- Fahrradkette
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Die Fahrradkette ist Teil des beim Fahrrad verwendeten Kettengetriebes, mit dem das durch die Tretkraft des Fahrers erzeugte Drehmoment auf das Antriebsrad übertragen wird. Der Wirkungsgrad einer Kette kann dabei bis zu 98 % betragen. Bei neueren Kettenschaltungen ist die Kette gleichzeitig Teil des Schaltmechanismus, weshalb Außenlaschen, Kettenblätter und Zahnkranzpaket oft speziell geformt sind, um einen weichen Gangwechsel zu ermöglichen. Die Fahrradkette wird mit einem speziellen Werkzeug namens Kettennieter geöffnet bzw. geschlossen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
- 1878: Erste in größerer Serie gefertigte Rollenketten mit großer Teilung halten mit Aufkommen des Sicherheitsniederrades Einzug in die Fahrradtechnik. Der sehr unruhige Antrieb ist der Hauptnachteil dieser Bauform.
- 1895: William Spears Simpson erfindet die Simpson-Hebelkette, eine Konstruktion bei der das Kettenblatt an den inneren Bolzen und das Ritzel an den äußeren Bolzen der dreieckförmigen Kettenglieder eingreifen.
- 1929: Andre Galle erfindet die kurzgliedrige Blockkette, welche aus gebohrten Metallblöcken und Außenlaschen besteht, die mit Stiften miteinander verbunden wurden. Diese weist jeweils eine kurze Teilung (Block) und eine lange Teilung (Außenlaschen) auf. Die Nachteile der Blockketten sind das hohe Gewicht und der hohe Zahnflankenverschleiß. Trotzdem wurden Blockketten aufgrund ihrer hohen Steifigkeit noch ungefähr bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts im Bahnradsport verwendet.
- 1978: Das französische Unternehmen Sedisport baut die erste Lagerkragenkette in Serie. An den Bohrungen der Innenlaschen sitzt bei dieser Kette ein Lagerkragen, die Hülse fällt weg. Die Vorteile der hülsenlosen Kette mit Lagerkragen sind der bessere Schmierstofffluss, die bessere seitliche Beweglichkeit und die geringeren Herstellungskosten.
- 1982: Das japanische Unternehmen Shimano bringt die Uniglide-Kette mit ausgestellten Außenlaschen, die die Schalteigenschaften verbessern.
- 1987: Das Unternehmen Regina erfindet eine bolzenlose Kette. Bei dieser sind die Hülsen durch die Außenlaschen hindurchgeführt, auf den Bolzen verzichtet man vollständig. Die Gewichtsersparnis von 65 g ist ein Vorteil, das Verschleißverhalten ist schlecht.
- 1988: Das deutsche Unternehmen Rohloff verbessert die Flexibilität ihrer Ketten durch nach innen angebogene Außenlaschen, was die Schaltqualität hebt.
Heutzutage verwendet man fast ausschließlich Ketten mit Hülsen (Nabenschaltungen) oder Lagerkragenketten (Kettenschaltung) mit einer Teilung von 1/2".
Maße und Gewichte
Kettenschaltungen verlangen spezielle Schaltungsketten, wobei die Vielfachheit der Schaltbarkeit der Zahnkranzpakete die Kettenbreite bestimmt. Die übliche Maßkennzeichnung für eine Fahrradkette besteht aus zwei Maßangaben in Zoll (Maß1 x Maß2). Das erste Maß bezeichnet den Abstand von Gelenk zu Gelenk (die Kettenteilung), die bei den meisten heute üblichen Ketten gleich ist. Das zweite Maß bezeichnet das kleinste Innenmaß, also die Breite zwischen den Innenlaschen, genau da wo die Kettenräder eingreifen.
- 5/8" x 5/32" für alte Tourenräder (vor 1945).
- 1/2" x 1/8" als Blockkette
- 1/2" x 1/8" für Nabenschaltungen, BMX und Bahnräder (Außenbreite: 8,6 bis 9,4 mm je nach Hersteller)
- 1/2" x 3/32" für Kettenschaltungen mit bis zu 8-fach schaltbaren Zahnkranzpaketen (Außenbreite: 7,1 bis 7,3 mm je nach Hersteller) (passend zu einer Shimano-InteractiveGlide-Kettenblatt- und Ritzeldicke von 2,35 mm)
- 1/2" x 11/128" für Kettenschaltungen mit bis zu 9-fach schaltbaren Zahnkranzpaketen (Shimano-HyperGlide-Außenbreite: 6,8 mm und Campagnolo-Außenbreite: 6,6 mm)
- 1/2" x 5/64" für Kettenschaltungen mit bis zu 10-fach schaltbaren Zahnkranzpaketen (Shimano-HyperGlide-Außenbreite: 6,15 mm und Campagnolo-Außenbreite: 5,9 mm)
- 1/2" x ?" für Kettenschaltungen mit bis zu 11-fach schaltbaren Zahnkranzpaketen (Campagnolo-Außenbreite: 5,5 mm)
- moderne Nabenschaltungen (Rohloff Speedhub / Alfine) verwenden wie die 6-8fach Kettenschaltungen das Kettenmaß 1/2" x 3/32"
Das Gewicht einer Kette variiert je nach Anwendungsfall und Länge. Fahrradketten für Kettenschaltungen wiegen etwa 300 bis 350 g, Nabenschaltungsketten 275-300 g je 100 Kettenglieder.
