Sonja Kehler

Sonja Kehler

Sonja Kehler (* 1933) ist eine deutsche Schauspielerin und Diseuse, die durch ihre Brecht-Interpretationen internationale Bekanntheit erlangte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach ihrem Schauspielstudium an der Theaterhochschule Leipzig war sie zunächst einige Jahre erfolgreich an verschiedenen DDR-Bühnen tätig, unter anderem als Luise in Kabale und Liebe, Shen Te in Der gute Mensch von Sezuan, Grusche in Der kaukasische Kreidekreis. Als Eliza Doolittle in My Fair Lady und Seeräuber-Jenny in der Dreigroschenoper gab sie erste größere Kostproben ihres auch musikalischen Talents. Feste Engagements hatte sie in Brandenburg und Karl-Marx-Stadt.

Letztlich war es auch die Gestaltung der Gesangsstücke der Brecht-Rollen, die Kehler bereits während ihres Schauspielstudiums zum Chanson brachte und die sie mit neuen Nuancen belebte. Bereits zu dieser Zeit nannte man sie die "singende Schauspielerin". 1967 nahm sie an dem 1. Chanson-Wettbewerb der DDR teil und erhielt den Sonderpreis des Rundfunks.

1971 in Berlin stand Kehler schließlich mit ihrem ersten, eigenen Brecht-Programm (Musik: Kurt Weill, Brecht, Dessau, Hanns Eisler, Medek) auf der Bühne und wurde von Publikum wie Kritik gut aufgenommen. Bald auch von der internationalen Kritik als eine der erfolgreichsten und wichtigsten Interpretinnen deutscher Sprache beachtet, erschienen ihre Schallplatten, die sie fortan veröffentlichte, zum Teil auch in Westdeutschland und im Ausland. Sonja Kehler sang ihre Chansons häufig auch in mehreren Sprachen.

Diverse Tourneen und Reisen ins Ausland - noch zu DDR-Zeiten nach Polen, Ungarn, Bulgarien, Algerien, Schweden, Dänemark, Norwegen, Belgien, Luxemburg, in die CSSR und nicht zuletzt in die BRD - zeugten des Weiteren vom internationalen Format der Künstlerin, die damals von einer Combo unter Leitung von Bernd Wefelmeyer begleitet wurde. In der DDR war sie zudem häufig im Radio und Fernsehen zu hören.

Nach der Wende arbeitete die Schauspielerin am Exzellenzhaus Trier auch als Regisseurin, tritt aber auch weiterhin mit literarischen Programmen auf, die immer noch zum Besten gehören, was diesbezüglich angeboten wird. Ihre bevorzugten Autoren sind hierbei Brecht, Kästner, Tucholsky, Ringelnatz, Heinrich Heine und Else Lasker-Schüler, deren Texte sie sowohl gesprochen, gespielt, als auch gesungen darbietet; häufig mit Milan Šamko als Begleiter am Klavier, mit dem sie schon in der DDR für Plattenaufnahmen u.ä. zusammengearbeitet hat.

1999 war sie zudem in dem Kinofilm Helden wie wir, nach einem Roman von Thomas Brussig zu sehen.

Bis heute sind über ein Dutzend langspielende Tonträger der Diseuse erschienen.

Diskographie

  • "Monolog über die Liebe" (LP) (Litera, 1973)
  • "Eisler: Lieder mit Sonja Kehler" (LP) (Nova, 1973)
  • "Mitternachtstrolleybus" (LP) (Litera, 1974)
  • "Sonja Kehler singt Hanns Eisler" (LP) (Songbird, 1975)
  • "Sonja Kehler singt Lieder von Paul Dessau nach Texten von Bertolt Brecht" (LP) (Nova, 1976)
  • "So muß es sein, Marie – Neue Lieder mit Sonja Kehler" (LP) (Nova, 1976)
  • "Brecht-Portrait” (LP/CD) (Wergo, 1978)
  • "Geflügelte Sätze" (LP) (Nova, 1978)
  • "Gegen die Phrase, die Langeweile und das allgemeine Geschwätz – Dichtungen von Johannes R. Becher" (LP) (Litera 1980)
  • "Mitteilung an meine bedrückten Freunde" (Links Händle Records, 1981)
  • "Die Welt ist rund?" (LP) (Amiga, 1987)
  • "Helles Schlafen, dunkles Wachen – Else Lasker-Schüler" (CD) (SK, 1998)

Sampler-CDs:

  • "Sonja Kehler singt Brecht" (CD) (Berlin Classics, 2008) - Recordings 1972-78
  • "Der Brecht und ich – Hanns Eisler in Gesprächen und Liedern" (CD) ( Berlin Classics, 2008) – Mit Sonja Kehler, Ernst Busch, Hanns Eisler selber und anderen.

