Sesselbahn

Sesselbahn
Kuppelbare Achtersesselbahn in Flachau
Obere Umlenkrolle einer Sesselbahn
Kuppelbare 4er-Sesselbahn (4CLD) in Bad Hofgastein
Einer-Sesselbahn in Kufstein, Tirol
Sesselbahn Weissenstein (Schweiz) von 1950, in Betrieb bis 1. November 2009

Die Sesselbahnen gehören zur Kategorie der Umlaufseilbahnen. An einem unendlichen, dauernd umlaufenden Förderseil sind in regelmäßigen Abständen Gehänge mit Sitzen für eine oder mehrere Personen (zur Zeit für maximal acht Personen) befestigt. Die Personen sind mit einem Sicherheitsbügel gesichert. Moderne Anlagen öffnen und schließen den Bügel automatisch. Unter dem Sessel befindet sich meistens eine Fußraste, auf der die Fahrgäste Skier oder ihre Füße abstellen. In Übersee, vor allem den USA, gibt es allerdings auch Anlagen ohne Sicherheitsbügel.

Inhaltsverzeichnis

Varianten

Fixgeklemmte Sesselbahnen

Bei der einfachsten und zugleich auch ältesten Bauform der Sesselbahn, deren Technik vom Skilift abgeleitet wurde, sind die Seilklemmen der Sesselgehänge fest mit dem Förderseil verbunden. Die Fahrgäste müssen die Sessel in den Stationen bei voller Fahrgeschwindigkeit besteigen und verlassen. Viele neuere fixgeklemmte Sesselbahnen sind mit einem Einstiegsförderband ausgestattet, um den Einstieg komfortabler und sicherer zu gestalten, aber auch die Fahrgeschwindigkeit zu erhöhen. Bei fixgeklemmten Sesselbahnen ist die Seilgeschwindigkeit eher mäßig (i. d. R. zwischen max. 3,0 m/s bei Einer- und Zweiersesselbahnen und bis zu 2,2 m/s bei Sechsersesselbahnen). Je größer die Sitzplatzanzahl eines Sessels ist, umso geringer ist die maximale Fahrgeschwindigkeit der Anlage, da ansonsten zu starke Zentrifugalkräfte beim Passieren der Umlenkrolle auf die Sessel wirken würden. Dies dürfte wohl auch der Hauptgrund dafür sein, dass bis jetzt keine fixgeklemmten Achtersesselbahnen gebaut wurden.

Kuppelbare Sesselbahnen

Für die Fahrgäste wesentlich komfortabler sind kuppelbare Sesselbahnen. Bei dieser Bauart werden in den Stationen die Sessel vom Förderseil gelöst. Der Ein- und Ausstieg der Fahrgäste erfolgt dann bei stark reduzierter Geschwindigkeit. Die Seilklemmen werden über Schienen in der Station automatisch geöffnet und geschlossen. Kuppelbare Anlagen werden in der Regel mit höheren Seilgeschwindigkeiten bis hin zu 5 m/s betrieben. Noch höhere Fahrgeschwindigkeiten sind möglich, aber im deutschsprachigen Raum von den Behörden nicht erlaubt. In Frankreich z. B. gibt es Anlagen, die mit bis zu 5,5 m/s betrieben werden können, in den USA sogar solche mit über 6 m/s maximaler Seilgeschwindigkeit. Auch hier können am Einstieg Förderbänder zum Einsatz kommen, die dann allerdings im Gegensatz zur fixen Bahn nur der einfacheren Positionierung der Fahrgäste dienen.

Kombibahn

Mitunter werden auch Kombibahnen gebaut, an denen während der Skisaison wahlweise Sessel oder Gondeln angekuppelt werden.Die Skifahrer entscheiden selbst, ob sie die Ski anbehalten wollen oder ob sie die Gondel benutzen möchten. Gondeln werden dabei vor allem zur sicheren Beförderung von kleinen Kindern – etwa bei Schikursen mit für Sesselliftfahrten zuwenig Aufsichtspersonen – und Wanderern eingesetzt.

Transportkapazität

Die Transportkapazität von Sesselbahnen hängt von der Größe der Sessel,der Geschwindigkeit und dem Sesselabstand ab. Die maximalen Transportkapazitäten (ohne Double-Embarquement = doppelter Einstieg) liegen in etwa bei:

  • 1er-Sessel: max. 800 Personen/Stunde
  • 2er-Sessel: max. 1440 Personen/Stunde
  • 3er-Sessel: max. 2160 Personen/Stunde
  • 4er-Sessel: max. 2400 Personen/Stunde (kuppelbare Hochleistungsbahnen bis zu 2880 Personen/Stunde)
  • 6er-Sessel: max. 4000 Personen/Stunde
  • 8er-Sessel: max. 5000 Personen/Stunde.

Allerdings kann die Kapazität nach unten stark variieren; so gibt es z. B. 6er-Sessellifte, die eine höhere Kapazität haben als manche 8er-Sessellifte, weil sie deutlich kürzere Sesselabstände haben.

