- Simone Moro
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Simone Moro (* 27. Oktober 1967 in Bergamo, Provinz Bergamo, Region Lombardei) ist ein italienischer Extrembergsteiger und staatlich geprüfter Bergführer. Er wohnt in Ponteranica, einer Gemeinde in der Provinz Bergamo. Seine Ziele liegen vorwiegend in der Besteigung von noch unberührten Bergen und von 8000ern ohne zusätzlichen Sauerstoff auf schwierigen Routen oder deren erste Winterbesteigungen. Alle 14 Achttausender erfolgreich bestiegen zu haben, interessiert ihn weniger.
Inhaltsverzeichnis
Alpinistischer Lebenslauf
Simone Moro wuchs in einer gutbürgerlichen Familie in der Stadtgemeinde Valtesse auf und wurde von seinem kletternden und Mountainbike-begeisterten Vater bereits früh in seiner Leidenschaft für die Berge intensiv unterstützt[1]. Seine ersten Kletterversuche wurden an der Presanella und anderen Bergen der Bergamasker Alpen bereits mit 13 Jahren gemacht. Danach folgten Unterweisungen im Felsklettern durch Alberto Cosonni und Bruno Tassi in den Alpen von Grigne und den Dolomiten[2].
1985 bis 1992 war er Athlet der Nationalmannschaft FASI und kletterte im Schwierigkeitsbereich 8a und 8b+. Danach wurde er Trainer der italienischen Sportkletterer-Nationalmannschaft. Klettern ist immer noch sein Basistraining. 2003 schloss er sein alpinistisch ausgerichtetes Sportstudium (Dissertation zum "Alpinismus in extremen Höhen") mit höchster Punktezahl (cum laude) an der Universität von Bergamo ab.
Simone Moro bekam den Preis "of the Fair Play Pierre de Cubertin" von der UNESCO verliehen, die Verdienst-Medaille in Gold vom italienischen Präsidenten Carlo Azeglio Ciampi und von der Region Lombardei, sowie den David Sowles Memorial Award vom American Alpine Club.
Am Lhotse brach er seine Besteigung auf 8000m Höhe ab, um den britischen Alpinisten Tom Moores erfolgreich zu suchen zu retten. Dafür erhielt er in Salt Lake City (USA) den Sowles Award. 2009 gewann Simone Moro die dritte Vergabe des alpinistischen Preises "Marco e Sergio Dalla Longa" für die Erstbesteigung des Beka Brakai Chhok Südgipfels mit Hervé Barmasse und durch eine online-Abstimmung zusammen mit Denis Urubko den zum zweiten Mal vergebenen "Eiger Award" für die erste Winterbesteigung des Makalu. Mit Urubko verbindet ihn eine enge Freundschaft.
Aeronautik
Neben dem Bergsteigen beschäftigt sich Simone Moro auch mit Fallschirmspringen, das er aber im Vergleich weit ungefährlicher einschätzt. Er absolviert auch Wingsuit Jumps. Frühjahr und Sommer 2009 erwarb Moro in Kalifornien den privaten und kommerziellen Helikopter-Pilotenschein der Federal Aviation Administration (FAA). Geplant ist die Errichtung eines eigenen Helikopterunternehmens im Himalaya.
Moro legte 2010 vor der nepalesischen Luftfahrtbehörde eine ergänzende Helikopter-Prüfung ab und begann für die Helikopter-Firma Fish Tail Air zu arbeiten. Diese bietet im Himalaya Rundflüge und Transporte an, wird zunehmend aber auch für Rettungseinsätze bis an die Dienstgipfelhöhe eingesetzt. Fish-Tail-Air arbeitet in einem Joint-Venture mit der Schweizer Firma Air Zermatt zusammen. Es werden neue Rettungssysteme erarbeitet und unter höchsten Schwierigkeiten erprobt und eingesetzt. Am "IMS Brixen 2010" wurde in einem Vortrag von Gerold Biner (Air Zermatt) über die Erfahrungen berichtet. Als Helikoptertyp fungiert ein Eurocopter AS350 B3 plus. Moro hat bereits einige sehr waaghalsige Rettungsflüge absolviert. Dabei rettete er am 7. November aus einer Neuroute am Ama Dablam einen japanischen Bergsteiger und auch David Göttler, einen mehrmalige Expeditionsteilnehmer von Gerlinde Kaltenbrunner und Bergführer bei Amical alpin. Sabin Basnyat, ein hoch angesehener nepalesischer Helikopterpilot und auch Fish-Tail-Pilot, stürzte am nächsten Tag bei der Suche nach einem weiteren vermissten japanischen Bergsteiger dieser Expedition ab und verlor mit dem Copiloten sein Leben.
