- Schottische Unabhängigkeitskriege
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Die Schottischen Unabhängigkeitskriege dauerten von 1296 bis 1357. In diesem Zeitraum versuchten nacheinander die englischen Könige Edward I., Edward II. und Edward III. das Königreich Schottland zu unterwerfen und in ihrem Hoheitsbereich einzugliedern. Aufgrund seiner engen diplomatischen Beziehungen zu Schottland und der fortwährenden Rivalität zu England spielte auch das Königreich Frankreich eine wichtige Rolle in diesem Konflikt. Die Schottischen Unabhängigkeitskriege gelten als einer der auslösenden Faktoren für den Ausbruch des Hundertjährigen Kriegs zwischen England und Frankreich. Üblicherweise unterscheidet man zwischen dem Ersten Schottischen Unabhängigkeitskrieg (1296 – 1328), der mit dem Abkommen von Edinburgh und Northampton endete, und dem Zweiten Schottischen Unabhängigkeitskrieg (1332 – 1357) der mit dem Vertrag von Berwick sein Ende fand.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Am 19. März 1286 kam König Alexander III. von Schottland bei einem Sturz von seinem Pferd ums Leben. Da seine beiden Söhne bereits vor ihm verstorben waren, drohte das Herrscherhaus der Dunkeld auszusterben. Letzter Spross dieser Familie war Margarete, die zu diesem Zeitpunkt erst dreijährige Enkelin des Königs, die am norwegischen Hof lebte. Diese Maid of Norway wurde zur neuen Königin von Schottland erklärt, während die Regierungsgeschäfte zunächst von einem sechsköpfigen Regentschaftsrat, den sogenannten “Guardians of the Kingdom” übernommen wurde.[1]
Schon bald kam es zu Streitigkeiten um die Thronfolge. Robert Bruce, 5. Lord of Annandale, dessen Familie von König David I. abstammte, erklärte sich für den einzigen rechtmäßigen Thronnachfolger. Er versammelte einige adelige Gefolgsleute und Truppen und konnte schon bald einige Orte im Süden des Königreiches unter seine Kontrolle bringen. James the Stewart, selbst einer der Guardians, schlug sich auf Bruce’ Seite. Um einen drohenden Bürgerkrieg abzuwenden wandten sich die anderen Guardians an König Edward I. von England, der als Schiedsrichter fungieren sollte. Dies war insofern natürlich, da die Frau des verstorbenen Alexanders III. eine Schwester des englischen Königs gewesen war. Dieser war somit Großonkel der minderjährigen Margarete. Edward I. sah eine günstige Gelegenheit seinen eigenen Einfluss in Schottland zu mehren. Er entschied, dass Margarete mit seinem eigenen Sohn, dem späteren Edward II., verheiratet werden sollte, was Schottland zu einem männlichen Herrscher verhelfen sollte. Tatsächlich stimmte der Regentschaftsrat diesem Vorschlag zu und traf Anstalten, um die künftige Königin zur Krönung nach Schottland zu holen. Diese verstarb allerdings auf ihrer Überfahrt am 26. September 1290, womit alle Pläne hinfällig wurden.[2]
Die Folge des unerwarteten Todes der jungen Thronfolgerin war ein Interregnum in dem sich nicht weniger als 13 Anwärter auf den schottischen Thron fanden. Wieder wurde König Edward I. gebeten zu vermitteln, damit ein Bürgerkrieg vermieden werden konnte. Dieser sprach sich unter dem Aspekt der Primogenitur für John Balliol aus, der am 17. November 1292 die Nachfolge als König von Schottland antrat. Edward I. glaubte den von ihm installierten und protegierten John Balliol als Vasall ansehen zu können. Als er einen Krieg gegen Frankreich plante, wandte er sich deshalb an den schottischen König, ihm mit seinem feudalen Gefolge zu Seite zu stehen. John Balliol weigerte sich allerdings dieser Forderung nachzukommen, da sie den Interessen seines Landes zuwiderlief. Vielmehr ging er am 23. Oktober 1295 eine Allianz mit dem designierten Gegner Frankreich (→ Auld Alliance) ein. Der Bruch mit Edward I. war nunmehr unvermeidlich. Im Frühjahr des folgenden Jahres marschierte ein englisches Heer in Schottland ein. Am 27. April 1296 schlug es die schottischen Truppen in der Schlacht bei Dunbar. Am 10. Juli musste John Balliol abdanken; er verbrachte die nächsten Jahre als Gefangener im Tower of London.[3]
Erster Schottischer Unabhängigkeitskrieg
Die erste heroische Figur auf dem Weg zur schottischen Unabhängigkeit von England war William Wallace, dritter Sohn des verarmten Ritters Malcolm Wallace und Margarete de Crauford, der Tochter des Sheriffs von Ayr. Wallace begann in den neunziger Jahren des 13. Jahrhunderts mit anderen, wie zum Beispiel dem Fürsten Andrew Moray, englische Einheiten zu überfallen. Hinzu kam, dass ein englischer Statthalter, so wird angenommen, Wallaces Frau umgebracht hatte, weil diese ihm (Wallace) zur Flucht vor englischen Soldaten verholfen hatte. Damit trat zu seinem Patriotismus noch ein starkes persönliches Motiv. Es war der Anfang einer offenen Rebellion gegen die fremden Machthaber.
