- Sommerrodelbahn
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Eine Sommerrodelbahn ist eine Anlage, ähnlich einer sehr langen Rutschbahn, auf der man mit einem Schlitten zu Tal gleitet oder rollt. Der Fahrer kann dabei die Geschwindigkeit durch ein Bremssystem selbst bestimmen. Neben den Bahnen mit Rinnen werden auch schienengeführte Bahnen, die so genannten Alpine Coaster, zu den Sommerrodelbahnen gezählt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die gemeinsamen Vorläufer von Sommerrodelbahnen und Achterbahnen entstanden im 16. Jahrhundert in Russland. Dort wurden künstliche Berge aus Holz gebaut, die man zunächst mit Schlitten auf Eis, später mit beräderten Schlitten hinabglitt. Bis zum Aufkommen der modernen Sommerrodelbahnen gab es solche Anlagen auch hierzulande; eine in Ibbenbüren ist noch heute in Betrieb.
Die ersten modernen Sommerrodelbahnen wurden von Skiliftbetreibern entwickelt, die nach einer Nutzungsmöglichkeit ihrer Anlagen in den schneefreien Monaten suchten. Vorreiter waren hier Karl Josef Freiherr von Wendt, der gemeinsam mit der Firma Mannesmann Fördertechnik Bahnen mit einer Rinne aus Faserzement entwickelte und Josef Wiegand mit Bahnen aus Edelstahl.
1972 eröffnete von Wendt die erste Bahn mit zugehörigem Sessellift in Bestwig. Später entwickelte sich daraus der Freizeitpark Fort Fun Abenteuerland. Wegen des Asbest-Gehaltes der Rinne wurden die Bahnen Ende 2003 stillgelegt. Die erste Edelstahl-Bahn eröffnete Wiegand 1975 in seiner Ski- und Rodelarena auf der Wasserkuppe. Die mittlerweile mehrfach modifizierte Anlage wird noch heute betrieben.
Um dem gesteigerten Sicherheitsbedürfnis der Fahrgäste Rechnung zu tragen, wurden schienengeführte Rodelbahnen entwickelt. Die erste dieser Art war vermutlich die Anlage auf der Turracher Höhe, welche Ende 2006 durch eine modernere Anlage ersetzt wurde. Anfang der 1990er Jahre wurde der Alpine Coaster entwickelt, bei dem die Schlitten auf Schienen fahren und die Fahrer durch Gurte gesichert sind. Solche Bahnen werden seitdem in Serie hergestellt. 1997 wurde die erste Anlage dieses Typs auf der Wasserkuppe eröffnet.
Neben dem Betrieb in Skigebieten sind Sommerrodelbahnen auch als eigenständige Attraktion oder in Freizeitparks häufig anzutreffen. Die längste Sommerrodelbahn Deutschlands gibt es seit August 2006 in der Alpsee-Bergwelt in Immenstadt. Sie hat eine Länge von knapp drei Kilometern. Eine Fahrt dauert etwa fünf Minuten. Die mit 3500 Metern längste Rodelbahn der Welt steht in Imst[1]. Wahrscheinlich den größten Höhenunterschied überwindet die Sommerrodelbahn der Serlesbahnen in Mieders im Stubaital mit 640 Höhenmetern auf 2,8 km Streckenlänge. Sie gilt als damit die steilste Alpenachterbahn.
Bauformen
Es lassen sich zwei grundlegend verschiedene Konstruktionen unterscheiden
- Bei Wannen-Rodelbahnen hat die Fahrbahn die Form einer Wanne oder Rinne. In dieser rutscht oder rollt der Schlitten ohne weitere Spurführung. In den Kurven schwingen die Schlitten die Wände des Kanals hinauf und auch ein Verlassen der Bahn ist dadurch nicht ausgeschlossen.
