutsche Mittelgebirge typische Tierwelt. Rot-, Reh- und Schwarzwild kommen zahlreich vor. Weitere vorkommende Haarwildarten sind Baum- und Steinmarder, Hermelin, Iltis und Mauswiesel sowie der Fuchs. Mittlerweile ist er auch Heimat von Bioinvasoren wie Waschbär und Marderhund. Beheimatet sind die Greifvogelarten Mäusebussard, Habicht und Gabelweihe. Von den selteneren Kleintieren sind hier die Fledermausarten Mausohr und Kleine Hufeisennase zuhause.

Hydrografie

Im Deister entspringen zahlreiche Bäche. Er wird über die Rodenberger Aue, Südaue, Ihme und Haller in die Leine, im Bereich Bad Münder über die Hamel zur Weser entwässert.

Sehenswürdigkeiten

Der Deister liegt im Grenzbereich alter germanischer Gaue, mittelalterlicher Hoheitsgebiete und neuzeitlicher Landkreise. Daher sind im Deister zahlreiche geschichtsträchtige Orte zu finden:

Weitere Wanderziele:

  • Wasserräder am Bruchbach bei Wennigsen.
  • Die Teufelsbrücke (bei Rodenberg)
  • Besucherbergwerk Klosterstollen in Barsinghausen
  • siehe unter Türme

Wichtige Wanderwege

Radtourenweg "Deisterkreisel", Beschilderung
  • Der Europäische Fernwanderweg 1 verläuft von Bad Nenndorf weitgehend auf dem Kammweg durch den Deister bis Bad Münder am Deister.
  • Der Calenberger Weg (Bad Nenndorf-Marienburg)verläuft von Bad Nenndorf zunächst auf der Nordseite überquert den Deister am Tarternpfahl und verlässt ihn in Völksen.
  • Der Roswithaweg (Nienburg-Bad Gandersheim) verläuft auf der Südseite.
  • Der Kansteinweg (Hannover-Alfeld) überquert den Deister an der Wöltjebuche.
  • Der Deisterkreisel ist ein Radtourenweg, der um den Großen Deister herum führt.

Sport

Radsport

Der Deister ist von zahlreichen Wirtschaftswegen durchzogen, die häufig von Mountainbike-Fahrern genutzt werden. Die Hauptwege sind auch mit Trekkingrädern befahrbar. Bei Rennradfahrern erfreut sich der Nienstedter Pass großer Beliebtheit, da er der einzige Weg über den Deister ist, der für Rennräder geeignet ist. Die steilste rennradtaugliche Auffahrt ist die in Springe beginnende Jägerallee mit einer maximalen Steigung von 15 Prozent. Mit dem Rennrad ist hier eine Deisterüberquerung jedoch nicht möglich.

Wintersport

Im Deister bei Springe gibt es drei Skilifte. Weiterhin werden bei Kölnischfeld bei entsprechendem Wetter Loipen angelegt. Diese Anlagen werden vom Ski-Club Springe e.V. gepflegt.

Segelfliegen

Bei Süd-Südwestwind bilden sich am Deister Leewellen aus, in denen Segelflugzeuge bis in große Höhen in laminarem Aufwind steigen können. Höhen von bis zu 7.000 m sind hier schon ohne Motorkraft erflogen worden.[1]

Berge

Der Deisterkamm ist zwischen 277 m (Nienstedter Pass) bis über 400 m hoch. Der höchste Punkt ist mit 405 m ü.NN. der Bröhn.

  • Bröhn (405 m ü. NN) – mit Annaturm
  • Höfeler (395 m ü. NN) – mit Flugsicherungsanlage
  • Reinekensiekskopf (382 m ü. NN) – mit Nordmannsturm
  • Hohe Warte (379 m ü. NN)
  • Fahrenbrink (376 m ü. NN)
  • Großer Hals (361 m ü. NN) – mit Fernmeldeturm
  • Ebersberg (355 m ü. NN)
  • Bielstein (Steilfelsen, 344 m ü. NN) mit Schutzhütte
  • Egge (339 m ü. NN)
  • Kniggenbrink (312 m ü. NN)
  • Kalenberg (310 m ü. NN)
  • Strutzberg (198 m ü. NN) – mit Belvedereturm

