St. Peter (Merzig)

St. Peter (Merzig)
St. Peter von Nordwesten
St. Peter von Osten (um 1900)
zum Vergleich: Maria Laach
St. Peter von Norden

St. Peter in Merzig (Kreis Merzig-Wadern) ist die größte erhaltene romanische Kirche des Saarlandes.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Merzig ist einer der ältesten Orte des Saarlandes, ein römischer Vicus wurde von einem fränkischen Königshof abgelöst. Ende des 9. Jahrhunderts gelangte der Ort in den Besitz der Trierer Erzbischöfe. Die Klosterkirche St. Peter ist aber erst ab 1152 als ein von Springiersbach besiedeltes Augustinerchorherrenstift bezeugt. 1182 wurden das Kloster in ein Prämonstratenserpriorat umgewandelt, das von der Abtei Wadgassen besiedelt wurde. In dieser Zeit kam es zum völligen Neubau der Klosterkirche, im Wesentlichen der heute bestehende Bau. In der Französischen Revolution wurde das Kloster aufgehoben. 1887 bis 1898 erfolgte eine grundlegende Restaurierung, dabei wurde die Kirche im Inneren auch vollständig ausgemalt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ausmalung übertüncht, aber bei einer 1985 abgeschlossenen Innenrenovierung in großen Teilen wiederhergestellt. Die Kirche ist heute Pfarrkirche des Seelsorgebezirks Merzig.

Architektur

Die Anfang des 13. Jahrhunderts vollendete Klosterkirche ist ein Bau der Spätromanik. Sie gehört – einzigartig im Saarland – zu einer Gruppe von Bauten im Rheinland, im östlichen Belgien und in den Süd-Niederlanden, die von Kubach/Verbeek der „Rhein-Maas-Romanik“ zugeordnet werden.

Im Grundriss ist sie eine kreuzförmige dreischiffige Basilika mit Westturm, ursprünglich flach gedecktem Langhaus, gewölbtem Querhaus und Chor mit runder Apsis, Chorflankentürmen und Nebenapsiden. Vor allem in der Ostpartie ist eine Verwandtschaft zu Maria Laach und Knechtsteden offenkundig, der wesentliche Unterschied ist das Fehlen eines Vierungsturms. Eine Merziger Eigenheit sind die den Chorflankentürmen angesetzten runden Treppentürmchen, die in ihrer oberen Partie wie schlanke Apsiden erscheinen.

Die Ostpartie ist im Außenbau reich gegliedert durch Schachbrettfriese, Lisenen und Blendbögen, Kleeblattarkaden auf Säulchen am Giebeldreieck des Vorchores, eigentümliche schwalbenförmige Fensteröffnungen an den Dachgiebeln der Chorflankentürme, am Vorchorgiebel und den Querhausfenstern, insgesamt charakteristisch für die sogenannte „Rhein-Maas-Romanik“, die Büschel stilisierten Blattwerks in den Zwickeln der Apsis-Bögen verweisen jedoch auf lothringisch-Metzer Vorbilder.

Das Langhaus ist in der Hochwand ungegliedert, an den Seitenschiffen durch die Fenster überhöhte Dreier-Arkaturen und wenig vorspringenden Strebepfeiler.

Türsturz

Die Westpartie ist gänzlich neuzeitlich. Der durch seine gedoppelten Schallarkaden romanisch anmutende Turm stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die aufgrund einer Zeichnung des 17. Jahrhunderts angenommene These einer Doppelturmfassade ließ sich durch archäologische Untersuchungen von 1963 nicht bestätigen (die zwei Türme auf der Zeichnung markieren wohl die Chorflankentürme), vielmehr bestand offenbar immer ein Westturm.

Im Inneren war das Langhaus im Mittelschiff ursprünglich flachgedeckt. Zu den Seitenschiffen öffnen sich leicht spitzbogige Arkaden auf massiven Rundpfeilern. Die Gewölbe wurden nach einem bezeugten Brand im 15. Jahrhundert eingezogen und sind mit der Stiftskirche in Marsal) vergleichbar.

Querhaus und Vierung sind kreuzrippengewölbt, der Vorchor mit Tonnengewölbe ausgestattet. Die Apsis ist durch Blendarkaden über Säulenbündeln mit Halbkuppelgewölbe mit zehn Rippen (vgl. Domchor von Trier) reich gegliedert. Im südlichen Querhaus befindet sich ein Türsturz aus dem 12. Jahrhundert, vermutlich vom Vorgängerbau.

Ausstattung

  • überlebensgroßes Hochkruzifix im Triumphbogen, um 1300 (Arme und Kreuz ergänzt)
  • Pietà, 17. Jh.
  • Sandsteinfiguren: Christus, Maria und 12 Apostel, um 1700
  • Wandtaufbecken, um 1700
  • zierlicher Rokoko-Hochaltar, um 1750

Die Orgel auf der kleinen Empore im Westchor wurde 1960 von der Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn) erbaut. Das Instrument hat 35 Register (Schleifladen) auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch. Den Prospekt des Rückpositives bildet die seltene Venezianderflöte.[1]

I Rückpositiv C–g3

1. Quintade 8′
2. Holzgedackt 8′
3. Venezianerflöte 4′
4. Principal 2′
5. Sifflöte 11/3
6. Cymbel III
7. Musette 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
8. Pommer 16′
9. Principal 8′
10. Rohrflöte 8′
11. Octav 4′
12. Spitzflöte 4′
13. Quinte 22/3
14. Superoctav 2′
15. Mixtur IV-VI
16. Spanische Trompete 8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
17. Holzflöte 8′
18. Gemshorn 8′
19. Principal 4′
20. Schweizerpfeife 4′
21. Waldflöte 2′
22. Terz 13/5
23. Octävchen 1′
24. Scharff IV-V
25. Dulcian 16′
26. Schalmey-Oboe 8′
Pedalwerk C–f1
27. Principal 16′
28. Subbaß 16′
29. Octav 8′
30. Rohrgedackt 8′
31. Choralflöte 4′
32. Nachthorn 2′
33. Hintersatz IV 2′
34. Posaune 16′
35. Trompete 8′
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfen: Zwei freie Kombinationen, eine freie Pedalumschaltung

Umgebung

Nördlich der Stiftskirche bestand lange Zeit die Pfarrkirche St. Walpurgis, die im 16. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde, wahrscheinlich jedoch wesentlich älter war. Nachdem der Pfarrgottesdienst 1725 nach St. Peter verlegt worden war, wurde sie 1752 abgebrochen.

Im Osten steht die Marienkapelle, ein kleiner klassizistischer Saalbau mit Säulenportikus vom Beginn des 19. Jahrhunderts.

Derzeitige Mitarbeiter (Auswahl)

  • Bernd Schneider, Pastor
  • Michael Betzold, Diakon
  • Peter Maas, Organist, Chorleiter der Chöre (Kinderchor, Jugendchor, Kirchenchor, Con Spirito-Chor)

Literatur

  • Dehio: Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1985.
  • Martin Klewitz, St. Peter in Merzig. (Rheinische Kunststätten), Neuss 1972.

Einzelnachweise

  1. www.sankt-peter-merzig.de

Weblinks

 Commons: St. Peter (Merzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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