- Schienen-Rodelbahnen sind zwangsgeführt und können die Schiene nicht verlassen. Meist sind auf den Schlitten die Mitfahrer dabei angeschnallt, so dass ein Herausfallen aus der Bahn nahezu ausgeschlossen ist. Da die Schlitten ähnlich einer Achterbahn (engl. Roller Coaster) auf Schienen laufen, entstand der Name Alpine Coaster. Der Begriff ist ein Markenname der Firma Wiegand, hat sich aber umgangssprachlich als generalisierter Markenname auch für ähnliche Anlagen anderer Hersteller durchgesetzt.
Beide Typen lassen sich noch weiter unterscheiden.
Wannen aus Faserzement oder Kunststoff
Da das Prinzip der Bahnen mit Faserzement-Rinnen nicht geschützt wurde, werden ähnliche Bahnen von verschiedenen Firmen produziert. Heute wird die Rinne statt aus Faserzement in der Regel aus Kunststoff gefertigt. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Heizung zu integrieren, so dass auch ein Betrieb im Winter möglich ist. Die Kurven der Bahn sind überhöht, um ein Herausfallen der Schlitten zu vermeiden.
Die Schlitten gleiten meist auf Kunststoffkufen. Zur Beschleunigung werden durch Drücken eines Hebels Räder abgesenkt, wodurch sich die Reibung vermindert. Zum Bremsen wird der Hebel zum Körper gezogen, die Räder heben sich und Gummibremsklötze werden auf die Bahn gedrückt. Durch das Rutschen ist das Fahrgefühl dieses Schlittentyps am ehesten mit dem von (Winter-)Rodelschlitten vergleichbar.
Wannen aus Edelstahl
Das Prinzip gleicht grundsätzlich den Zement- und Kunststoffbahnen. Die Fertigung aus Edelstahl sorgt für eine höhere Verschleißfestigkeit der Strecke. Neben Kufenschlitten wurden auch Rollenschlitten entwickelt. Statt auf Kufen zu rutschen, fährt der auf einem Metallgestell basierende Schlitten auf vier Rädern. Gebremst wird auch hier mit Gummiklötzen, die mit einem Hebel auf die Fahrbahn gedrückt werden können.
Während bei den Kufenschlitten bei feuchter Witterung der Fahrbetrieb eingestellt werden muss, haben die Rollenschlitten auch bei Regen noch genug Haftung. Zur Erhöhung der Bremskraft werden zusätzlich Regen-Bremsklötze aus einer weicheren Gummimischung angesteckt.
Bobkartbahn
Ein verwandtes Fahrgeschäft ist die Bobkartbahn. Die Fahrrinne ist hier ebenfalls aus Edelstahl gefertigt und gleicht denen der Sommerrodelbahn. Die Fahrzeuge rollen dabei aber keinen Berg hinab, sondern werden mit einem Elektromotor angetrieben, der über neben der Strecke angebrachte Stromschienen versorgt wird. Die Geschwindigkeit wird vom Fahrer über einen Hebel gesteuert. Auffahren wird durch eine elektronische Steuerung des Antriebs verhindert.
Die Sommerrodelbahn verhält sich zur Bobkartbahn wie die Achterbahn zum Powered Coaster.
Einschienen-Rodelbahnen
Da es durch Herausfallen aus der Bahn oder Stürze vom Schlitten immer wieder zu Verletzungen kam, wurden schienengebundene Varianten entwickelt. Eine der ältesten bekannten Einschienen-Rodelbahnen war die Ende 2006 abgebaute Sommerrodelbahn auf der Turracher Höhe. Noch heute werden Einschienen-Sommerrodelbahnen vom österreichischen Hersteller Brandauer gebaut. Dabei umgreifen die Schlitten die Schiene von oben, den Seiten und teilweise von unten, so dass ein Entgleisen der Schlitten unmöglich ist. Vorteil der modernen Einschienen-Rodelbahn ist die leichte Demontierbarkeit, so dass sich solche Anlagen besonders zum Aufbau auf Skipisten eignen. Meist müssen solche Anlagen aus Sicherheitsgründen ihren Betrieb bei Feuchtigkeit einstellen.
