Sigitas Tamkevičius

Sigitas Tamkevičius
Tamkevičius im Vepriai kirche

Sigitas Tamkevičius, SJ (* 7. November 1938 in Gudonys, Rayon Lazdijai) ist litauischer römisch-katholischer Erzbischof, Erzbischof-Metropolit von Kaunas und ehemaliger Vorsitzender der litauischen Bischofskonferenz. Er war auch Mitbegründer des Komitees zur Verteidigung der Rechte für die Gläubigen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1955 beendete Sigitas Tamkevičius die Mittelschule in Seirijai und trat in das Priesterseminar Kaunas ein. Die Priesterweihe erhielt er am 18. April 1962.

Am 19. März 1972 begann er mit dem Verlegen der litauischen römisch-katholischen Chronik („Lietuvos Katalikų Bažnyčios Kronika“) und war als Redaktor 11 Jahre tätig. Wegen seiner religiösen und antisowjetischen Ansichten und Tätigkeit wurde er langjährig von sowjetischen Geheimdiensten und Behörden verfolgt.

Im Gulag

Am 6. Mai 1983 wurde der Priester Sigitas Tamkevičius zu 6 Jahren Arbeitslager und zu 4 Jahren Exil verurteilt. Daraus wurden 5 Jahre in vier sowjetischen Gulags (darunter die Lager Perms 37, 36 und 35) und ein halbes Jahr Landesverweis. Er wurde nach Art. 70 StGB UdSSR (Art. 68 StGB LSSR, „wegen antisowjetischer Agitation und Taten“) verurteilt. Der Priester hatte gewagt, in der Untergrundzeitung Samizdat (Chronik der katholischen Kirche in Litauen) über die Verfolgung der Christen zu berichten.

Sigitas Tamkevičius leistete Zwangsarbeit in den Gulags in der Krankenstation und auch in der Küche, wurde aber auch in den Sümpfen beim Kanalbau eingesetzt. Dabei haben seine Beine im harten Klima Sibiriens schweren Schaden genommen. Sein Glaube wurde gefestigt durch sein Gebet und die Arbeit im Straflager. Das Neue Testament wurde ihm gelassen, und den Kanon der Messe kannte er auswendig. Um die heilige Messe feiern zu können, fehlte ihm nur Wein.

Er hatte die Erlaubnis, monatlich ein 5-kg-Paket zu erhalten. S. Tamkevičius bat immer um Rosinen, da er im Seminar gelernt hatte, wie man daraus in extremer Notlage Wein herstellt (mit Wasser fermentieren die Rosinen innerhalb von drei Tagen). So konnte man in der Gefangenschaft während der ganzen Zeit die heilige Messe heil darbringen (mit dem Rücken zur Tür). Wenn irgend möglich, konnten Mitgefangene daran teilhaben. Kleine Gefäße hatte Sigitas Tamkevičius im Brillen-Etui verborgen.

KGB-Verfolgung

Der KGB gestattete ihm nicht, seinen Rosenkranz zu behalten. Aber ein Zellengenosse (ein Seemann) fertigte aus Brot einen Rosenkranz für Sigitas Tamkevičius an. Der KGB erhielt davon Kenntnis und spottete in einer Sowjetzeitung: der Gefangene halte in einer Hand einen Rosenkranz und in der anderen den Hammer.

Nach der Zwangsarbeit des Tages gab es freie Zeit - und so konnte Sigitas Tamkevičius täglich drei Stunden beten - auch den Rosenkranz.

Als die Behörden überlegten, ihn zu entlassen, zugleich aber äußerst interessiert waren, Informationen zu erhalten, brachten sie Sigitas Tamkevičius im Februar 1987 nach Vilnius zurück. Ein junger KGB-Oberst lud den Priester zum Tee - das war sehr ungewöhnlich - und nach dem Tee konnte er sich von 14 bis 22 Uhr an nichts mehr erinnern. Es waren Drogen im Tee; und im Verhör versuchte man - erfolglos - an Informationen über die Veröffentlichungen der Untergrundkirche zu kommen.

Bischof

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Sigitas Tamkevičius am 8. Mai 1991 von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Kaunas und zum Titularbischof von Turuda ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm am 19. Mai 1991 Vincentas Kardinal Sladkevicius.

Am 4. Mai 1996 trat er, nach dem Rücktritt von Vincentas Sladkevicius, die Nachfolge als Erzbischof von Kaunas an.

Am 3. November 1996 erhielt S. Tamkevecius in Regensburg die Georg-von-Hertling-Medaille des KV.

Zitate

  • Gefängnis ist für einen Bischof besser als Exerzitien“.
  • „Nie habe ich Zeit gehabt, so innig zu beten, wie im Straflager. Nach der Zwangsarbeit des Tages gab es freie Zeit - und so konnte ich täglich drei Stunden beten - auch den Rosenkranz.“
  • „Die Demut und die Demütigung - das war das Größte - und das Gefühl, dass ich aus mir selbst überhaupt nichts tun konnte.
  • „Das Zellenfenster mit vier Stangen und das Gitter in der Tür machte mir klar, dass ich total abhängig war von äußerer Gewalt. Und die Zellengenossen waren sehr oft ‘Informanten’ die mich aushorchen sollten.“
  • „Ich reinige meine Toilette jeden Tag, dabei hilft mir meine Erfahrung im Gefängnis sehr. Ohne diese Erfahrung würde ich die Säuberung der Toilette für einen Bischof für unangemessen halten.“
  • „Unter heutigen Bedingungen - in der postkommunistischen Gesellschaft - ist es nicht leicht, die verschiedenen Ebenen der Menschen zu erreichen.“
  • „Seiner Linie muss man konsequent folgen, wie ein Panzer, und man darf sich dabei nicht verunsichern lassen von allem, was immer die Menschen auch sagen.“

Weblinks, Quellen


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