Expeditionserfolge
- 1992 erste Himalaya-Expedition, Mount Everest (8848 m), erreichte Höhe 7400 m;
- 1993 Gipfel am Cerro Mirador (6089 m), Südamerika, Winterbegehung über eine neue Route in der Nordwand; erste Winterbesteigung des Aconcagua (6962 m), in nur 13 Stunden, weitere Versuche an der Südwand, aber wegen Lawinengefahr auf 6200 m abgebrochen; Makalu (8463 m), im Alleingang bis 8300m über die Kukuczka-Route;
- 1994 Shisha Pangma bis auf 7400 m; Lhotse, Gipfelversuch ab 6300 m in 17 Stunden, jedoch Abbruch wenige Meter unterhalb des Gipfels wegen Schlechtwetters und gefährlicher Wächten;
- 1995 Kangchenjunga, trotz Schlechtwetter bis auf 7600 m Höhe;
- 1996 Fitz Roy (3341 m) in Patagonien, Westwand (Super-Canaletta) im Alpinstil, in 25 Stunden vom Basislager zum Gipfel und zurück; Dhaulagiri (8167 m), wegen Schlechtwetters nur bis Höhe 7200 m; Shisha Pangma Mittelgipfel (8008 m), in 27 Stunden, Abfahrt mit Ski von 7100 m Höhe, im Basislager Zusammentreffen mit dem Russen Anatoli Boukreev, gemeinsame Projekte, wie die Umsetzung des Snow Leopard-Programms in nur einer Saison oder die Lhotse-Everest Traverse wurden entwickelt; Eisklettern in Schwierigkeitsgraden bis M8;
- 1997 Gipfel des Lhotse, gemeinsam mit Anatoli Boukreev, eigentlich ein Versuch Everest und Lhotse zu kombinieren; Winter-Versuch an der Südwand der Annapurna, wegen Lawinengefahr wurde ein Ausweichen auf die steilere und undurchstiegene Ostwand angedacht, mit anschließendem Weiterstieg zum Annapurna Fang (7900 m) und Annapurna Hauptgipfel, da jedoch eineinhalb Monate keine Lawinen abgingen, wurde der ursprüngliche Plan wieder aufgenommen, mit der Folge, dass die erste und einzige Lawine auf 6300m Anatoli Boukreev und den Kameramann Dimitri Sobolev verschüttet und tötet, Moro wurde nur 800 Meter mit hinunter gerissen;
- 1998 Mount Everest über den Nordgrat bis 8200 m, Schlechtwetter verhindert den Erfolg;
- 1999 Versuch der Besteigung aller fünf Siebentausender des Snow Leopard-Programms in einer Saison, Moro erreichte Pik Lenin (7134 m), Pik Korschenewskaja (7105 m), Pik Kommunismus (7495 m) und Khan Tengri (7010 m), vier Siebentausender in nur 33 Tagen, Mario Curnis erreichte drei Gipfel, Alexander Gubaev zwei Gipfel, aber Denis Urubko und Andrej Molotov erreichten alle fünf Gipfel, also auch Peak Pobeda (7439 m) in nur 42 Tagen und kürten sich zum Träger des Schneeleopard-Ordens, erst zweiter derartiger Erfolg in der Alpingeschichte nach 1991;
- 2000 Gipfel des Mount Everest mit Urubko über die Südroute mit nur zwei Zwischenlagern, fünf Tage ohne dauernden zusätzlichen Sauerstoff auf über 8000 m, Moro brauchte jedoch nach vier Tagen am Südsattel kurz zusätzlichen Flaschensauerstoff, den Urubko auf Knien von einem "Sherpa" abbettelte, jeder andere Bergsteiger wäre sofort wieder abgestiegen, Moro war jedoch so auf den Gipfel fixiert, dass er nach rascher Erholung ohne weiteren zusätzlichen Sauerstoff erfolgreich zum Gipfel stieg, ursprünglich war auch geplant die Besteigung mit dem Lhotse zu verbinden;
- 2001 Marble Wall (6400 m), Tian-Schan-Gebirge (Kasachstan), erste Winterbegehung eines "westlichen" Alpinisten in diesem Gebirge, mit Urubko im Alpin-Stil, in nur 2 Tagen ohne Akklimatisierung; Versuch einer Everest-Lhotse-Überquerung mit Urubko, Abbruch am Lhotse auf über 8000 m Höhe um den englischen Bergsteiger Tom Moore nachts erfolgreich zu bergen, Urubko erreichte den Gipfel, verzichtete jedoch auf eine weitere Überschreitung, weil er sie mit Moro zusammen nochmals probieren wollte;
