- Siedlung Grafenbusch
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Die Siedlung Grafenbusch in Oberhausen wurde zwischen 1910 und 1923 nach Plänen des Architekten Bruno Möhring für leitende Angestellte der Gutehoffnungshütte (GHH) erbaut.
Die Errichtung dieser Siedlung gehört zu den Rationalisierungsmaßnahmen der GHH in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts unter Leitung ihres Vorstandsvorsitzenden Paul Reusch, der den Konzern von 1909 bis 1942 führte. Ziel der Maßnahme war es in diesem Fall, die leitenden Angestellten und wichtige Ingenieure in unmittelbarer Nähe der Hauptbetriebsstätten anzusiedeln, so dass diese im Bedarfsfall schnell vor Ort präsent sein konnten. Im September 1909 genehmigte der Aufsichtsrat der GHH die Anlage einer „Beamten-Kolonie“ (wobei der Begriff der Beamten seinerzeit im Sinne von Leitenden Angestellten verstanden wurde). Planung und Entwurf wurden 1910 dem Berliner Architekten Bruno Möhring übertragen.
In vier Bauabschnitten – teilweise verzögert durch den Ersten Weltkrieg – entstanden insgesamt 21 Häuser mit 35 Wohnungen. Die Wohnflächen variierten – offenbar nach dem Rang der vorgesehenen Bewohner – zwischen rund 300 m² in freistehenden Villen und etwa 150 m² in Mehrfamilienhäusern. Auch die kleineren Wohnungen boten somit wesentlich mehr Raum als solche in durchschnittlichen Arbeitersiedlungen. Teilweise waren eigene Eingänge und Unterkünfte für Dienstboten und sonstige Hausangestellte vorgesehen.
Der Status der Bewohner wurde durch die Architektur der Häuser allerdings eher indirekt repräsentiert, kam stärker in der bevorzugten – weitgehend isolierten – Wohnlage, dem individuellen Entwurf der einzelnen Häuser und dem teilweisen Parkcharakter der Anlage zum Ausdruck. Die Siedlung war vom eigentlichen Werksgelände durch mehrere Bahndämme getrennt, von der Sterkrader Straße (heute: Konrad-Adenauer-Allee) durch einen breiten Grünstreifen distanziert. Der Parkcharakter der Siedlung wurde noch durch den Umstand verstärkt, dass sie gegenüber von Schloss Oberhausen und dem zugehörigen Kaisergarten errichtet wurde. Es soll beabsichtigt gewesen sein, an exponierter Stelle, direkt dem Schloss gegenüber, die Villa des Generaldirektors zu erbauen; dieser Plan ist jedoch nicht zur Ausführung gekommen. [1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zerschlagung des GHH-Konzerns wurden die Einzelhäuser jeweils in zwei Wohnungen unterteilt. Die spätere Eigentümerin (Thyssen AG) erwog zeitweise den Abriss der Siedlung; sie wurde jedoch unter Denkmalschutz gestellt und wird noch heute bewohnt. Der geschlossene Charakter der Siedlung ging während der letzten Jahre teilweise verloren, weil inzwischen durch sie hindurch ein Fußgängerweg zum Gasometer Oberhausen führt und im Zuge der IBA Emscherpark entlang dieses Weges weitere Häuser errichtet wurden.
Die Siedlung Grafenbusch ist ein Bestandteil Route der Industriekultur.
Literatur
- Roland Günter, Bodo Herzog: Die Entwicklung der großbürgerlichen Wohnkultur und Bruno Möhrings avantgardistische Siedlung für leitende Manager der Gutehoffnungshütte in Oberhausen. In: Joachim Petsch (Hrsg.): Architektur und Städtebau im 20. Jahrhundert. Bd. 2, Berlin 1975, S. 158–211.
- Maria Manuela Sleyman: Die Siedlung Grafenbusch in Oberhausen von Bruno Möhring - Eine Architekturgeschichte. In: Ursprünge und Entwicklungen der Stadt Oberhausen. Bd. 5, 1996, S. 157–172.
Einzelnachweise
- ↑ Heinz Reif: Die verspätete Stadt. Industrialisierung, städtischer Raum und Politik in Oberhausen 1846–1929. Textband, Köln 1993, S. 137.
Weblinks
Commons: Siedlung Grafenbusch – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienBesucherzentrum und Ankerpunkte (von West nach Ost): Museum der Deutschen Binnenschifffahrt | Innenhafen Duisburg | LVR-Industriemuseum Oberhausen | Landschaftspark Duisburg-Nord | Gasometer Oberhausen | Aquarius-Wassermuseum | Villa Hügel | Nordsternpark | Welterbe Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein | Zeche Ewald | Chemiepark Marl | Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen | Henrichshütte | Jahrhunderthalle Bochum | Umspannwerk Recklinghausen | Deutsches Bergbau-Museum | Zeche Nachtigall | Schiffshebewerk Henrichenburg | DASA | Kokerei Hansa | Zeche Zollern II/IV | Hohenhof | Freilichtmuseum Hagen | Lindenbrauerei Unna | Maximilianpark Hamm
Themenrouten (aufsteigend nach Nummern): 1. Duisburg: Stadt und Hafen | 2. Industrielle Kulturlandschaft Zollverein | 3. Duisburg: Industriekultur am Rhein | 4. Oberhausen: Industrie macht Stadt | 5. Krupp und die Stadt Essen | 6. Dortmund: Dreiklang Kohle, Stahl und Bier | 7. Industriekultur an der Lippe | 8. Erzbahn-Emscherbruch | 9. Industriekultur an Volme und Ennepe | 10. Sole, Dampf und Kohle | 11. Frühe Industrialisierung | 12. Geschichte und Gegenwart der Ruhr | 13. Auf dem Weg zur blauen Emscher | 14. Kanäle und Schifffahrt | 15. Bahnen im Revier | 16. Westfälische Bergbauroute | 17. Rheinische Bergbauroute | 18. Chemie, Glas und Energie | 19. Arbeitersiedlungen | 20. Unternehmervillen | 21. Brot, Korn und Bier | 22. Mythos Ruhrgebiet | 23. Historische Parks und Gärten | 24. Industrienatur | 25. Panoramen und Landmarken | per Rad
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