Sozialistisches Büro

Sozialistisches Büro

Das Sozialistische Büro (SB) mit Sitz in Offenbach war eine einflussreiche Organisation der Neuen Linken, deren Ziel die Vereinheitlichung der sozialistischen Kräfte in der Bundesrepublik Deutschland war. Das SB wurde 1969 gegründet und löste sich bis spätestens 1997 schleichend auf. Das SB gab die Zeitschrift links und weitere Periodika heraus. Zu den Erfolgen der SB zählten die Durchsetzung einer Amnestie für alle, die wegen Demonstrationsdelikten rund um 1968 angeklagt waren, sowie eine anschließende Liberalisierung des Demonstrationsrechtes.

Inhaltsverzeichnis

Personen

Die Aktiven des SB entstammten weitgehend dem parteipolitisch unabhängigen sozialistischen Spektrum der sogenannten undogmatischen Linken[1] , der Ostermarschbewegung und zum Teil dem Sozialistischem Bund, der sich 1969 aufgelöst hatte. Zu den Gründern gehörten unter anderen: Frank Deppe, Arno Klönne und Wolfgang Streeck. Organisationssekretär wurde Klaus Vack. Der anfängliche SB-Kritiker Oskar Negt übernahm in den 1970er Jahren die führende Rolle als intellektueller Kopf der Organisation. Im Oktober 1972 hielt er auf einer SB-Tagung sein berühmtes Referat Nicht nach Köpfen, sondern nach Interessen organisieren.

Weitere namhafte SB-Mitglieder waren: Elmar Altvater, Wolf-Dieter Narr, Joachim Hirsch, Dan Diner, Timm Kunstreich und Andreas Buro. Mitte der 1970er Jahre trat auch Rudi Dutschke ein, ohne im SB sonderlich aktiv zu werden.

Der Kern des SB war teilweise identisch mit der Redaktion des Periodikums "links". Neben den Genannten bestand er aus Hanne und Klaus Vack (Sekretäre), Hansgeorg Conert, Egbert Jahn, Roland Roth, Gert Schäfer, Eva Senghaas und Edgar Weick. Von Bedeutung waren auch Arbeiter-Intellektuelle wie Willi Scherer (Gelsenkirchen) und Willi Hoss (Stuttgart).

Das zweite vom SB herausgegebene wichtige Periodikum war "express - Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit", das linken Gewerkschaftern, Betriebsräten und Vertrauensleuten ein Sprachrohr für oppositionelle und organisationskritische Meinungen bot. Redakteure und aktive Mitarbeiter waren: Eberhard Schmidt, Heinz Günter Lang, Klaus Kowol, Willi Michel, Walther Müller-Jentsch, Iris Bergmiller, Otto Jacobi, Rainer Erd, Edgar Weick, Volker Brandes und Heiner Halberstadt.

Zeitschrift links

Die wichtigste vom SB herausgegebene Zeitschrift war die links, ihre Auflage lag 1969 bei 8000 und stieg bis 1974 auf 12.000. Ab Anfang der 80er Jahre sank die Auflage, 1984 war sie bereits bei unter 6000 angekommen. Die letzte links-Ausgabe erreichte 1997 weniger als 2000 Abonnenten, der freie Verkauf in linken Buchläden spielte schon lange keine Rolle mehr.

Wie viele Organisationen und Projekte der Neuen Linken brach auch die links-Redaktion an Meinungsverschiedenheiten über den zweiten Golfkrieg, das Ende der Sowjetunion und die deutsche Wiedervereinigung auseinander. Rettungsversuche früherer SB-Promis konnten das Projekt nur noch kurze Zeit am Leben halten. Aber viele ehemalige SB-Genossen wirkten dann im Komitee für Grundrechte und Demokratie mit.

Publizistische Nachwirkungen

Der SB ist Herausgeber der Widersprüche. Zeitschrift für Politik im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich, die seit 1997 im Kleine Verlag erschien. Seit 2011 wird die Zeitschrift vom Verlag Westfälisches Dampfboot veröffentlicht.

Eine Gruppe um den emeritierten Politikprofessor und ehemaligen links-Redakteur Joachim Hirsch betreibt das Online-Portal links-netz [2].

Literatur

  • Für eine neue sozialistische Linke. Analysen - Strategien - Modelle. Hrsg. v. Sozialistischen Büro. Fischer Taschenbuch Verlag: Frankfurt 1973 (Fischer Taschenbuch 1404), ISBN 3-436-01771-X
  • Gottfried Oy: Spurensuche Neue Linke - Das Beispiel des Sozialistischen Büros und seiner Zeitschrift links (Sozialistische Zeitung (1969 bis 1997); rls-papers, Hrsg. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Frankfurt am Main 2007 (online als PDF-Datei)

Belege/Anmerkungen

  1. Gerd Langguth: Mythos 1968, Olzog, 2001, ISBN 3-7892-8065-8, S. 114
  2. Online-Portal links-netz.de, eine Internet-Wiederbelebung der Zeitschrift links

Weblinks


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