- St. Egidien (Nürnberg)
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Die evangelisch-lutherische St. Egidienkirche am Egidienplatz ist eine Kirche in der Sebalder Altstadt von Nürnberg.
Inhaltsverzeichnis
Die mittelalterlich Kirche
Die mittelalterliche Kirche war eine zu Beginn des 12. Jahrhunderts neu errichtete Klosterkirche: Sie ging auf das von Regensburg aus gegründete Schottenkloster St. Egidien zurück, das 1525 unter dem Abt Friedrich Pistorius aufgelöst wurde. Diese Kirche war eine dreischiffige romanische Basilika und findet sich wohl in Teilen in der heutigen, erst nach 1200 eingewölbten Eucharius-Kapelle wieder.[1] Im 15. Jahrhundert wurde am Kloster und an der Kirche erheblich gebaut; unter anderem wurde das Mittelschiff der Kirche eingewölbt und gegen Osten ein gotischer Langchor vorgeschoben. Vom 6. zum 7. Juli 1696 zerstörte ein Brand das Kloster und den seit der Reformation als Predigtkirche dienenden Kirchenbau fast vollständig. Erhalten aus der Zeit vor dem Brand sind die Euchariuskapelle aus dem 12., die Tetzelkapelle aus dem 14. und die Wolfgangskapelle aus dem 15. Jahrhundert. Hier sind sehenswert das Landauer Grabmal von Adam Kraft und die für Nürnberger Patrizierkirchen typischen Totenschilde, hier zum Gedächtnis an verstorbene Mitglieder der Patrizierfamilie Tetzel von Kirchensittenbach.
Der Barockbau
1711 (Grundsteinlegung am 14. Oktober) bis 1718 wurde auf den Überresten des Vorgängerbaus eine barocke Kirche neu errichtet. Baumeister waren Johann Trost und Gottlieb Trost. Es handelte sich dabei um das größte städtische Bauvorhaben im Nürnberg des 18. Jahrhunderts[2]. Die Stuckaturen stammten von dem gebürtigen Südschweizer und in Mailand ausgebildeten Donato Polli. Die in der Qualität unterschiedlichen Fresken malten Daniel Preisler und Johann Martin Schuster.[3] Die Ausstattung war klassizistisch-konrinthisch gehalten. 1810 wurde die Egidienkirche Pfarrkirche und 1928-34 und 1937/38 außen und innen gründlich renoviert. Im Zweiten Weltkrieg brannten beim großen Fliegerangriff am 2. Januar 1945 Hauptschiff, Vierung, Querhäuser und der Chor völlig aus, die Mansarddächer stürzten ein und die Außenmauern wurden beschädigt.[4]
Wiederaufbau
Als einziger kirchlicher Barockbau in Nürnberg war es denkmalpflegerisch keine Frage, dass die zerstörte Kirche wiedererstehen musste, ein Anliegen, das auch die nach 1945 allmählich wieder anwachsende Kirchengemeinde St. Egidien mit Nachdruck betrieb. Im ersten Bauabschnitt wurde von 1946 bis 1952 die Eucharius- und Tetzelkapelle wiederhergestellt und die kostbaren Glasfenster, die man während des Krieges zur Sicherheit ausgebaut hatte, wieder eingesetzt. Die vom Verfall bedrohte St. Wolfgangskapelle erhielt ein Dach. Mit der Wiederherstellung des Kirchenschiffes, wo sich der Polli-Stuck an den Wänden erhalten hatte, wurde Architekt R. Göschel beauftragt; ab 1947 begannen die Planungen, 1955 die Wiederaufbauarbeiten, und am 7. März 1957 konnte das Richtfest begangen werden. Der alte Stuckdekor wurde erhalten, das frühere Spitzenstuckgewölbe des Mittelschiffs mit seinem Mittelfresko wurde durch ein neues Stichkappengewölbe mit darüberliegendem zweiten Gewölbe ersetz. Auch mussten die schwer beschädigten Türme – 1951 drohte der Südturm einzustürzen – mit ihren zerschossenen Turmknöpfen in mehrjähriger Arbeit erneuert werden. Am 8. März 1959 wurde die Kirche wieder ihrer Bestimmung übergeben. Die neue Einrichtung wurde schlicht und nicht historisierend gestaltet; den Altar rückte man vom Ende des Chores in die Vierung.[5]
Glocken
Auf beide Türme verteilt hängen sechs Glocken.
Nr. Nominal
(16tel)Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser
(mm)Gewicht
(kg)Glockenstuhl 1 d1 +1 1965 Glockengießerei Bachert, Karlsruhe 1387 1534 Südturm 2 e1 −1 1965 Glockengießerei Bachert, Karlsruhe 1240 1066 Nordturm 3 g1 +1 1959 Glockengießerei Bachert, Karlsruhe 1070 766 Südturm 4 h1 −1 1959 Glockengießerei Bachert, Karlsruhe 825 340 Nordturm 5 d2 +1 1959 Glockengießerei Bachert, Karlsruhe 702 235 Nordturm 6 e2 ±0 1959 Glockengießerei Bachert, Karlsruhe 640 185 Nordturm Quellen
- ↑ St. Egidien 1718-1959, S. 9
- ↑ Nestmeyer, R. (2006). Nürnberg-Fürth-Erlangen. Erlangen: Michael Müller Verlag
- ↑ St. Egidien 1718-1959, S. 16
- ↑ St. Egidien 1718-1959, S. 33
- ↑ Dieser Abschnitt orientiert sich an: St. Egidien 1718-1959, S. 29-37
Literatur
- Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
- Evang.-Luth. Pfarramt St. Egidien (Hrsg.): St. Egidien 1718-1959. Festschrift zur Wiedereinweihung der St. Egidienkirche in Nürnberg. Nürnberg 1959, 56 Seiten
Siehe auch
Weblinks
49.456611.0815Koordinaten: 49° 27′ 24″ N, 11° 4′ 53″ OKategorien:- Kirchengebäude in Nürnberg
- Romanisches Kirchengebäude in Bayern
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- Barockes Kirchengebäude in Bayern
- Baudenkmal in Nürnberg
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