Bühnenauftritte

  • Luise in ”Kabale und Liebe” (Friedrich Schiller) (Theater Neustrelitz, 1959?)
  • Katharina in “Der Widerspenstigen Zähmung” (William Shakespeare) (Theater Neustrelitz, 1959?)
  • Shen Te in ”Der gute Mensch von Sezuan” (Bertolt Brecht) (Brandenburger Theater, 1960?)
  • Eliza Doolittle in ”My Fair Lady” (Alan Jay Lerner/Frederick Loewe) Karl-Marx-Stadt (Chemnitz, 1961?)
  • Jenny in ”Dreigroschenoper” (Bertolt Brecht) Theater Karl-Marx-Stadt (Chemnitz, 1961?)
  • Grusche in ”Der Kaukasische Kreidekreis” (Bertolt Brecht)
  • Elisabeth in "Maria Stuart" (Friedrich Schiller) - (Staatstheater Stuttgart?) (Regie Harald Quist)
  • Phaedra in "Phaedra" (P. O. Enquist) - Stadttheater Klagenfurt (Dir. Alexandra Thaer)
  • ShenTe/ShuiTa in “Der gute Mensch von Sezuan” (Bertolt Brecht) Castrop-Rauxel (Regie Franz Bäck)
  • Anna in "Die sieben Todsünden der Kleinbürger" (Bertolt Brecht) (Kopenhagen) (Regie Morton Grue)
  • Dame in Grau “Happy end” (Brecht/Hauptmann) - (Team Teatret, Herning, Dänemark, 1990) (Regie Sonja Kehler)
  • Heather (Ich steig aus und mach 'ne eigene Show) Edith Piaf

Solo-Auftritte

  • Briefe aus dem Gefängnis (Rosa Luxemburg)
  • Heute Abend - Lola Blau (Georg Kreisler)
  • Liebesgeschichte des Jahrhunderts (Märta Tikkanen)

Rezensionen

Auf dem Cover von "Monolog über die Liebe":

  • "Sonja Kehler verfügt über eine herbschöne wandlungsfähge Stimme, wohlfundiert in der Tiefe und bis in erstaunliche Höhe ausdrucksvoll moduliert." (Neue Zeit, 1971)
  • "Konsequent bleibt Sonja Kehler in ihrem stimmlichen wie darstellerischen Gestus immer auf dem Ausgangsboden des Schauspielerischen, meidet jede rein sängerische Ambition in genauer Kenntnis der Spezifik des Genres." (Leipziger Volkszeitung, 1972)
  • "Das Lied erscheint die ganze Zeit von vollem Bewußtsein durchdrungen. Sie weiß, was sie singt und sie versteht auch, ihren Zuhörern das verständlich zu machen." (Helsingin Sanomat, 1972)
  • "… Wie überhaupt die leisen Töne, verhaltener Charme, Innigkeit gelegentlich auch gepaart mit leiser Ironie, ihre eigentlichen Domänen zu sein scheinen." (Der Morgen, 1971)

Von dieser Homepage: www.behnitz.de/ver_kehler2.htm:

  • "Man kann von ihr wirklich sagen, sie sei eine gestische Schauspielerin. Das Anziehende, oftmals Hinreißende ihres Vortrags besteht gerade darin, daß sie zu jedem Gedicht, das sie singend vorträgt, einen eigenen Gestus zu finden vermag: Wie sie dasteht, wie sie mit ihren Armen und Händen und Fingern redet, wie sie die Züge ihres Gesichts dem, was sie singt, anpaßt oder widersetzt, und natürlich, wie sie die Stimme moduliert und selbst gestisch wirken läßt und wie sie das Kunststück fertig bringt, sich in kaum einer Geste zu wiederholen." (Prof.Dr. Ernst Schumacher)
  • "Nebenbei: Unbelehrbar, wie Sonja Kehler nun offenbar mal ist, hält sie auch an einer Tugend fest, die aus der Mode gekommen ist. Sie spricht die Texte so, daß man sie versteht. Artikulation als Voraussetzung eines Berufs, dessen Grundlage das öffentliche Sprechen ist." (Thomas Rothschild)

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