Sicherheitsniederrad

Niederrad von Opel, 1935

Ein Sicherheitsniederrad (auch: Niederrad) ist im Gegensatz zu einem Hochrad ein Fahrrad mit gleichgroßen Rädern und Hinterradantrieb. Sicherheitsniederräder verbreiteten sich in den 1880er Jahren und sind auch heute noch der gängigste Fahrradtyp. Mit der Verbreitung dieses Fahrradtyps entwickelte sich das Fahrrad von einem modischen Sportartikel zu einem Massenverkehrsmittel.

Nachteile des Hochradfahrens

Neben Tennis und Bergsteigen galt auch das Hochradfahren in den 1870er und 1880er Jahren als eine Modesportart der Oberschicht. Hochräder verbreiteten sich damals zwar schnell, zum Alltags- und Massenverkehrsmittel wurden sie aber nicht. Sie waren für den „kleinen Mann“ zu teuer, außerdem sind sie nicht einfach zu beherrschen. Wegen des hochliegenden Schwerpunkts waren Stürze keine Seltenheit, auch kann man mit einem Hochrad nicht einfach anhalten, sondern muss immer gleich absteigen.

Entwicklung des Sicherheitsniederrads

Englische Werbung für ein Sicherheitsniederrad

Mehrere Hersteller begannen Ende der 1870er Jahre, sicherere Fahrräder zu konstruieren. Dazu galt es zunächst, den Schwerpunkt tiefer zu legen. Voraussetzung dafür war die Entwicklung funktionstüchtiger Fahrradketten. Nur mit ihr konnte eine Übersetzung der Kurbelumdrehung realisiert werden, wodurch das angetriebene Rad verkleinert werden konnte. Auch den Sitz konnte man nach hinten verlegen, was die Lage des Schwerpunkts weiter verbesserte. Ab den 1880er Jahren gab es zahlreiche Sicherheitsniederräder mit Diamantrahmen und zwei gleichgroßen Laufrädern auf dem Markt.

Die neue Bauform des Sicherheitsniederrades setzte sich allerdings erst um 1890 durch, nachdem mit Niederrädern in Radrennen sportliche Siege gegen Hochräder errungen worden waren. Dadurch setzte sich die Auffassung durch, dass dieser Radtyp dem Hochrad technisch überlegen ist. Bei der 1903 erstmals ausgerichteten Tour de France wurden keine Hochräder, sondern Niederräder verwendet. Auch die Entwicklung und Verbreitung des Dunlopschen Luftreifens, der auch auf unebenem Untergrund das Radfahren ermöglichte, unterstützte die Expansion des Fahrradmarktes weiter.

Weiterentwicklungen

Eine Weiterentwicklung des Sicherheitsniederrades ist das Liegerad. Wegen des niedrigeren Schwerpunktes kann man bei einem Liegerad praktisch nicht über den Lenker stürzen (und hat einen deutlich geringeren Luftwiderstand, aber dafür auch erheblich weniger Überblick über den Verkehr).

Quellen

• Hochrad und Sicherheitsfahrrad. In: Wolfgang König (Hg.): Propyläen Technikgeschichte. Netzwerke, Stahl und Strom 1840-1914. Berlin 1990, S. 443-449. ISBN 3-549-05229-4