Kettenlinie
In der Aufsicht des Fahrrads ist die Kettenlinie die Linie, als welche die Kette in ihrer gedachten mittleren Stellung erscheint. Sie verläuft durch das mittlere Ritzel und durch das mittlere Kettenblatt oder, bei gerader Ritzel- bzw. Kettenblattzahl, durch die Mitte zwischen zwei Blättern bzw. Ritzeln. Der Abstand zwischen Rahmenmitte und Kettenlinie wird ebenfalls kurz Kettenlinie genannt und ist genormt (z. B. 47,5 mm oder 50 mm).
Die Kettenlinie bestimmt, unter welchem Winkel die Fahrradkette zwischen den vorderen Kettenblättern und den hinteren Ritzeln verläuft. Idealerweise liegen Kettenblatt und Ritzel auf einer Linie. In diesem Fall ist die optimale Kraftübertragung möglich - der Wirkungsgrad erreicht sein Maximum, der Verschleiß ein Minimum.[1]
Bei Kettenschaltungen ist das prinzipbedingt nicht für alle Gänge möglich. Die Kettenlinie sollte so sein, dass die Kette in den am häufigsten verwendeten Gängen möglichst gerade läuft. In der Regel wird die Kettenlinie ausschließlich durch die Länge der Innenlagerwelle bestimmt. Bei den modernen, außenliegenden Lagern sind weniger Varianten erhältlich.
Einlauflängung
Bei neuen Ketten berühren sich Bolzen und Kettenhülse/Lagerkragen linienförmig. Auf den ersten 100-200 km kommt es aufgrund der kleinen Kontaktfläche beider Teile zur Anpassung der Radien und damit zu hohem Verschleiß. Die Firma Rohloff verwendet bei ihren Ketten Trochoid-förmige Lagerkragen, die die Flächenpressung und damit den Verschleiß wesentlich senken (Patent EP 0396701).
Kettenpflege und Verschleiß
Im Gebrauch verschleißt die Kette durch Reibung im Innern, wodurch der Abstand zwischen den Bolzen größer wird. Die Kettenlänge erhöht sich also. Dadurch werden die Zähne der Kettenblätter und Ritzel angegriffen, wodurch diese bei gelängter Kette schneller verschleißen als bei einer neuen Kette. Es gibt zwei Ansätze: Man kann die Kette schon bei relativ geringer Längung wechseln, um die Kettenblätter und Ritzel zu schonen oder man fährt die Kette so lang wie möglich und wechselt dann Kettenblätter und Ritzel zusammen mit der Kette.
Die Lebensdauer einer Fahrradkette hängt im Wesentlichen davon ab, wie stark sie verschmutzt[2], da der anhaftende Schmutz eine Abrasivwirkung hat. Außerdem beschleunigen Kettenschaltungen den Verschleiß. Lange Ketten, wie sie bei Liegerädern üblich sind, haben aufgrund ihrer Länge eine höhere Lebensdauer.
Die Laufleistungen variieren von 1.000 km bei Einsatz einer Kettenschaltung in Wald und Wiesen, über 3.000 bis 5.000 km bei Kettenschaltung mit guter Pflege bis rund 6.000 km bei Ketten ohne Kettenschaltung und guter Pflege.[3] Lange und weitgehend geschützte Ketten, wie in Velomobilen, können erheblich länger halten; es wird von Laufleistungen bis 100.000 km berichtet.
Da sich die Kette während des Betriebs des Fahrrades längt, sollte immer wieder der Verschleiß überprüft werden. Mehr dazu unter Kettenverschleißmessung.
Synchronkette beim Tandem
Die meisten Tandems sind mit einer zweiten Kette, der so genannten Synchronkette ausgestattet. Diese verläuft auf der linken Seite und verbindet die beiden Kurbelgarnituren miteinander. Dabei handelt es sich um eine gewöhnliche Fahrradkette mit angepasster Länge.
Literatur
- Michael Gressmann, Franz Beck, Rüdiger Bellersheim: Fachkunde Fahrradtechnik. 1. Auflage, Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten, 2006, ISBN 3-8085-2291-7
Weblinks
- Video zeigt die Fertigung einer Fahrradkette
- Smolik-Velotech: Kette
- ADFC-Fachausschuss Technik Fahrradkette
- Tandem-fahren Techniktips Kettentrieb
- Olaf Schultz's Kettenblog - Untersuchungen zum Verschleißverhalten
- Bild einer Block-Kette mit Hülsen und alter Kettenschaltungen (nl.)
- Kettenpflege
Einzelnachweise
Kategorien:- Fahrradtechnik
- Kettentyp
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