- Linkssozialismus
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Als Linkssozialismus werden vielfältige, pluralistische Strömungen in der Politik und der politischen Theorie bezeichnet, die versucht haben, sich jenseits der linken Hauptströmungen der Sozialdemokratie auf der einen und einem von Moskau aus gesteuerten Kommunismus auf der anderen Seite zu etablieren. Inhaltlich orientiert sich der Linkssozialismus an Karl Marx und Friedrich Engels. Linkssozialisten vertreten dabei die Position, dass sich die beiden Hauptströmungen zu weit von den Begründern des Marxismus und deren Theorien entfernt hätten.
Als Entstehungszeitraum werden in der Literatur die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts angegeben. Der Linkssozialismus stellte den Versuch dar, sich zum einen nicht in die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft zu integrieren, wie es aus linkssozialistischer Sicht mit der SPD geschehen ist, sich aber auch nicht dem Diktat Moskaus zu unterwerfen, im Sinne einer Erziehungsdiktatur durch die Partei. Linkssozialisten eint hierbei ein Antistalinismus. Die bedeutendste historische linkssozialistische Partei in Deutschland war die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, welche von 1931 bis 1945 bestand. Prominente Mitglieder waren der spätere Bundeskanzler Willy Brandt, der sächsische Ministerpräsident in der DDR Max Seydewitz und der SPD- und USPD-Politiker Georg Ledebour. Die SAPD war Teil des antifaschistischen Widerstandes, trat für eine Einheitsfront ein und arbeitete auch mit trotzkistischen Gruppen zusammen.
Ein wichtiger Linkssozialist in der Bundesrepublik war Peter von Oertzen, der versuchte, innerhalb der SPD einen linkssozialistisch orientierten Flügel aufzubauen. Er war auch Autor der linkssozialistischen Zeitschrift Sozialistische Politik. Leo Kofler sowie Wolfgang Abendroth werden ebenso dem Linkssozialismus zugeordnet wie das 1969 gegründete Sozialistische Büro [1].
Auch bei der Entstehung der SED gab es Versuche, der Partei ein linkssozialistisches Profil zu geben. Aufgrund der Stellung zwischen Kommunismus und Sozialdemokratie bot sich diese Möglichkeit an. Diese Tendenzen wurden allerdings durch die herrschende Bürokratie schnell unterdrückt. Anfang der 50er Jahre fand in der SED schließlich eine regelrechte Kampagne gegen ehemalige SAPD-Mitglieder und andere Linkssozialisten statt. Der Linkssozialismus konnte sich fortan nur noch in kleinen Kreisen halten. Diesen Kreisen sind Personen wie Robert Havemann oder Rudolf Bahro zuzuordnen.
Inwiefern die Partei Die Linke in der Tradition des Linkssozialismus zu verorten ist, ist in der Literatur umstritten. Die stärkste innerparteiliche Tendenz zum Linkssozialismus findet sich in der Strömung Sozialistische Linke[2], in der sich sowohl linke Gewerkschafter und ehemalige Sozialdemokraten als auch Trotzkisten befinden. Nach dem Zusammengehen von PDS und WASG hat sich der Verein WAsG e.V. in die nach dem linkssozialistischen Politikwissenschaftler benannte Wolfgang-Abendroth-Stiftungsgesellschaft umgewandelt.
Literatur
- Christoph Jünke (Hrsg.): Linkssozialismus in Deutschland. Jenseits von Sozialdemokratie und Kommunismus? Hamburg 2010.
- Klaus Kinner: Der deutsche Kommunismus und Linkssozialismus: Selbstverständnis und Realität Band 3 Im Kriege (1939-1945). Berlin 2009.
- Klaus Kinner: DIE LINKE - Erbe und Tradition 02: Wurzeln des Linkssozialismus. Berlin 2010.
- Gregor Kritidis: Linkssozialistische Opposition in der Ära Adenauer. Hannover 2008.
- Peretz Merchav: Linkssozialismus in Europa zwischen den Weltkriegen. Wien 1979.
Weblinks
- Christoph Jünke: Bericht von der Tagung Jenseits von Sozialdemokratie und Kommunismus? Zur Problemgeschichte, Programmatik und Aktualität des Linkssozialismus' der Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen vom 11. bis 12. Dezember 2009 in Duisburg.
- Andreas Diers (Die Linke Bremen): Linkssozialismus. Ursprünge und Geschichte 1917 bis 1989
Einzelnachweise
- ↑ Gottfried Oy: Spurensuche Neue Linke - Das Beispiel des Sozialistischen Büros und seiner Zeitschrift links (Sozialistische Zeitung (1969 bis 1997); rls-papers, Hrsg. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Frankfurt am Main 2007, S. 7 ff. (online als PDF-Datei)
- ↑ Tom Strohschneider, Wolfgang Hübner, Lafontaines Linke, Berlin 2007, S. 229 f.
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