St. Johann im Wald

St. Johann im Wald
Wiese und Forsthaus bei der ehemaligen Wallfahrtskapelle

St. Johann im Wald war eine 1607 grundsteingelegte Wallfahrtskapelle, auf der Gemarkung von Treherz einem Teilort von Aitrach im Landkreis Ravensburg. Von der Kapelle ist heute nichts mehr erhalten. Am 21. November 1798 fand der letzte Gottesdienst in St. Johann statt. Sie befand sich auf einem 688 m hoch gelegenen kleinen Plateau, das heute noch als St. Johanner Schanze bezeichnet wird und auf dem sich ein Forsthaus der fürstlich Waldburg-Zeil-Trauchburgschen Forstverwaltung befindet. Die Kapelle wurde gestiftet von Froben von Waldburg-Zeil.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Westlich der Europastraße 43 in der Nähe einer keltischen Viereckschanze, östlich der Kreisstraße von Rieden nach Treherz, südlich des Quellgebiets der Schmiddis auf der Markung Treherz, befand sich die vergessene Wallfahrtskapelle St. Johann im Wald. 1568 erwarb Reichserbtruchseß Jakob, der Vater Frobens die Markung Treherz für 7500 Gulden von den Familien Esser und Hopp. Davor war Treherz ein Teil der Besitzungen der Reichsabtei der Benediktiner in Konstanz, Kloster Petershausen. Jakob fasste die Markung neben Marstetten, Wolfegg und Alpe Rohrmoos zu einem zehntfreien Kameralhof zusammen. Im Wirtschaftjahr 1588/89 waren 18 Personen beschäftigt mit dem Anbau von Hafer, Roggen, Herstellung und Verkauf von Käse und der Waldwirtschaft. Als die Söhne Jakobs Heinrich, Gebhard und Froben ihr Erbe 1595 teilten, fielen die Herrschaften Marstetten und Zeil an Froben. Froben erweiterte Treherz um Stallungen für ein großes Gestüt, Viehställe, Kornstadel und Schmiede. Wie schon sein Vater hielt er sich gerne in Treherz auf.

Kapelle

Auf einer Übersichtskarte des Hofmalers der Zeiler Heinrich Wägmann aus dem Jahre 1610 ist die Kapelle eingezeichnet. Von der Kapelle ist heute nichts mehr zu sehen. Auf der ungefähr 10.000 m² großen leicht zum Tal der Iller abfallenden Wiese, steht ein Forsthaus an dem das Zeiler Wappen angebracht ist. Folgend der Zeichnung des aus Luzern stammenden Malers muss es sich um einen einschiffigen Kirchenraum mit an den Längsseiten je drei hohen Fenstern mit gestelzten Rundbögen und Walm- oder Satteldach gehandelt haben. Dem niedrigen ostseitigen Chor schloss sich eine Sakristei ohne Fenster an. An der Nordseite angesetzt war ein Glockenturm mit mehreren übereinanderliegenden Fensteröffnungen. Direkt neben der Kapelle stand das kleine Mesnerhaus.

Grundsteinlegung der Kapelle war am 24. Juni 1607 [1], dem Fest der Geburt des Heiligen Johannes des Täufers, durch den Konstanzer Fürstbischof Jakob Fugger. Mit dem Bau der Kapelle erfüllte Reichserbtruchseß Froben ein Gelübde, das er während einer seiner häufigen Krankheiten gemacht hatte. Die Einweihung der Kapelle fand am Fest der Enthauptung des Heiligen Johannes des Täufers am Sonntag, dem 29. August 1610, statt. Die Kapelle wurde mit einem Kapital von 300 Gulden ausgestattet, das beim Rentamt Zeil hinterlegt war. Das Kapital musste mit 5 Prozent pro Jahr verzinst werden.[2]

Die Konsekration nahm der Weihbischof von Konstanz Dr. Johann Jakob Mirgel vor. Froben hatte auch die Reichsprälaten der umliegenden Reichsabteien aus Rot an der Rot, Ochsenhausen und Ottobeuren eingeladen. Zusätzliche Patrone der Kapelle wurden noch Sylvester und Wendelin. Des Weiteren wurden vier Glocken zu Ehren der Jungfrau Maria, des Heiligen Johannes Baptist, des Apostels Paulus und des heiligen Bischofs und Bekenners Nikolaus von Myra konsekriert. Zwei der vier Glocken waren gefertigt von Meister Wolf Dietrich Merk aus Memmingen. Die Reliquien der Heiligen Mauritius, Ursus und Dalmatius wurden im Altarstein eingeschlossen. Für den Jahrestag der Einweihung und die Sonntage vor und nach dem Fest der Enthauptung wurden Ablässe von je 40 Tagen gewährt.