Nach mehreren Überfällen und Scharmützeln gelang Wallace 1297 zusammen mit Moray in der Schlacht von Stirling Bridge sogar ein spektakulärer militärischer Erfolg. Dort an der Brücke über den Forth vernichtete er die mit etwa 10.000 Rittern vierfach überlegene und gefürchtete Streitmacht Edwards I..
Wallace wurde von den Schotten geehrt und zum „Guardian of Scotland” ernannt. Später jedoch fehlte es ihm an weiterer Unterstützung durch den meist normannischen Adel. Zu oft hatten diese Adligen auch in England Besitztümer und wollten diese nicht durch Parteinahme für Wallace gefährden. So wurden die aufständischen Schotten 1298 – nur ein Jahr nach Stirling Bridge – in der Schlacht von Falkirk von Edward geschlagen.
Wegen dieser und anderer schwerer Niederlagen, die dieser König den Schotten beibrachte, ist Edward I. unter dem Beinamen „Der Hammer der Schotten” in die Landesgeschichte eingegangen. Nach Falkirk konnte William Wallace zwar fliehen, doch sieben Jahre später wurde er von einem Landsmann verraten, gefangen genommen und nach einem öffentlichen Verfahren am 23. August 1305 in London auf grausamste Weise hingerichtet. William Wallace wurde im Bewusstsein der Schotten zum Märtyrer und zum ersten schottischen Nationalhelden.
Robert the Bruce
Erst Robert I., später bekannt als Robert the Bruce und ein Zeitgenosse Wallaces, konnte das schottische Machtvakuum füllen. Er wurde dessen Nachfolger in der Führung und im Kampf um die schottische Unabhängigkeit. Robert ließ sich am 25. März 1306 in Scone zum König der Schotten krönen. Das Parlament war zusammengetreten, und hatte dafür Macht gefordert: Das wurde in der Declaration of Arbroath ganz klar festgelegt – nur schienen sich die nachfolgenden Monarchen daran nicht mehr erinnern zu wollen. Diese Willenskundgebung wurde 1320 nach den fürchterlichen Jahren des Zweiten Interregnums und der Unabhängigkeitskriege aufgesetzt.
Damals hatten die Menschen noch immer deutlich unter Eindruck der englischen Besetzung und des Banns, den die Kirche über den König und größten Helden Schottlands – Robert the Bruce – verhängt hatte, gestanden. So waren die meisten führenden schottischen Persönlichkeiten in der Abtei von Arbroath zusammengetroffen, hatten eine Sinneserklärung im besten und geschliffensten Latein verfasst und sie an Papst Johannes XXII. geschickt. In diesem Manifest hatte die Führungsschicht des Landes – Landherren und Fürsten, hohe Bürger und die gesamte kirchliche Obrigkeit – ihre Entschlossenheit, die Unabhängigkeit Schottlands zu verteidigen, betont.
Gleichzeitig hatten sie Robert auch weiterhin unterstützen wollen – es sei denn, er würde sich den Feinden des Landes (also an erster Stelle dem englischen König) beugen. Diese „Deklaration von Arbroath” hat nie den Bekanntheitsgrad wie die berühmte Magna Carta erreicht, die 1215 – knapp 100 Jahre zuvor – von der englischen Obrigkeit dem dortigen König John aufgezwungen und zur Unterzeichnung vorgelegt wurde.