Die Transportkapazität ist bei fixgeklemmten und kuppelbaren Seilbahnen prinzipiell in etwa gleich hoch. Bei kuppelbaren Seilbahnen ist lediglich die Fördergeschwindigkeit höher, welche aber durch einen höheren Abstand der Sessel/Kabinen kompensiert wird und so zu einer identischen Anzahl Kabinen/Sessel pro Stunde (Transportkapazität) führt. Allerdings ist festzustellen, dass im Praxisbetrieb kuppelbare Sesselbahnen, geringfügig höhere Kapazitäten erreichen können, da sie einen erhöhten Einsteigekomfort vor allem für Anfänger und Kinder bieten und so die Zahl der Notstopps drastisch reduziert wird.

Einen Sonderfall bei den Kapazitäten stellt der kuppelbare Vierersessel dar. Da er mit seiner Kapazität von bis zu 2400p/h (analog zur fixen 4SB) jahrelang als das Arbeitstier in den meisten Skigebieten galt, wurden analog zu der früheren Entwicklung bei Schleppliften Hochleistungsbahnen entwickelt, die bis zu 2880 Personen/Stunde transportieren können, um mit einer 4-CLD die gleiche Transportkapazität zu erreichen die zwei parallel aufgestellte Hochleistungsschlepper bieten (zweimal 1440 p/h).

Komfort

Der Komfort moderner Sesselbahnen ist vergleichbar mit dem von Gondelbahnen. Die Anlagen verfügen oftmals über gepolsterte Sessel und eine Haube aus Plexiglas, welche den Fahrgast vor Wind, Niederschlag und Kälte schützt. Auch Bahnen mit Sitzheizung, bei denen die Sessel in den Stationen über Stromschienen aufgeheizt werden, wurden bereits in einigen Skigebieten installiert. Sie können mit angeschnallten Skiern benutzt werden.

Historische Sesselbahnen

Die älteste noch existierende Sesselbahn der Schweiz, die 1950 erbaute Sesselbahn Oberdorf–Weissenstein, ist zugleich die letzte Vertreterin der kuppelbaren Bauart Von Roll VR101. Der Betrieb ist seit dem 2. November 2009 eingestellt und ihre Zukunft ungewiss. Die Besitzerin plant einen Ersatz durch eine Gondelbahn, es gibt jedoch Bestrebungen durch den Verein Pro Sesseli, die alte Sesselbahn aufgrund ihrer historischen Bedeutung zu erhalten.

Die 1948 nach demselben System errichtete Sesselbahn von Kandersteg zum Oeschinensee wurde im Herbst 2008 abgerissen und durch eine Gondelbahn ersetzt.[1]

Eine weitere Bahn, mit Baujahr 1947 die älteste derartige Anlage, die Gumen-Sesselbahn von Braunwald GL, wurde bereits im Sommer 2007 abgerissen und durch eine moderne Seilbahn ersetzt.

In Tschechien sind mit dem Lift auf die Schneekoppe (1949) und auf den Komáří hůrka (Mückentürmchen) (1952) noch zwei in Schweizer Lizenz errichtete Sessellifte der kuppelbaren Bauart in Betrieb. Die auf den Komáří hůrka (Erzgebirge) führende Sesselbahn galt zur Bauzeit als längster Sessellift Mitteleuropas und ist 2348 m lang.

Die letzte in Deutschland stehende in Betrieb befindliche Anlage nach dem System VR101 ist die in der Nähe von Berchtesgaden situierte Jennerbahn, bei welcher allerdings die ursprünglichen Seitwärtssessel inzwischen durch 2 Personen fassende Gondelkabinen ersetzt wurden.

Während die Bauart VR 101 in Europa nahezu ausgestorben ist, sind in Nordamerika noch einige dieser Bahnen existent, da sie vor allem als Freizeitparkbahn sehr beliebt sind, allerdings mit Gondeln statt Seitwärtssesseln.

Gebräuchliche Abkürzungen

In der Fachsprache und in Pistenplänen bezeichnet man fixgeklemmte Sesselbahnen oft als „SB“ und kuppelbare als „KSB“ (kuppelbare Sesselbahn). Die Sesselgröße wird in der Regel davorgeschrieben, z. B. „4SB“, „6KSB“.

International gebräuchlich sind außerdem die Abkürzungen „CLF“ (Chairlift Fix gripped) anstatt „SB“ und „CLD“ (Chairlift Detachable) anstatt „KSB“.

Das Vorhandensein von Bubbles (Wetterschutzhauben) wird meist durch Anhängen von „/B“ angezeigt, z. B. „8-CLD/B“. Das Vorhandensein einer Sitzheizung wird durch den Anhang "/S", z.B. "6-CLD/S" angezeigt. (Im Normfall sind nur Sesselbahnen mit Bubbles mit einer Sitzheizung ausgestattet, daher analog "6-CLD/B/S" oder 6-CLD/B-S) Die sich immer stärker verbreitenden Bubbles mit orangen Scheiben werden mit "/B/O" oder "/B-O" abgekürzt, z.B. "4-CLD/B/O" oder "6-CLD/B-O".

Siehe auch

sowie

Weblinks

 Commons: Sesselbahn – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kandersteg: Sessellift ist Geschichte in: Solothurner Tagblatt, 8. September 2008, S. 32.

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