- Spieß
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Ein Spieß (auch Pike von französisch piquer ‚stechen‘) ist eine historische Stichwaffe zu Jagd- und Kriegszwecken, die im Unterschied zum Speer nicht geworfen wird.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der einfache Spieß ist wohl eine der ältesten Waffen der Menschheit. Bei Schimpansen wurde die Fähigkeit des Werkzeuggebrauchs festgestellt. Schimpansen spitzen Holzstöcke mit den Zähnen an und stochern damit in Höhlen von kleinen Säugern. Somit kann der Spieß wohl als die älteste bewusst hergestellte Waffe bezeichnet werden.
Im niedersächsischen Lehringen wurde im Brustkorb eines Waldelefantenskeletts ein 2,38 m langer Spieß (Lanze von Lehringen) aus Eibenholz gefunden, der auf 128.000 bis 115.000 Jahren BP datiert und den mittelpaläolithischen Neandertalern zugeschrieben wird. [1]
Der Mensch entwickelte den Spieß zum Wurfspieß (Speer) weiter. Dieser kann geworfen, aber auch im Nahkampf zum Stechen verwendet werden.
Der Einsatz des nicht werfbaren Spießes ist als Langspieß wieder in der Antike belegt. Die Sarissa war die Hauptwaffe der makedonischen Phalanx im 4. Jahrhundert v. Chr.. Erst im Spätmittelalter nahm die Bedeutung wieder zu. Während des schottischen Unabhängigkeitskriegs entwickelten Schotten den Schiltron, eine Gefechtsformation mit Langspießen. Die Schweizer entwickelten die Taktik des Gewalthaufens und die Pikeniere als schwere Infanterie mit Piken. Andere europäische Nationen übernahmen dieses, besonders Spanien, deren Tercios (sp. Drittel) Pikeniere und Arkebusiere effektiv verbanden. Die Bedienung einer Pike war leicht zu erlernen. Eine Formation Spießträger („Spießgesellen“) konnte sich sehr erfolgreich gegen eine Kavallerieattacke zur Wehr setzen.
Das Aufkommen von Artillerie und Feuerwaffen brachte das Ende dieser Ära.
Beschaffenheit
Der hölzerne Schaft besaß eine Länge von 5 bis 6 Metern. Die Spitze bestand aus verschiedenen Materialien. Am einfachsten war ein angespitztes Ende, gegebenenfalls feuergehärtet. In der Frühzeit wurden Naturmaterialien wie Knochen oder Stein verwendet, später Bronze oder Eisen. Der obere Teil des Holzschaftes konnte durch metallene Bänder verstärkt werden, um ein Abbrechen der Spitze aus dem Holz zu verhindern.
Ableitungen
Davon abgeleitet ist der Begriff Spießer oder Spießbürger für einen Menschen mit konservativen, bürgerlichen Ansichten. Dies kommt daher, dass der Spieß (wie der Kriegsflegel, im Gegensatz zu den Waffen des Adels wie Lanze und Schwert) im europäischen Mittelalter eine leicht herzustellende Waffe war, deren Einzelteile aus billigen, zur Genüge vorhandenen Materialien bestanden und die von Bürgern und Bauern bei Aufständen gegen die Obrigkeit verwendet wurde. Beispiele sind die Hussiten- (1419-1434) oder Bauernkriege (1525).
Die Redensart „etwas von der Pike auf lernen“ hat sich vom Pikenier entwickelt, da ein Soldat, der gerade erst angeworben wurde und selbst nicht in der Lage war, eine Schusswaffe oder ein Pferd mit einzubringen, mit einer Pike ausgerüstet wurde. Das Kriegshandwerk musste also für Soldaten ohne Erfahrung „von der Pike“ auf erlernt werden.
- Deutsche Streitkräfte
In Reichswehr, Wehrmacht, NVA und Bundeswehr war bzw. ist Spieß die umgangssprachliche Bedeutung für Kompaniefeldwebel.
Museale Rezeption
Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien sind zahlreiche originale Piken aus dem 17. Jahrhundert ausgestellt. Weiters sind mehrere Figurinen von kaiserlichen Pikenieren aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu sehen, die auch mit Stichdegen ausgerüstet sind.[2] Im Grazer Landeszeughaus, der größten noch erhaltenen Rüstkammer der Welt, ist ebenfalls eine große Anzahl Piken aus dem 16. und 17. Jahrhundert zu sehen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Almut Bick: Die Steinzeit, Theiss-Verlag, S. 65, ISBN 978-3-8062-1996-8
- ↑ Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000 S. 11.
Literatur
- Schmidtchen, Volker: Kriegswesen im späten Mittelalter. Technik, Taktik, Theorie, Weinheim 1990. ISBN 3-527-17580-6
- H. W. Koch: Illustrierte Geschichte der Kriegszüge im Mittelalter (Originaltitel: Medieval Warfare). Bechtermünz Verlag (Originalverlag: Bison Books Limited, London), 1998, S. 73, 131, 133, 149, 180-81, 188, 191, 197-98, 212, 231, 236, 244. ISBN 3-8289-0321-5
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