Wegen des Mordes an seinem Vetter und seiner ehemaligen Loyalität zu Edward I. misstraute ihm der schottische Adel und verweigerte ihm die Unterstützung, so dass Robert ein macht- und landloser König war. Er wurde mehrfach von Edward geschlagen und musste schlussendlich sogar nach Irland fliehen.
Ab 1307 begann er sein Reich zurückzuerobern. In kleinen Scharmützeln griff er die Engländer wieder und wieder an. Seine Guerillataktik war erfolgreich und brachte ihm mit der Zeit den Respekt und die Unterstützung der schottischen Adligen ein. Sein Erzfeind Edward I. starb im selben Jahr.
Am 23. und 24. Juni 1314 feierte Robert the Bruce seinen größten militärischen Erfolg: In der Auseinandersetzung um Stirling Castle, der letzten von Engländern gehaltenen Burg in Schottland, wurde sieben Jahre später das riesige englische Heer in der historischen Schlacht an dem kleinen Bach Bannockburn, der Schlacht von Bannockburn, von den Schotten so gut wie vollständig aufgerieben. Rund 5.000-8.000 Schotten unter der Führung von Robert the Bruce besiegten die 13.000-24.000 Engländer unter Edward II.. Der unerwartete Sieg über Edward II. garantierte die vollständige Akzeptanz von Robert I. als König im eigenen Land.
Nach dem Trauma der Unabhängigkeitskriege machten die Freien und Mächtigen des Reichs 1320 ihrem König allerdings klar, dass er nicht vollkommen willkürlich handeln konnte: In der Declaration of Arbroath erklärten sie, dass sie ihn nur solange unterstützen würden, wie er die Rechte der Nation zu wahren bereit war.
Als erste ihrer Art überhaupt im mittelalterlichen Europa ist diese nachdrückliche Willenserklärung ein bewegendes Dokument und die Antwort einer unterdrückten Nation auf die Politik viel stärkerer Mächte, die ihre Freiheit beschränken wollten, sowie erst recht ein beredter Ausdruck schottischen Bewusstseins für eine eigene nationale Identität. Schottland hebt sich damit unter den anderen europäischen Nationen, in deren Selbstverständnis das Gottesgnadentum der Krone grundlegend war, singulär hervor.
Zwar hielt der Krieg zwischen England und Schottland noch an, doch wurde 1328 – 14 Jahre nach Bannockburn – die Unabhängigkeit Schottlands durch den englischen König Edward III. im so genannten Abkommen von Edinburgh und Northampton anerkannt. Robert the Bruce starb 1329. Sein Sohn König David II. wurde, erst fünf Jahre alt, zum König Schottlands ausgerufen.
Zweiter Schottischer Unabhängigkeitskrieg
Die Engländer konnten aber immer noch nicht die schmähliche Niederlage bei Bannockburn vergessen. Sie witterten jetzt Morgenluft und ermutigten Edward Balliol, Sohn des glücklosen John Balliol, als Gegenkönig nach der schottischen Krone zu greifen. Der junge David II. musste ins verbündete Frankreich fliehen.
Edward Balliol wurde aber von königstreuen, schottischen Fürsten verjagt, und damit war der Weg für David wieder frei. Erwachsen und gereift zurückgekehrt, fiel David dann 1346 unter anderem mit französischen Truppen in England ein und geriet dabei in Gefangenschaft.
Robert Stewart – durch seine Mutter Marjorie Bruce ein Enkel von Robert I. – war der Neffe von David II. Sein Vater hatte das Amt seiner Vorväter – Lord High Steward of Scotland – in seinen Namen übernommen (der Lord High Steward ist auch heute noch einer der höchsten Repräsentanten der Krone). Für die Zeit, während David in England gefangen gehalten wurde, übernahm Robert die Regierungsgeschäfte in seinem Namen. Durch die Zahlung eines astronomisch hohen Lösegelds an England ermöglichte er ihm die Rückkehr auf den Thron. Ganz Schottland litt danach unter einer enormen Steuerlast. Als David II. 1371 kinderlos starb, hinterließ er seinem Nachfolger Robert II. ein von Abgaben, Hungersnöten und Pestepidemien geschwächtes Schottland.
Belege
Literatur
- Rosalind Mitchison: A History of Scotland, Routledge, London 2002. ISBN 0-415-27880-5
- Scottish Battles, Lang Syne Publ. Ltd., 1985. ISBN 0-946-26480-5
Einzelnachweise
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