Auch die Bahnen des Herstellers Voroka lassen sich zu den Einschienenbahnen zählen. Als Führung dient eine Kunststoffschiene, die in der Mitte eine spurführende Erhöhung besitzt.
Alpine-Coaster
Die Schlitten fahren bei dieser Konstruktion der Firma Wiegand auf Vier-Rohr-Schienen. Auf den beiden äußeren Rohren fahren die Rollen, die beiden inneren Rohre werden von den Bremsen innen, oben und unten umgriffen, so dass die Schlitten nicht entgleisen können. Die Fahrgäste werden mit Gurten auf dem Schlitten angeschnallt. Mit den beiden seitlichen Hebeln werden die Bremsen gelöst oder angezogen. Das Bremssystem dieser Bahnen ist auch für Feuchtigkeit und sogar Schnee ausgelegt, so dass Alpine-Coaster das ganze Jahr hindurch betrieben werden können. Daher werden diese Anlagen oft auch Ganzjahres- oder Allwetterrodelbahn genannt.
Ein ähnliches System bietet die Firma Fun Construct unter dem Namen Rolba Bob an. Dabei laufen die Schlitten ebenfalls auf zwei Rohren. Die Bremsen greifen dagegen ebenfalls auf diesen.
Liftsysteme
Sessellifte und Gondelbahnen
Um die Fahrzeuge auf ihre Abfahrtposition auf dem Berg zu transportieren werden verschiedene Systeme eingesetzt. Die einfachste Variante besteht darin, die Schlitten per Hand an einen die Fahrgäste transportierenden Lift zu hängen und oben wieder zu entladen. Jeweils drei Schlitten können auch auf Transportwägen in Gondeln von Kabinenbahnen (abwechselnd mit den Fahrgästen) transportiert werden, Be- und Entladung erfolgen manuell, die leeren Transportwägen werden mit den Gondeln wieder ins Tal gebracht.
Die Firma Wiegand hat für ihre Anlagen auch ein System entwickelt, mit dem die Schlitten automatisch an eine Sesselbahn angehängt und oben wieder abgehängt werden.
Schlepplifte
Die Nutzung von Schleppliften zum Bergtransport ist bei allen Systemen zu finden, meist werden dazu Skilifte genutzt. Im Tal werden per Hand Schleppösen an einen am Schlitten montierten Haken eingehängt. Der Schlitten wird so zusammen mit dem Fahrgast den Berg hinauf geschleppt. Oben führt die Bahn seitlich unter dem Lift weg, so dass die Öse vom Haken wieder abrutscht.
Die Schleppstrecke wird bei manchen Anlagen, insbesondere bei steilen Auffahrten, rückwärts befahren. Am Berg muss der Schlitten dann per Hand vorwärts auf die Bergabbahn gebracht werden. Bei anderen Anlagen wird man vorwärts geschleppt. Oben kann dann ohne Unterbrechung nach Lösen der Schleppöse die Talfahrt folgen.
Lifter
Dieses System schleppt die Schlitten ebenfalls in einem geschlossenen Kreislauf vorwärts auf den Berg. Dazu läuft in der Schiene ein Stahlseil, in das sich die Schlitten automatisch einklinken. An der Bergstation lösen sie sich ebenfalls automatisch und die Talfahrt kann ohne Unterbrechung angetreten werden.
Sonstiger Bergauftransport
Bei einigen kleineren Anlagen wurde ganz auf Aufstiegshilfen verzichtet. Die Schlitten müssen dann per Hand den Berg hinauf gezogen oder geschoben werden. Insbesondere ist das bei allen Bahnen des Herstellers Voroka der Fall. Bei einigen Anlagen wurden für den Schlittentransport eigene Transportseilbahnen errichtet. Die Fahrgäste werden mit einer Sessel- oder Gondelbahn auf den Berg befördert, während die Schlitten an einem parallelen Lift hängend transportiert werden. Dabei werden die Schlitten automatisch an diesen Lift gehängt und oben wieder abgehängt.
Weblinks
Commons: Sommerrodelbahn – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
Kategorie:- Fahrgeschäftstyp
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