- 2002 weitere Besteigungen mit Urubko in Kasachstan; Gipfel des Cho Oyu in nur 10 Stunden und 30 Minuten Aufstieg; über die Nordflanke zum 2. Mal Gipfel Mount Everest, wieder mit zusätzlichem künstlichen Sauerstoff; Versuche an Broad Peak und K2; Reise ins Yosemite Valley; Gipfel Mount Vinson (4897 m), Antarktis;
- 2003 Kilimanjaro (5895 m); Teilnahme an kasachischer Pakistan-"drei in einer"-Expedition zum Nanga Parbat, Broad Peak und K2, mit dabei auch Urubko, dabei gelingt der Broad Peak (8047 m) in 24 Stunden, eine Neuroute am Nanga Parbat (8125 m), mündet in ca. 7000 m Höhe in die Kinshofer-Route, jedoch Aufgabe auf 7400m, sein Seilgefährte auf dieser Route Jean-Christophe Lafaille erreicht mit Ed Viesturs dennoch den höchsten Punkt, der K2 wird nicht mehr versucht; Elbrus (5642 m) in 3 Stunden und 40 Minuten;
- 2003/04 Shisha Pangma, Wintererstbegehung der Südwand über die Route "Figueras", jedoch rund 300 Meter unter dem Gipfel abgebrochen;
- 2004 spektakuläre Erstbegehung am Baruntse (7220 m) mit Urubko und "Camos" alias Bruno Tassi mit Erreichen des 7056 m hohen Nordgipfels (Baruntse nord, auch Khali Himal genannt) über die Nordwestwand, 2550 m Kletterei, davon die letzten 1350 m im Alpinstil, 3 Zwischenlager, 4 Biwaks, M6+ und V+ / VI mit zwischen 70° und 90° steilem Eis, Route wurde auf "Ciao Patrick" getauft und ist somit dem verunglückten Alpinisten und Bergführer Patrick Berhault gewidmet, diese Besteigung gewann die "Russischen Alpinismus Meisterschaften", sozusagen den “Piolet d’Or” des Ostens; Versuche mit Urubko an der Annapurna, dieser erreicht um 1:20 Uhr in der Nacht den Gipfel, Simone Moro muss wegen Magenproblemen abbrechen;
- 2004/05 erste Winterbesteigung des Shishapangma über die Südwand mit Piotr Morawski;
- 2005 Besteigung des Batokshi Peak;
- 2006 Versuch eines Kletter-Projekts am Ama Dablam (6856 m) mit Karl Heinz Salzburger; erste Süd-Nord-Traverse des Mount Everest im Alleingang, dritte persönliche Besteigung, vom Gipfel zum Basislager in 4 Stunden und 30 Minuten, es wurde wieder teilweise künstlicher Sauerstoff verwendet, ursprünglich wurde eine dritte Besteigung des Lhotse ins Auge gefasst;
- 2006/07 Broad Peak Versuch im Winter, 700 Meter unter dem Gipfel aufgrund unerträglicher Wetterbedingungen abgebrochen; ein Winter-Versuch am K2 war auch geplant;
- 2007/08 erneuter Versuch am Broad Peak im Winter, 7800 m werden bis 14 Uhr erreicht, zu spät für eine Winterbesteigung, Umkehr;
- 2008 Beka Brakai Chhok Südgipfel (ca. 6850 m)[1], Karakorum, Erstbesteigung im reinen Alpinstil mit Hervé Barmasse in nur 43 Stunden;
- 2008/09 Makalu, erste Winterbesteigung mit Urubko;
- 2009 "Trilogy-Expedition" zum Cho Oyu wurde abgebrochen wegen vorzeitiger Schließung der Grenze nach Tibet, es wären nur mehr 10 Tage für eine Besteigung geblieben, geplant war eine neue Route über die Südwest-Wand zusammen mit Hervé Barmasse, die Bergläuferin Lizzy Hawker und die südtiroler Skialpinistin und Zukunftshoffnung im Höhenbergsteigen Tamara Lunger wollten über den Normalweg zum Gipfel, Emilio Previtali über dieselbe Route mit Snowboard abfahren, alle gehören zum "The North Face"-Europateam"; Expedition ins Tianshan-Gebirge zum Pik Pobeda (7439 m), nach 10 Jahren hat Moro alle fünf mythischen "Schneeleoparden"-Siebentausender (Snow Leopard Project) bestiegen;
