Wolf-Dieter Narr

Wolf-Dieter Narr

Wolf-Dieter Narr (* 13. März 1937 in Schwenningen am Neckar) ist ein deutscher Politikwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von 1957 bis 1962 studierte Wolf-Dieter Narr in Würzburg, Tübingen und Erlangen. Seine Promotion und die Habilitation 1969 erfolgten in Konstanz. Er war Fellow an der John F. Kennedy School of Government der Harvard University und lehrte von 1971 bis 2002 als Professor für empirische Theorie der Politik am Otto-Suhr-Institut (OSI) der Freien Universität Berlin. Narr verzichtete zusammen mit Peter Grottian auf ein Drittel seiner Professur, um damit eine Professur für Frauenforschung zu ermöglichen. Seine Publikationen beschäftigen sich mit Menschenrechten, Globalisierung und Demokratie. Darüber hinaus verleiht er seinen Grundüberzeugungen mit politischen Aktionen Nachdruck. Narr ist Mitgründer und Mitsprecher des Komitees für Grundrechte und Demokratie.

Politische Tätigkeit

Wolf-Dieter Narr beteiligte sich im Januar 1959 am Studentenkongress gegen Atomrüstung. 1968 war er Mitbegründer der Bundesassistentenkonferenz, einer treibenden Kraft bei der späteren Hochschulreform. 1969 trat Narr aus Protest gegen die Große Koalition aus der SPD aus. 1971 gründete er unter anderem mit Heinrich Albertz und Helmut Gollwitzer das Iran-Komitee. 1978 war er Mitglied des Deutschen Beirats beim 3. Russell-Tribunal über die Situation der Menschenrechte in der Bundesrepublik. Zusammen mit Uwe Wesel und Vladimir Dedijer gehörte er zu den Hauptinitiatoren dieses Tribunals, aus dessen Unterstützerbewegung zwei Jahre später das Komitee für Grundrechte und Demokratie hervorging, dessen Sprecherposten Narr zeitweise innehatte. Ebenso war er Mitorganisator des Foucault-Tribunals zur Lage der Psychiatrie und ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac.[1]

In jüngster Zeit engagiert er sich in der Flüchtlingspolitik, so lebte er beispielsweise für zwei Tage im Flüchtlingslager Bramsche. Seit 2002 publiziert Wolf-Dieter Narr auch in der Zeitung Graswurzelrevolution u.a. über den Anarchisten Pjotr Alexejewitsch Kropotkin [2], Johannes Agnoli [3], und Albert Camus [4]. Wolf-Dieter Narr ist Mitherausgeber der Zeitschrift Bürgerrechte und Polizei.

Schriften

Von Wolf-Dieter Narr herausgegebene Schriften (Auswahl):

  • Wie kommt's zum Raum-Echo? 2010. In: Online
  • Wider den menschenrechtsblinden Antiterrorismus. Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 2006, 1. Aufl.
  • Das große Gesundheitsversprechen - und seine Täuschung. Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 2006, 1. Aufl.
  • Von der Pflicht zum Frieden und der Freiheit zum Ungehorsam. Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 2006, 1. Aufl.
  • Nationalstaat ohne Alternative? Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 2005
  • Demonstrationsrecht. Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 2005, 1. Aufl.
  • Mit Heiner Busch und Elke Steven: Die europäische Konstitution des Neoliberalismus. Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 2004, 1. Aufl. ISBN 3-88906-108-7
  • Mit Roland Roth, Klaus Vack: Politische Korruption, korrupte Politik am Beispiel: "System Kohl". Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 2000, 1. Aufl.
  • Eine pazifistisch-menschenrechtliche Streitschrift. Köln: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 1999, 1. Aufl.
  • Lust und Last des wissenschaftlichen Schreibens. Suhrkamp, 1999, 1. Aufl.
  • Zukunft des Sozialstaats - als Zukunft einer Illusion? Neu-Ulm: AG-SPAK-Publ., 1999, 1. Aufl.
  • "Grenzen des Sozialstaats" oder Grenzen des Systems? Arbeit ohne Zukunft? München: ISW, 1996
  • Weltökonomie. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1994, Erstausg., 1. Aufl.
  • Mit Klaus Vack: Streitbarer Pazifismus! Friedenspolitik und Friedensbewegung nach dem Golfkrieg Sensbachtal: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 1991 ISBN 3-88906-041-2
  • Flüchtlinge, Asylsuchende, die Bundesrepublik Deutschland und wir. Sensbachtal: Komitee für Grundrechte und Demokratie, 1991, 1. Aufl., Stand: 1. Mai 1991
  • Wider die restlose Zerstörung der Universität. Berlin: AStA FU Berlin (Hochschulreferat), 1987, Orig.-Ausg.
  • Mit Klaus Vack, Andreas Buro: 100 Thesen zu Frieden und Menschenrechten. Sensbachtal: Komitee für Grundrechte u. Demokratie, 1984, 1. Aufl. ISBN 3-88906-012-9
  • Die Bundesrepublik Deutschland. Königstein/Ts. : Verlagsgruppe Athenäum, Hain, Scriptor, Hanstein, 1979
  • Modelle zur Organisation der kommunalen und regionalen Gesundheitsplanung in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin: Techn. Univ., Universitätsbibliothek, Abt. Publ., 1977
  • Wir Bürger als Sicherheitsrisiko. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1977, Orig.-Ausg.
  • Auf dem Weg zum Einparteienstaat. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1977
  • SPD, Staatspartei oder Reformpartei? München: Piper, 1976
  • Politik und Ökonomie. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1975
  • Wohlfahrtsstaat und Massenloyalität. Köln: Kiepenheuer und Witsch, 1975
  • Staatsexamen, Wissenschaft und Pluralismus. Berlin: Presse- u. Informationsamt d. FU Berlin, 1972
  • Pluralistische Gesellschaft. [Hannover] : Niedersächs. Landeszentrale f. Polit. Bildung, 1969
  • CDU-SPD. Stuttgart: Kohlhammer, 1966
  • Einführung in die moderne politische Theorie. Gemeinsam mit Frieder Naschold. Kohlhammer, Stuttgart, 3 Bände: Bd. 1 1969; Bd. 2 1971; Bd. 3 1971.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mitglieder Wissenschaftlicher Beirat Attac (Stand Dezember 2009)
  2. Über Peter Kropotkin, in: Graswurzelrevolution Nr. 280, S.16/17 und Nr. 281, S. 18/19 - 2003
  3. Johannes Agnoli: Die rare, aber aller Emanzipation notwendige Kombination: Kommunist und Anarchist in einer Person (und ihrer ProgrammPraxis), in: Graswurzelrevolution Nr. 281, Sommer 2003 online
  4. Die Aktualität des anarchistischen Kampfes. Vor 50 Jahren starb Albert Camus. Lust, sich mit ihm auseinanderzusetzen, macht: „Ich revoltiere, also sind wir." Buch-Klappentext: Peter Kammerer, Ekkehart Krippendorff, Wolf-Dieter Narr: Franz von Assisi – Zeitgenosse für eine andere Politik, Patmos Verlag Düsseldorf 2008

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