Soziale Gruppenarbeit

Soziale Gruppenarbeit

Soziale Gruppenarbeit ist neben Einzelfallhilfe und Gemeinwesenarbeit eine der grundlegenden Methoden der sozialen Arbeit. Soziale Gruppenarbeit ist in spezieller Bedeutung ein Begriff für die Leistungen des SGB VIII § 29.

Inhaltsverzeichnis

Gruppenarbeit als allgemeine Methode der Sozialarbeit

Definition

Gisela Konopka definiert Soziale Gruppenarbeit als "eine Methode der Sozialarbeit, die dem Einzelnen hilft, seine soziale Funktionsfähigkeit durch sinnvolle Gruppenerlebnisse zu erkennen und um persönlichen, Gruppen- oder gesellschaftlichen Problemen besser gewachsen zu sein. Gruppenarbeit umfasst die Arbeit von Kranken und Gesunden."(1)

Zielsetzung von Gruppenarbeit

Lernziele in pädagogisch betreuten Gruppen sind z.B. Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft und Empathie. Die Gruppendynamik und Gruppenprozesse werden für die Zielerreichung genutzt.

Techniken und Einsatzbereiche

Jeder sozialen Gruppe wohnen dynamische Prozesse z.B. der Rollenfindung und Rollenzuschreibung inne. So lassen sich bei allen Gruppen Gruppenphasen beobachten. Auch wird die Rolle des Gruppenleiters und der einzelnen Gruppenglieder in der Sozialarbeit betrachtet. Wesentliche Techniken der sozialen Gruppenarbeit sind das Spiel und die methodische Vermittlung von Bildungsinhalten. Rhetorische Vorträge stehen nachrangig zu interaktiven Elementen. Hier gilt das Motto "So viel wie nötig, so wenig wie möglich!". Dem Gruppenleiter kommt meist eine moderierende Rolle zu. Ein nach den Regeln der Didaktik erfolgter Aufbau der Angebote innerhalb der sozialen Gruppenarbeit sollte immer auch Evaluationselemente enthalten.

Gruppenarbeit als rechtlich festgelegte soziale Maßnahme

Gruppenarbeit als Hilfe zur Erziehung (im deutschen) SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe)

Mit Einführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, Art. 1 SGB VIII 1991 gehört die Soziale Gruppenarbeit gem. § 29 zu den Hilfen zur Erziehung (§ 27-41 SGB VIII). Die Teilnahme soll Kindern und Jugendlichen bei der Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensproblemen helfen.

Soziale Gruppenarbeit ist ein Angebot zum sozialen Lernen in Gruppen, das auf der Freiwilligkeit der Inanspruchnahme beruht und neben Jugendlichen auch zunehmend Kinder einbezieht. Sie hat sich aus der Praxis der Jugendhilfe in den 1970er und 1980er Jahren des 20sten Jahrhunderts aus zwei verschiedenen Richtungen parallel entwickelt. Daraus folgend sind in der Praxis zwei sehr verschiedene Grundtypen anzutreffen.

Im Sinne der Hilfen zur Erziehung (§ 27 Abs. 1 SGB VIII)

Die Sozialpädagogische Gruppenarbeit ist in der Regel für Kinder und Jugendliche im schulfähigen Alter ausgelegt, selten auch für jüngere bzw. ältere Jugendliche, da hier meist andere Maßnahmen geeigneter sind. Soziales Lernen in der Gruppe, Überwindung von Verhaltensproblemen und Entwicklungsschwierigkeiten stehen bei den ein- bis dreimal wöchentlichen zwei- bis dreistündigen Treffen im Vordergrund. Die Gruppenarbeit kann durch Gruppenfahrten und ähnliche Veranstaltungen ergänzt werden. Die Gruppengröße (min. 3, bis in der Regel max. 12 Personen) hängt u.a. von der Stärke des Hilfebedarfs ab.

Grundsätzlich können zwei verschiedene Ansätze unterschieden werden:

  • Kursform: Sie wird in der Regel für ein bis sechs Zeitstunden in der Woche geplant und dauert sechs bis zwölf Monate. Die Gruppentreffen sind dabei meist ein bis 3 mal in der Woche. Die Aufnahme in den Kurs erfolgt für alle Teilnehmer gleichzeitig. Die praktische Umsetzung kann hier relativ leicht nach gruppendynamischen Ansätzen gestaltet werden.
  • Fortlaufende Gruppen: Sie wird für selten länger als zwei Jahre initiiert. Zu Beginn der Hilfe werden Zielvereinbarungen mit den Sorgeberechtigten getroffen und halbjährlich im Hilfeplanverfahren überprüft und gegebenenfalls verändert. Aufnahme der Teilnehmer kann zu jedem Zeitpunkt erfolgen, ebenso wie individuelle Beendigung. Die solchen Gruppen innewohnende Gruppendynamik ist zu denen der Kursform sehr verschieden.

Welches Konzept umgesetzt wird, hängt von den Präferenzen des anbietenden Jugendhilfeträgers und vom qualitativen wie quantitativen Bedarf ab. Gruppendynamisch gesehen wird der Kursform häufig höhere Leistungsfähigkeit zugesprochen. Auf der anderen Seite kann mit fortlaufenden Gruppen oft dem Leistungsanspruch Hilfebedürftiger schneller nachgekommen werden.

Im Sinne des § 27 Abs. 3 SGB VIII bzw. des JGG

Die Form ist eine Hilfe für ältere Jugendliche, junge Volljährige und (laut gesetzlicher Definition bis max. zum 27. Lebensjahr - diese werden dann "junge Erwachsene" genannt) in schwierigen Lebenssituationen, z.B. nach Drogenabhängigkeit oder Gefängnisaufenthalt oder anderen devianten Verhalten. Die angewandten Konzepte sind sehr vielfältig. Nicht immer liegt der Teilnahme das Prinzip der Freiwilligkeit zugrunde, da diese Jugendhilfe auch vom Richter nach dem Jugendgerichtsgesetz für 14-21-Jährige als Maßregel angeordnet werden kann.

Literatur

  • Claus Bernet: Gruppenpädagogik am Anfang der Bundesrepublik Deutschland: Methodenlehre, Sexualerziehung, pädagogische Arbeit mit Soldaten, in: Soziale Arbeit, 59, 2010, S. 341-346.
  • Luise Hartwig (Hg.): Gruppenpädagogik in der Heimerziehung, Frankfurt am Main 2010.
  • Astrid Hedtke-Becker, Jochen Peter: Gruppenarbeit und Gruppenpädagogik, in: Kilb, Rainer (Hg.): Methoden der Sozialen Arbeit in der Schule, München 2009, S. 182-188.
  • Gisela Konopka: Soziale Gruppenarbeit - ein helfender Prozeß. Beltz-Verlag, Weinheim 1968, S. 67

Siehe auch

Weblinks

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