- 2010 Mount Everest-Lhotse-Expedition mit Urubko und zwei zu führenden Italienern. Parallel dazu unterstützte und beriet Moro eine russische Expedition zum Lhotse, der auch Tamara Lunger angehörte. Geplant war der Aufstieg von Moro und seinen italienischen Kunden auf den Mount Everest mit zusätzlichem Sauerstoff und Unterstützung durch Urubko. Anschließend wollten Moro und Urubko die Besteigung des Mount Everest in Verbindung mit der Erstbegehung des Verbindungsgrates zum Lhotse versuchen. Ein Projekt, an dem sie und andere sich schon lange versuchen. Moro kündete zuvor in den Medien seine Intention an, diesmal dazu aber keinen zusätzlichen Sauerstoff zu verwenden. Vieles kam aber anders: Einer seiner italienischen Kunden musste bereits nach wenigen Tagen das Basislager wieder verlassen. Dann gab Aldo Garioni, Alpinvereinspräsident aus Bergamo, auf Höhe des Lagers 3 der Südroute krankheitsbedingt auf und trat ebenfalls die Heimreise an. Moro selbst hatte mit einer Verkühlung zu kämpfen und begann vom Basecamp aus eine Leichenbergung mit Helikopter und Sherpas zu koordinieren. Dabei sollten zwei in vergangenen Jahren verunglückte Bergsteiger geborgen werden, darunter Uwe Gianni Goltz, der 2008 während der "Kari Kobler & Partner Die Bergführer Mt. Everest Expedition 08" im Abstieg vom Gipfel an Erschöpfung starb und in der Nähe des Südsattels bestattet wurde. Nebenbei unterstützte er die mit Sauerstoffmaske und großen Schwierigkeiten zum Lhotse aufsteigende Lunger. Während dieser Zeit ging Urubko allein vom Südsattel über eine Neuroute durch eine Verschneidung parallel unterhalb des Gates zum Lhotsegipfel. Sein Abstieg führte ihn über die Normalroute zurück ins Basislager, wo Trekking-Freunde auf ihn warteten. Moro blieb nur mehr der Versuch allein auf den Everest zu steigen. Er erreichte zwar den Gipfel, jedoch wiederum nur unter Zuhilfenahme von Flüssigsauerstoff. Seine vierte erfolgreiche Gipfelbesteigung des Mount Everest! In Italien entfachte die Art seiner Besteigung jedoch einiges an Polemik, einerseits weil Moro anfangs die Sauerstoffnutzung verschwieg und schließlich behauptete, sich von anderen die Art seiner Besteigungen nicht vorschreiben zu lassen. Er wollte unbedingt noch einmal die großen Emotionen und Eindrücke an einem der schönsten Plätze der Erde erleben. Die Sauerstoffflaschen waren [Anm.: von drei Trägern; Pempa Sherpa, Dawa Sherpa und Tensing] auf 8300 Meter Höhe für seine Kunden deponiert, weshalb hätte er sie nicht nutzen sollen. Seine Finger waren schon blau, seine Zehen schmerzten, so seine Argumentation. Seine Einstellung enttäuschte in Bergsteigerkreisen, Anerkennungspreise für seine Makalu-Wintererstbesteigung bleiben so auch in diesem Jahr aus;
- 2011 (2. Februar) Gasherbrum II, erste Winterbesteigung eines Achttausenders im Karakorum, gemeinsam mit Urubko und Cory Richards[2], Anreise zum Basislager mit Helikopter und anfängliche Unterstützung durch das pakistanische Militär mit speziellem Plastik-Fertigteil-Iglu und Markierungsfähnchen, tiefste Temperatur -48°C, einzige erfolgreiche Winterbesteigung eines 8000ers in diesem Jahr;
Bibliographie
- Simone Moro, Cometa sull'Annapurna, Verlag Corbaccio Editore
Referenzen
- Interview, L’Eco di Bergamo, 23. Januar 2003
- Interview, Simone Moro dalle falesie agli 8000, PlanetMountain
Weblinks
- Simone Moro homepage
- PlanetMountain
- Simone Moro And Denis Urubko - FIRST MAKALU WINTER - Notice: February 10, 2009 in Spanish
Einzelnachweise
- ↑ Eberhard Jurgalski: Beitrag zu den Höhen der Beka Brakai Chhok-Gipfel auf www.8000ers.com
- ↑ Extremkletterer schaffen erste Winterbesteigung im Karakorum. In: Spiegel Online. 3. Februar 2011, abgerufen am 4. Februar 2011.
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