Siegfried Ruff

Dr. Siegfried Ruff während der Nürnberger Prozesse

Siegfried Ruff (* 19. Februar 1907 in Friemersheim) war ein deutscher Luftwaffenmediziner. Wegen seiner Experimente an Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus wurde er im Nürnberger Ärzteprozess angeklagt.

Leben

Ruff studierte Medizin an der Universität Bonn und in Berlin und war nach Abschluss seines Studiums bis Januar 1934 am Universitätskrankenhaus Bonn tätig.^[1] Nach seiner Promotion zum Dr. med. war er ab 1934 Direktor des Instituts für Flugmedizin der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e. V. in Berlin-Adlershof. Im Jahr 1937 trat er der NSDAP bei, ein Jahr später folgte seine Habilitation. Er war korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung.

Dr. Siegfried Ruff sagt am 25. April 1947 im Nürnberger Ärzteprozess aus

Wegen seiner an Menschen durchgeführten Experimente – er war 1942 an den Höhenversuchen im KZ Dachau beteiligt – wurde er im Nürnberger Ärzteprozess angeklagt. Ruff und der Mitangeklagte Hans-Wolfgang Romberg (1911-1981) konnten in der Verhandlung beweisen, dass sie sich um die rasche Zurückführung der Unterdruckkammer aus dem KZ Dachau bemüht hatten, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Sigmund Rascher (1909-1945) damit skrupellos experimentiert und drei Todesopfer in Kauf genommen hatte.^[2] Er wurde 20. August 1947 zusammen mit Georg Weltz und Romberg von den in der Anklageschrift erhobenen Beschuldigungen (War Crimes and Crimes against Humanity) freigesprochen. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft des Landgerichts München II gegen ihn, Weltz und Romberg wurden 1959 eingestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Ruff ein medizinisch-diagnostisches Laboratorium in Bonn und war zudem Leitender Arzt der Lufthansa. Von 1954 bis 1965 war er Leiter des neugegründeten Instituts für Flugmedizin der Deutschen Versuchsanstalt in Bonn.^[3] [4] Ab 1952 lehrte er auch als Professor an der Universität Bonn.^[5] [6] Danach war er beratend am Aufbau der Luftwaffe beteiligt.^[3] Ab 1969 war er Vorstandsmitglied in der Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt.^[7]

Literatur

• Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich – Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage, Frankfurt am Main 2007, S. 514.
• Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. 3. Auflage. S. Fischer, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-14906-1.
• Alexander Mitscherlich, Fred Mielke (Hrsg.): Medizin ohne Menschlichkeit. Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses. FiTb 332, Frankfurt 1960

Weblinks

• Literatur von und über Siegfried Ruff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Protokolle des Ärzteprozesses: Vol II p. 276 Urteilsspruch (en)
• Dokumente zu Ruff aus dem Nürnberger Ärzteprozess beim Nuremberg Trials Project.
• Tadel verpflichtet. In: Der Spiegel. Nr. 48, 1965, S. 76 (Meldung über die Aufdeckung von Ruffs Experimenten, online).

Einzelnachweise

1. ↑ Aussage von Siegfried Ruff am 10. Dezember 1946 auf dem Nueremberg Trials Project
2. ↑ Alexander Mitscherlich, Fred Mielke (Hrsg.): Medizin ohne Menschlichkeit. FiTb 332, Frankfurt 1960, S. 48
3. ↑ ^{a b} Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 514.
4. ↑ Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer., Frankfurt am Main, 1997, S. 254
5. ↑ Tadel verpflichtet. In: Der Spiegel. Nr. 48, 1965, S. 76 (online).
6. ↑ Ruff unter Druck. In: Der Spiegel. Nr. 42, 1960, S. 52 (online).
7. ↑ 100 Jahre Luftsportverein Bonn (PDF)

Normdaten: PND: 106604562 (PICA) | VIAF: 34949136 | WP-Personeninfo