Türme

  • Annaturm (29 m) auf dem Bröhn: Der erste aus Holz gebaute Turm wurde 1833 als Trigonometrischer Punkt zur Landesvermessung auf Veranlassung von Carl Friedrich Gauß erstellt und später mehrfach erneuert. Der Name stammt von der Ehefrau des Maurermeisters, der in den 1880er Jahren den dritten Annaturm baute. Der 1904 gebaute fünfte Turm war dann eine Stahlgitterkonstruktion, die als Richtfunkstelle, Flugbeobachtungspunkt während des Zweiten Weltkriegs und in den 1950er Jahren Standort einer Flugsicherungsstelle der Bundesanstalt für Flugsicherung war. Der heutige (2009) sechste Annaturm wurde 1982 als Aussichtsturm in Betonröhrenbauweise gebaut; daneben befindet sich eine Ausflugsgaststätte. Der Turm ist außer Montags täglich von 10.00 - 17.00 Uhr geöffnet.
  • Belvedereturm auf dem Strutzberg, 1852 erbaut, 1987 erhöht.
  • Fernmeldeturm (139 m – mit Antenne 150 m) auf dem Großen Hals (361 m ü. NN), 1967-69 erbaut.
  • Nordmannsturm (19 m) auf dem Reinekensiekskopf (382 m ü. NN): 1862/63 vom hannoverschen Maurer- und Steinhauermeister Constantin Nordmann (1805-1889) errichtet – 1881 durch Blitz zerstört/1882 neu erbaut, 2000 renoviert – Zugang über die Gaststätte (Montags geschlossen).
  • Radarstation der Deutschen Flugsicherung (DFS) auf dem Höfeler (395 m ü. NN): Eine von bundesweit sechs SRE-M-Anlagen: Plattform 26 m hoch/mit Antenne 38,5 m, 1981/82 als Betonturm gebaut (Ersatz für eine alte Stahlgitterkonstruktion). Die Reichweite beträgt etwa 145 NM (Nautischen Meilen entspricht 270 km).

Ortschaften am Deister

Nienstedt ist die einzige größere Ansiedlung im Inneren des Deisters. Am Rande des Deisters liegen:

Redensart

Die Redensart „über den Deister gegangen“ kann für „verschwunden“, aber auch „verstorben“ stehen: Im norddeutschen Sprachgebrauch wird der Ausdruck „über den Deister gehen“ verwendet wie „den Bach herunter gehen“ oder auch „über den Jordan gehen“.

Einen Menschen, mit dem man nichts mehr zu tun haben will, würde man am liebsten „über den Deister schicken“, damit er endlich verschwindet.

Die Redensart entstand wahrscheinlich durch die Abwanderung vieler junger Leute aus dem südwestlich vom Deister gelegenen Schaumburger Land in die wachsende Stadt Hannover im 19. und frühen 20. Jahrhundert: diese liegt „über'n Deister“ auf der nordöstlichen Seite des Höhenzugs. Eine andere Theorie aus dem Touristikbereich vermutet, dass die Redensart durch Menschenopfer an der Alten Taufe entstand. Es ist jedoch historisch umstritten, ob an dem Stein tatsächlich Menschenopfer stattgefunden haben.

Eine weitere Theorie ist auf die Ortschaft Nienstedt im Deister zurückzuführen. Die Flächen der Gemarkung Nienstedt wurden im Zeitraum zwischen ca. 1200 bis 1700 n. Chr. von Mönchen des Klosters Barsinghausen gerodet. Die Nienstedter sind deshalb kirchlich seit jeher zu Barsinghausen gehörig, besaßen aber viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte keinen eigenen Friedhof. Also mussten die Verstorbenen mühsam „über den Deister gehen“, um beerdigt zu werden.

Literatur

  • Udo Mierau: Unterwegs im Deister-Süntel-Tal, Fürsten Mirski-Verlag – Udo Mierau, 2000. ISBN 3-00-006589-X
  • Günther Klapproth: Gedenksteine im Deister, Cadmos Verlag Schwarzenbek 2003, ISBN 3-7842-0664-6
  • Horst Krenzel: Erinnerungen an den Steinkohle-Bergbau im Deistergebirge, Geiger-Verlag Horb 1999, ISBN 3-89570-195-5
  • Ralf Orlowski: Der Deister, Fotobildband, ISBN 978-3-00-022586-4

Einzelnachweise

  1. http://www.mittelgebirgsleewelle.de

Weblinks

 Commons: Deister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
52.259.5405

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