- St.-Stephanus-Kirche (Bockum-Hövel)
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Die seit 1985 denkmalgeschützte St. Stephanus-Kirche ist der älteste und traditionsreichste Sakralbau der katholischen Kirche im Ortsteil Bockum, Teil des Stadtbezirks Bockum-Hövel der Großstadt Hamm. Die erste, bereits damals dem heiligen Stephanus geweihte Kirche an diesem Standort, wurde zwischen 1045 und 1050 von Bernhard von Werl-Hövel gestiftet, dem ersten Grafen von Hövel. Die zweite, sogenannte Alte Kirche ist dann im 14. Jahrhundert erbaut worden. Der heutige Kirchbau wurde in den Jahren 1905 bis 1907 errichtet, nachdem Bockumer Bürger den zu klein gewordenen früheren Kirchbau heimlich abgerissen hatten, um den denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen zu entgehen, die den Erhalt des alten Kirchgebäudes vorsahen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Filialkirche St. Stephanus
Bereits im achten und neunten Jahrhundert lagen auf der Bockumer Höhe Höfe sächsischer Bauern. Die zugehörige Bauernschaft wurde Buokheim, auch Bockhem (Buchenheim) genannt. Dieser Name wird in vielen Urkunden erwähnt. Südlich zur Lippe hin schloss sich die heutige Bauernschaft Merschhoven an. Sie wurde früher Da(h)lbockum genannt. Dort befanden sich der gleichnamige Hof und der Hof Frye to Dahlbockum (heute Frey).
Auf der Höhe lag der alte Oberhof Bockum (heute Bauernhof Köhne), der mit den ihm unterstellten Höfen um 1265 dem Domkapitel zu Münster, weniger später aber der Familie von Rinkerode zu Steinfurt-Heessen (Steinfurt = Drensteinfurt) gehörte.
Auf diesem Ober- oder Amtshofe zu Bockum saß ein Schulze, der die Abgaben von den umliegenden Unterhöfen einzuziehen hatte. Als nach der Gründung der Kirche ihre Umgebung ein begehrter Ansiedlungsplatz wurde, teilte man den Hof auf (noch vor dem Jahre 1300). Dadurch entstanden Einzelhöfe und Kotten in dem neuen Kirchdorf und in seiner Umgebung. Sie gehörten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts dem Schlossherrn zu Heessen als Grundherren und waren ihm dienst- und abgabepflichtig. Auch der Oberhof gelangte 1468 in den Besiitz der Herren von Heessen, als die Güter und Höfe zwischen Steinfurt und Heessen geteilt wurden. Bei ihm verblieb eine bedeutende Land- und Ackerfläche. Später wechselte der Hof dann in Privatbesitz und unterstand bis 1890 der Familie Schulze-Blasum. In diesem Jahr ging er an die Familie Köhne über, die ihn noch heute bewirtschaftet.
Zwischen 1045 bis 1050 wurde die Enkelin des ersten Grafen von Hövel und Erbauers der Burg Hövel, Adelheid von Lauffen, geboren. Aus Dankbarkeit stiftete der Großvater Bernhard eine Eigenkirche in Bockum. Diese erhielt das Patronat des Heiligen Stephanus. Gleichzeitig holte Bernhard einen weiblichen Orden nach Hövel, der noch keiner Gemeinschaft angeschlossen war. Diesen siedelte er auf dem heutigen Klosterhofe an. Der Klosterhof muss schon weit älter sein, denn man fand hier Lanzenspitzen und kleine Hufeisen aus der Römerzeit.
Als zwischen 1170 und 1180 die Eigentumsverhältnisse an der St. Stephanuskirche nicht geklärt werden konnten, wurde das Domkapitel von Münster Lehnsnehmer der Bockumer Kirche. Lehnsherr wurde der Domdechant und Propst von Sankt Martini in Münster Gottfried von Altena, der ein Nachfahre des Grafen Bernhard von Hövel war. St. Stephanus war damit Eigenkirche des Domkapitels zu Münster, dem damals der Amtshof Bockum noch gehörte. 1193 teilte Bischof Hermann II. die Kirche dem Archidiakonat (geistlicher Gerichtsbezirk) des Probstes von St. Martini in Münster zu.
Um die Kirche entstand im Laufe der Jahre ein Dorf, das den alten Bauernschaftsnamen Bockum übernahm. Das neue Kirchspiel wurde von den Pfarrbezirken Ahlen und Werne abgepfarrt. Das Patronatsrecht haftet bis auf den heutigen Tag an dem Besitz des adeligen Hauses Beckedorf. Inhaber dieses Rechts waren zunächst die Herren von Hövel, dann die Freiherren von Boymer (Böhmer) zu Beckedorf und heute die Grafen von Merveldt zu Westerwinkel, die Beckedorf 1855 käuflich erwarben.
