Silberschatz von Kaiseraugst

Silberschatz von Kaiseraugst
Achillesplatte aus dem Silberschatz von Kaiseraugst

Bei dem Silberschatz von Kaiseraugst handelt es sich um 270 Objekte, die 1961-1962 in einer Grube innerhalb des spätromischen Kastells von Kaiseraugst (Augusta Raurica) im Kanton Aargau in der Schweiz gefunden wurden.

Der Schatz wurde anscheinend unter Kaiser Magnentius (350-353 n. Chr.) im Kastell Augusta Raurica vergraben, vermutlich aus Angst vor einem alamannischen Überfall. Die Besitzer kam wohl ums Leben und so wurde der Schatz vergessen - bis er 1961 wieder entdeckt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Fundes

Im Winter 1961 stiess ein Baggerführer bei Bauarbeiten für einen Sportplatz auf eine ‚Blechscheibe’, die er für ein weggeworfenes Rasierschaumbecken hielt. Kurz danach begann es zu schneien und der offen daliegende Fund wurde mit Schnee bedeckt. Einen Monat später fand hier ein spielender Schüler ein gutes Dutzend scheibenähnlicher Gegenstände. Er nahm ein Exemplar mit und zeigte es seinem Lehrer, der ihm jedoch riet, das Ding wegzuwerfen. Was der Bub daraufhin wegwarf, war das Ariadnetablett, eines der Prunkstücke des Schatzes.

Wenig später sah sich eine Familie auf dem Bauplatz um. Der Vater fand ein verbeultes Stück Blech, das er abrieb und mitnahm, denn die Zeichnung in der Mitte gefiel ihm. Es war die Achilles-Platte, das mittlerweile bekannteste Stück der Sammlung. Marie Schmid-Leuenberger, Wirtin des nahe gelegenen Gasthofes ‚Löwen’, beobachtete den Vorfall und notierte sich die Autonummern. Neugierig geworden, besuchte sie ihrerseits den Bauplatz und wurde ebenfalls fündig. Sie fand fünf Platten, nahm sie mit und wusch sie gründlich.

Wenig später fand ein Spaziergänger einen ‚zerbeulten Deckel’. Weil römische Buchstaben (P.ROMOLO) eingekratzt waren, erkundigte er sich nach einem Fachmann. Er wurde auf Professor Rudolf Laur-Belart (1898-1972) verwiesen, einen Pionier der Altertumsforschung in der Schweiz, der als der eigentliche ‚Entdecker’ des Silberschatzes von Kaiseraugst gilt. Im Januar 1962 wurden die Bauarbeiten weitergeführt, diesmal unter der Aufsicht von Wissenschaftlern. Die Löwenwirtin erinnerte sich an die Blechteller, brachte den Forschern ihre Fundstücke und konnte sie mit Hilfe der Autonummer auch auf die Spuren der Schatzgräber-Familie führen.

Im Sommer 1995 starb eine Person, die über zwei Jahrzehnte lang im Besitz weiterer, bisher nicht bekannter Teile des Silberschatzes gewesen war. Die je sechs Platten, Teller und Schalen mit einem Gewicht von 22 Kilogramm tauchten im Nachlass auf und wurden von den Erben den Behörden übergeben. Eine Platte wird jedoch wird weiterhin vermisst: Auf einem der Silbertabletts ist der Abdruck einer grossen Platte sichtbar, die unter den vorhandenen Gefäßen nicht nachzuweisen war.

Zusammensetzung des Schatzes

Das Hauptstück des Schatzes ist die so genannte Achilleus-Schale, eine achteckige Platte mit figürlichem Reliefschmuck. Die Bilder zeigen in elf Szenen Abschnitte aus der Jugend des Achilleus. Das Werk ist mit einer kurzen griechischen Inschrift signiert und stammt danach von Paisylypos aus Thessaloniki. Es handelt sich um eines der wenigen antiken Silberobjekte, dessen Hersteller und Herkunftsort bekannt sind.

Die Meerstadtschale hat einen Durchmesser von 59 cm. In der Mitte findet sich ein rundes, vergoldetes Medaillon mit der Darstellung von einem Gebäudekomplex am Meer, in dem sich wiederum Fischer in Booten befinden. Die Euticus-Schale hat einen Durchmesser von 42.5 cm und ist mit einem geriffelten Wellendekor geschmückt. Im Zentrum der Schale findet sich ein achtzackiger Stern. Die Schale ist von Euticuius aus Naissos signiert.

Ein weiteres Prunkstück ist das Ariadnetablett. Die verschwenderisch verzierte Platte zeigt die kretische Königstochter Ariadne zwischen ihrem Gemahl Dionysos und einem Satyr.

Weitere Objekte des Schatzes sind unter anderem eine rechteckige Schale mit dem Motiv eines Fisches (26 cm lang), eine einfache runde Platte (46,9 cm), sowie eine weitere Schale, Becher, Münzen und Löffel.

Offensichtlich handelte es sich nicht um ausschließlich um Tafelgeschirr, sondern um die Ausstattung eines hohen Offiziers oder Beamten, der die Stücke während Jahren gesammelt haben musste. Einige Stücke sind als Largitionen, also als kaiserliche Geschenke erworben worden. Der gesamte Schatz besteht aus 270 Objekten aus reinem Silber und wiegt insgesamt 58 Kilo. Er wird im Römermuseum Augst aufbewahrt.

Literatur

  • H. U. Instinsky: Der spätrömische Silberschatz von Kaiseraugst, 1971
  • M. Guggisberg u. A. Kaufmann-Heinimann(Hg.): Der spätrömische Silberschatz von Kaiseraugst. Die neuen Funde. Augst 2002

Weblinks


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