Ausstattung

Wappen am Forsthaus

Über die Ausstattung ist recht wenig bekannt. Es liegen im Zeiler Archiv Rechnungen von einem Hans Haslander aus Bad Wurzach über Täfer und Holzdecke vor. Notwendige Beifuhren an Sand, Kalk, Halb- und Ziegelsteinen leisteten Untertanen der umliegenden Dörfer. Am Altarfuß wurde folgende Inschrift angebracht, in der Froben seine Dankbarkeit für seine wunderbare Heilung gegenüber dem Täufer zum Ausdruck brachte:

Christo Redemtori nostro in memoriam S.Praecursoris eius ob sanitatem sibi aliisque pluribus miraculo restitutam hanc aram et aedem ex voto erexit Frobenius S.R.I. Dapifer Haereditarius anno reparatae humanae salutis MDCX.

Es ist zuverlässig bezeugt, dass in der Kapelle ein geschnitztes Bildnis des Täufers war, das heute als Seitenaltar in der Herlazhofener Kirche St. Stephanus dient. Des Weiteren stiftete Anna Walburga, († 1652) eine Tochter Frobens zum Dank für ihren Kindersegen das Silberne Haupt, eine wahrscheinlich in Augsburg verfertigte silberne Johannisschüssel, die heute im Besitz des Kirchenschatzes St. Johann Baptist Treherz ist. Das Silberne Haupt wurde während der Wallfahrtwoche im Juni zur Verehrung ausgestellt und Tag und Nacht bewacht. Von Frobens Schwiegertochter Gräfin Johanna von Wolkenstein ist bezeugt, dass sie besonders gerne bei ihrem Namenspatron in St. Johann im Wald betete.[3]

Niedergang der Wallfahrt

Anfänglich ereigneten sich Wunderheilungen, die die Wallfahrt noch verstärkten. Bald war die Innenwand der Kapelle mit Votivtafeln, Krücken und anderen Weihgaben der Wallfahrer bedeckt. Anlässlich einer Kirchenrenovation im 18. Jahrhundert wurde eine ganze Wagenladung Tafeln, die kaum von drei Pferden gezogen werden konnte, aus Platzmangel aus der Kapelle entfernt und verbrannt.

Nach dem Tod von Johann Jakob I. am 21. Februar 1675 teilten seine Söhne Sebastian Wunibald und Paris Jakob die Grafschaft in eine südliche und nördliche Hälfte. Paris Jakob fiel der südliche Teil mit dem Residenzschloss Zeil zu. Er wurde der Stammvater der gräflichen Linie Zeil-Zeil. Sebastian Wunibald erhielt mit Wurzach und Marstetten den nördlichen Teil und begründete die Linie Zeil-Wurzach. Sebastian Wunibald weilte seit 1666 in der Position eines Reichsrates, wegen der Bedrohung der Ostgrenze des Heiligen Römischen Reiches durch die Türken fast nur noch am Hof in Wien. Von dort aus war er für den Kaiser Leopold I. in diplomatischem Auftrag unterwegs.

Der Wunsch nach einer eigenen Pfarrei bestand bei den Einwohnern von Treherz, Steinental und den Wälderhöfen von Anhorn, Baniswald, Häberlings, Langensteig, Nestbaum, Rotengrund, Schnaggenberg, Sigglis und Schmiddis schon lange. Zu Fuß war am Sonntag ein Fußmarsch von vier Stunden nach Aichstetten hin- und zurück zu bewältigen, um eine Messe besuchen zu können. Am 6. Mai 1782 einigten sich die gräflichen Häuser Zeil und Wurzach im Wirtshaus zu Linden auf die Errichtung einer eigenen Pfarrei in Treherz. Am 21. November 1798 fand der letzte Gottesdienst in St. Johann statt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Rechnung von Hans Heck, Wirt zu Aitrach, für 1607: Erstlich an Sanct Johannes Tag, als Ihr Gnaden Herr Byschoff zuo Constenz bey Ihr Gnaden meinem Gnedigen Herrn gewest, geholt worden durch Gutscherjungen 81 Maß Neckerwein, die Maß per 8 Kr., duett 10 fl. 49 Kr. Zeiler Archiv Herrschaft Zeil 1905
  2. Verzaichnis, wa ein gnäd. Herrschaft Zyl den Heyligen und Pfarrkhürchen in dero Graf- und Herrschaften jährlich für Khorn- und Gelltzüns zuerichten schuldig (um 1638), ZAZ 1959, Rechnungen der Heiligenpflege St. Johann 1618 / 19ff.; ZAZWu 4511.
  3. Briefkonzept des Grafen Paris Jakob von Waldburg-Zeil an Bischof Johann Franz I. von Konstanz vom 17. Juni 1682, ZAZ 1677.

Weblinks

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