Die erste Kirche muss wohl ein einfacher Holzbau gewesen sein. Die zweite, sogenannte Alte Kirche stammt nach Schwieters aus dem 14. Jahrhundert. Das genaue Baujahr ist nicht bekannt; sie muss jedoch ein bemerkenswerter Bau gewesen sein, denn sie wurde im vorigen Jahrhundert unter Denkmalschutz gestellt, da sie zu den Kunstdenkmälern Westfalens gehörte.
Die Kirche war im gotischen Stil erbaut. Sie hatte außer dem Hauptschiff nur ein Seitenschiff (gewöhnlich haben Kirchen ein Hauptschiff und zwei Seitenschiffe), das nach Norden lag. Weil nur zwei Gewölbe vorhanden waren, stand in dem Gotteshaus nur ein einzelner, mächtiger Pfeiler. Im Turm hingen drei sehr alte Glocken ohne Jahreszahl und Inschriften. Ein romanischer Taufstein, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert, der mit schräggestellten Arkaden unter einem Blattfries geschmückt ist, steht noch in der heutigen Kirche; auch ist das alte Sakramentshäuschen mit reichem Aufbau aus dem 14. Jahrhundert in die neue Kirche übernommen und an der ehemaligen Frauenseite aufgestellt worden.
Über fünf Jahrhundert diente der alte Bau mit seinem vierseitigen Turm der Gemeinde als Gotteshaus.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde die Bockumer Kirche zu klein, alle Gläubigen aufzunehmen. Der damalige Pfarrer Weckendorf befasste sich mit Neubaugedanken. Die Regierung genehmigte den Neubau auf der alten Stelle aber nicht. Die alte Kirche sollte unter allen Umständen als Kunstdenkmal erhalten bleiben. Zweimal reiste der Pfarrer in dieser Angelegenheit nach Berlin zum Ministerium, jedoch ohne Erfolg.
Als er von der zweiten Reise zurückkehrte, empfing ihn einer seiner Pfarrkinder auf dem Bahnhof Hamm (Westfalen) mit den Worten: Herr Pastor, unser Kirche in Bockum ist gestern zusammengestürzt. Kein Stein steht mehr auf dem anderen. Nun können wir doch an der Stelle unsere neue Kirche bauen.
So konnte in den Jahren 1905 bis 1907 die jetzige St. Stephanuskirche errichtet werden; sie wurde am 6. Oktober 1907 eingeweiht. Mit ihrem wuchtigen Turm bildet sie das Wahrzeichen des ehemaligen Dorfes, das, wie die Höveler Kirche, weit in das Münsterland und in die Gegend am Hellweg schaut.
Pfarrgemeinde St. Stephanus
2005 wurde die ehemals selbständige Kirchengemeinde St. Stephanus mit den Gemeinden Christus König, Herz Jesu und St. Pankratius zur neuen katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist Bockum-Hövel zusammengelegt. Neue Pfarrkirche ist St. Pankratius, die anderen Kirchen werden als Filialkirchen genutzt.
Geschichtsschreibung in Bockum-Hövel im Umfeld der Kirche
Der Pastor Kumann, der von 1797 bis 1836 in Bockum wirkte, verdankt Bockum-Hövel ausgedehnte Forschungen auf dem Gebiete der münsterländischen Geschichte. Er schrieb eine Geschichte der Bischöfe von Münster sowie über die Adelsgeschlechter, die Rittergüter und die Städte und Ortschaften des Bistums.
Literatur
- Brücker, Rainer; Die Konfessionsentwicklung in Westfalen im 17. Jahrhundert, Dissertation, Münster 2004[1]
- Dehio, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Dt. Kunstverl., München, 1964., S. 63;
- Masannek, Winfried "Bockum-Hövel - Erinnerungen an eine junge, dynamische Stadt", Bockum-Hövel 1974
- Schwieters, Julius; Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Teil des Kreises Lüdinghausen, 1886
- Denkmalliste der Stadt Hamm[2]
- Schroeder, Willi E., Ein Heimatbuch. Zwei Stadtteile stellen sich vor. Bockum und Hövel., 1980.
- Winfried Masannek, Bockum-Hövel. Erinnerungen an eine junge, dynamische Stadt, 1974.
- Fritz Schumacher, Hartmut Greilich, Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde, Hamm 1956, Neuauflage 2002.
- Broschüre der Bezirksvertretung Bockum-Hövel[3]
- Friedrich Wilhelm Jerrentrup: Katholische Pfarrkirche St. Stephanus, in: Kirchen der Neuzeit in Hamm, Hamm 2002, S. 82-87.
- Kath. Pfarrgemeinde Heilig Geist Bockum - Hövel (Hrsg.), St. Stephanus Bockum 1907 - 2007, Hamm 2006
- Katholischer Arbeiter- und Knappenverein Bockum (Hrsg.), 1907 25 Jahre 1932 Festschrift, Bockum - Hövel 1932
Weblinks
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